Warum der Windrad-Ausbau in Deutschland verdreifacht werden muss
Seite 2: Nicht einmal zwei Windräder pro Tag
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Vier bis fünf neue Windräder pro Tag hatte Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar versprochen, derzeit sind es allerdings nur 1,8. Der BWE rechnet dieses Jahr insgesamt mit 3.200 Megawatt neuer Windkraftleistung.
Das ist mehr als in den Vorjahren, aber immer noch viel zu wenig, wie BWE und VDMA übereinstimmend feststellen. Bis 2030 soll 80 Prozent des deutschen Strombedarfs mit erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden. Daher sieht das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Paragraf 4 vor, dass bis Ende 2024 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 69 Gigawatt stehen sollen.
Im nächsten Jahr müsste sich das Ausbautempo also noch einmal verdreifachen, was allerdings nicht abzusehen ist. So viele Anlagen sind in den letzten Jahren gar nicht durch die Genehmigungs- und Ausschreibungsverfahren gegangen, wie VDMA-Power-Systems-Geschäftsführer Dennis Rendschmidt anmerkt.
Auch in Hinblick auf das 80-Prozent-Ziel für 2030 ist er skeptisch, zumal der Strombedarf durch E-Autos, Wasserstoffproduktion und Wärmepumpen noch wachsen wird. Um diesen zu decken, gibt das EEG daher für 2030 115 GW Windkraftleistung an Land vor. Auch Solaranlagen und die Windkraft auf See sollen massiv ausgebaut werden.
Doch um die Ziele der Windkraft an Land zu erreichen, muss sich noch viel ändern. Sowohl Rendschmidt als auch Heidebroek beklagen, dass der Weg zur Errichtung einer neuen Windkraftanlage viel zu lang sei. Vom ersten Gutachten bis zur ersten ins Netz eingespeisten Kilowattstunde dauere es durchschnittlich sechs Jahre, so die BWE-Chefin. Die Genehmigungsverfahren haben sich in letzter Zeit trotz anderslautender Ankündigungen noch verlängert.
In den Behörden müsse es einen Wechsel in der Einstellung geben. Statt nach Gründen zu suchen, die gegen Anlagen sprechen, müsste mehr getan werden, entsprechende Projekt zu fördern. Nötig seien aber auch Vereinfachung der Prozesse in den Genehmigungsbehörden durch einheitliche Richtlinien und Ähnliches, wofür die Bundes- und Landesregierungen verantwortlich seien.
Rendschmidt macht zudem darauf aufmerksam, dass auch mit dem Baubeginn einer Anlage noch längst nicht alle Hindernisse beseitigt sind. Die großen Anlagen müssten über die Straßen transportiert werden, die nicht immer dafür geeignet sind. Vor allem bedarf es dafür aber Sondergenehmigung, auf die meist viele Wochen gewartet werden muss.
Standardisierung und eine digitale bundesweite Datenbank für Straßen, Brücken und ähnliches könnte den lokalen Behörden erheblich helfen und nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld sparen.
Aber vielleicht fehlt es in manchem Bundesland auch einfach immer noch am politischen Willen. In Sachsen und Thüringen ging im vergangenen Jahr kein einziges neues Windrad in Betrieb.
In Sachsen nahm die Gesamtleistung durch den Abbau von Anlagen sogar ab. 38 Prozent des Zubaus entfiel hingegen auf das vergleichbar kleine Schleswig-Holstein, weitere 17 Prozent auf Niedersachsen und 13 Prozent auf Nordrhein-Westfalen. Die Anteile der übrigen Bundesländer bewegten sich im einstelligen Bereich.