Walmart ersetzt Roboter wieder durch Menschen - eine Wende?

Screenshot aus Bossa Nova-Video

Menschen würden besser (und billiger) den Bestand in den Regalen feststellen als Roboter, die nun "entlassen" werden

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Die Furcht, dass Roboter und KI den Menschen in einer Gesellschaft, in der das Einkommen der meisten Menschen in der Unter- und Mittelschicht auf Arbeit basiert, aus der Arbeitswelt vertreiben können und damit einen Anstieg von Arbeitslosigkeit und Armut bewirken, ist vielleicht doch nur in manchen Bereichen berechtigt. Selbst bei relativ einfachen Arbeiten lohnen sich mitunter Roboter nicht, was freilich auch damit zu tun hat, dass der Niedriglohnbereich wächst, also die Menschen bereit sind oder sein müssen, auch für wenig Geld oder einen Hungerlohn zu arbeiten.

Der Konzern Walmart gilt als umsatzstärkstes Unternehmen der Welt mit den weltweit meisten Angestellten. Viele Jahre hat der Konzern, um die Lohnkosten zu senken, versucht, in seinen Märkten Menschen durch Roboter zu ersetzen. Damit will er auch weiter experimentieren, berichtet das Wall Street Journal, aber die Konzernführung hat beschlossen, keine Roboter mehr einzusetzen, um die Regale und die Vorräte zu überprüfen. In etwa 500 Märkten wurden die Roboter eingesetzt. Die Verträge mit dem Roboterhersteller Bossa Nova Robotics wurden beendet. Angeblich habe man während der Corona-Pandemie die Erfahrung gemacht, dass Menschen die Arbeit besser - und günstiger - leisten können. Zudem erschrecken sie auch nicht andere Menschen und Angestellte.

Noch im Januar war man bei Walmart entschlossen, mehr Roboter zu kaufen und weitere 650 Märkte damit auszustatten, wodurch die Gesamtzahl auf 1000 angewachsen wäre. Der Roboterhersteller pries seine Roboter entsprechend an. Mit ihnen würden Händler die Verfügbarkeit von Waren steuern, die Lagerhaltung und die Kauferfahrung optimieren können. Die Roboter würden die Angestellten von einigen Routinearbeiten entlasten, so dass sie sich mehr den Kunden widmen können.

Das ist nett von Bossa Nova argumentiert, aber natürlich werden Roboter anstelle von Menschen eingesetzt, deren Job dann normalerweise verloren geht - wenn es nicht so kommt wie bei Walmart, wo die wahrscheinlich auch wenig humanitäre Erkenntnis reifte, dass Menschen schneller, besser und billiger erfassen können, ob ein Regal wieder aufgefüllt werden muss. Jetzt dürfen wieder Menschen die nicht sonderlich spannende Arbeit ausführen. Ein Sieg der biologischen Menschen über ihre selbsterzeugten Konkurrenten?

"Wir haben viel darüber gelernt, wie Technik Partner unterstützen, Jobs leichter machen und eine bessere Kundenerfahrung bieten kann", so eine Walmart-Sprecherin zu WSJ. Man werde weiter neue Techniken testen und in eigene Prozesse und Apps investieren, "um Waren so schnell wie wir können zu unseren Regalen zu bringen".

Walmart hat "gelernt", was dem Kapitalismus immanent ist, Optimierung zur Profitmaxierung und Senkung der Kosten. Aber das geht auf Kosten von Bossa Nova. Walmart habe Bossa Nova gesagt, man habe eine Verbesserung mit den Robotern gesehen, aber "nicht genug". Die Roboterfirma soll nach der Entscheidung von Walmart die Hälfte seiner Angestellten entlassen haben. Das ist Dialektik. Wenn die Menschen wieder die Jobs von Robotern übernehmen, verlieren andere ihren Job, weil die Roboter nicht gebraucht werden.

Bossa Nova war davon ausgegangen, dass die Corona-Pandemie die Nachfrage nach Robotern, die Menschen ersetzen können und kein Ansteckungsproblem darstellen, steigern würde. Aber die Pandemie hat dazu geführt, dass die Umsätze bei Walmart gestiegen sind und öfter einmal Produkte ausverkauft waren. Die Regale sollten schnell wieder aufgefüllt werden und die Produkte vorrätig sein. Das hat man offensichtlich mit Menschen besser geschafft.

Die Walmart-Kette Sam's Club will in allen Geschäften Putzroboter von Tennant einsetzen. Und Tennant berichtet, man teste mit Sam's Club einen autonomen Dual-use-Putzroboter, der gleichzeitig auch die Preise überprüfen und Warenbestände auf den Regalen durchmustern kann. Wenn Roboter mehrere Funktionen autonom ausführen können, dürfte ihre Kosteneffizienz steigen.