Warnung vor Jahrhundertrezession
Seite 3: Rezession mit Rekorddauer – EZB im Teufelskreis
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Also lautet die Botschaft der BoE nun, dass der Leitzins wahrscheinlich nicht mehr viel höher als auf den derzeitigen Wert steigen werde. Die Notenbank versucht damit den Ängsten vieler Menschen zu begegnen, dass die Kreditkosten sogar noch deutlich steigen könnten.
Das betrifft vor allem auch Kredite für Wohnungs- und Hauskäufe mit variablen Zinsen, die schon stark gestiegen sind. Hier ist allerdings eine gute Portion vom Prinzip Hoffnung im Spiel, um die fatalen wirtschaftlichen Aussichten auf der Insel nicht ganz so schlecht aussehen zu lassen.
Tatsächlich hat die britische Notenbank so einige ziemlich schlechte Nachrichten abzufedern, die sie ebenfalls in diesen Tage zu vermelden hatte. Denn die BoE geht von einer Rezession mit Rekorddauer aus und spricht von einer "sehr herausfordernden Lage" für die britische Wirtschaft.
Die Wirtschaftsleistung könnte über acht Quartale in Folge sinken, prognostiziert sie. Das wäre die längste Rezession seit Beginn belastbarer Aufzeichnungen vor rund 100 Jahren. Das Ganze muss allerdings vor dem Hintergrund einer Geldentwertung von zehn Prozent gesehen werden, die den Menschen viel Kaufkraft raubt.
Die BoE geht aber davon aus, dass die Teuerung Ende des laufenden Jahres mit etwa elf Prozent ihren Höhepunkt erreichen wird. Sie hofft, dass die ergriffenen Maßnahmen nun dazu führen, dass ab Mitte 2023 die Inflation deutlich zurückgehen werde. Ist das nicht der Fall, dürfen die Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung der BoE stark angezweifelt werden.
Die geht davon aus, dass die Rezession zwar länger andauern werde als frühere, aber weniger tief als zum Beispiel in der Finanzkrise oder der Corona-Krise gehen werde. Die BoE rechnet damit, dass die Wirtschaftsleistung nur um 2,9 Prozent sinken werde. In der Finanzkrise ab 2008 schrumpfte sie mit 6,4 Prozent mehr als doppelt so stark.
Die Notenbank rechnet allerdings auch in ihrem reichlich optimistischen Szenario damit - das vor allem darauf setzt, dass über die Politik Zweitrundeneffekte vermieden werden -, dass sich die Arbeitslosenquote von derzeit etwa 3,5 Prozent nur auf eine Quote zwischen fünf und sechs Prozent ansteigen werde.
Hier herrscht auch das Prinzip Hoffnung vor, dass die Bevölkerung der Notenbank abnimmt, dass sie die hohe Inflation in den Griff bekommt. Darüber soll verhindert werden, dass in Tarifauseinandersetzungen nun deutlich höhere Lohnforderungen gestellt werden und sich Zweitrundeneffekte einstellen.
EZB unter Druck
Klar ist, dass sich für die EZB über die Entscheidungen der Fed und BoE weiterer Druck aufbaut, der auch durch den neueren kräftigen Inflationsschub gestiegen ist.
In Deutschland ist die Inflation nun schon mit 11,6 Prozent enorm hoch, im großen Italien sogar schon bei 12,8 Prozent und Belgien bei 13,1 Prozent.
Fatal hohe Teuerungsraten verzeichnen die baltischen Staaten mit Werten um 22 Prozent. Da nun auch die BoE anfängt, ihre Bilanzsumme zu verringern, kommt die EZB auch an dieser Baustelle noch stärker unter Druck. Denn sie kauft nicht nur für fällig gewordene Anleihen neue Anleihen an, verringert also die Bilanzsumme nicht. Die enorm aufgeblähte Bilanzsumme der EZB wird nicht verringert.
Sie hat mit dem "Transmission Protection Instrument" (TPI) sogar ein neues Kaufprogramm für Anleihen aufgelegt. So kann Inflation allerdings kaum bekämpft werden. Nötig ist das TPI wiederum, weil die EZB mit der Zinsnormalisierung mehr als zehn Jahre gewartet hat und die erkaufte Zeit nicht für Reformen genutzt wurden.
Die EZB befindet sich deshalb selbstverschuldet in einem Teufelskreis, da die Verschuldungen von Schuldenländern mit der Corona-Krise weiter ausgeufert sind. Die Eurokrise könnte mit schnell steigenden Zinsen für Staatsanleihen also schnell zurückkehren, wie es am Fall Italien auch im Juni schon zu sehen war.
Schnell ruderte die EZB-Chefin Christine Lagarde deshalb von den Ankündigungen zurück, die sie Anfang Juni gemacht hatte und eilig legte man das TPI-Programm auf.