Wärmepumpen könnten Stromnetze an ihre Grenzen bringen
Der forcierte Heizungstausch stellt Energieversorgung vor Herausforderungen, besonders im Winter. Netzbetreiber wollen im Notfall Wärmepumpen abschalten können. Das sind die Gründe.
Die Bundesregierung möchte die Wärmewende in Deutschland. Ab nächstem Jahr sollen 500.000 elektrisch betriebene Wärmepumpen jährlich ans Netz gehen. Bis 2030 sollen sechs Millionen Geräte angeschlossen sein, so der ehrgeizige Plan.
Es bestehen allerdings Zweifel daran, dass er problemlos umgesetzt werden kann. Denn die große Menge an Wärmepumpen könnten das Stromnetz destabilisieren, berichtete das Handelsblatt am Dienstag.
Eine Wärmepumpe könne mitunter so viel Strom verbrauchen wie ein Mehrfamilienhaus. Sechs Millionen von ihnen hätten einen Energiebedarf von etwa 30 Terawattstunden, erklärte demnach Johannes Wagner vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität Köln (EWI).
Besonders im Winter sind die Geräte eine Herausforderung für die Stromversorgung. Dann müssen sie besonders viel Wärme liefern, gleichzeitig arbeiten sie bei niedrigen Außentemperaturen ineffizient.
Wenn das Ausbauziel eines Tages erreicht sein wird, dann könnten an kalten Wintertagen die Wärmepumpen die Spitzenlast um bis zu zehn Gigawatt erhöhen, erklärte Wagner. Nach derzeitigem Stand könnte diese Energie nur von neuen Gaskraftwerken geliefert werden – aber die wolle momentan niemand bauen.
Ein weiterer Schwachpunkt an dem Plan sind die Stromnetze. Experten mahnen laut Handelsblatt an, dass sowohl Übertragungs- als auch Verteilnetze schnell ausgebaut werden müssen. Doch Planung und Genehmigung von Stromleitungen könnten bislang acht bis zwölf Jahre dauern.
Während in den vergangenen Jahren der Ausbau der "Stromautobahnen" vehement vorangetrieben worden sei, würden Folgen für die Verteilnetze oft nicht bedacht. Ihr Betrieb werde immer anspruchsvoller, weil mit der wachsenden Zahl von Solaranlagen die Einspeisung wächst. Und gleichzeitig wächst mit der Zahl der Wärmepumpen und der Elektromobilität auch die Zahl der Verbraucher.
Vor diesem Hintergrund wünschen sich die Netzbetreiber mehr Möglichkeiten, den Stromverbrauch beeinflussen zu können. Im konkreten Fall könnte das bedeuten, dass die Netzbetreiber Wärmepumpen oder Ladestationen abschalten können, um das Netz zu entlasten.
Wie die Bundesregierung diese technischen Herausforderungen meistern will, ist noch nicht bekannt. Eine größere Gefahr von Stromausfällen aufgrund von Überlastung der Netze sehen deren Betreiber vorerst nicht.
Sind diese Herausforderungen schon hoch, so gesellen sich weitere hinzu: der Fachkräftemangel und anhaltende Lieferschwierigkeiten. Bild hatte diese Problemfelder anhand der Pläne für den Heizungstausch in Baden-Württemberg dargestellt.
In ihrem Energiekonzept hat sich die grün-schwarze Landesregierung vorgenommen, dass bis zum Jahr 2030 rund 550.000 Gas- und Ölheizungen abgewrackt werden. Stattdessen sollen rund 620.000 Wärmepumpen installiert werden.
Heute würden pro Tag 24 Wärmepumpen in Baden-Württemberg montiert, heißt es bei Bild. Sollen die Pläne für das Jahr 2030 eingehalten werden, dann müssten es siebenmal so viele sein. Ziehe man die Zielvorgaben für das Jahr 2040 voran, dann müssten 275 Anlagen pro Tag aufgebaut werden.
Heizungsbauer sind demnach skeptisch. Sie verweisen etwa darauf, dass die Lieferzeiten für Wärmepumpen aktuell neun bis zwölf Monate betragen würden.
Es ist allerdings nicht ausgemacht, dass diese Situation auch in Zukunft bestehen bleiben wird. Die Produktionskapazitäten werden aktuell hochgefahren und auch asiatische Anbieter streben zunehmend auf den europäischen Markt.
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