Was taugt die Maske?

Rundum-Sicherheit: Personal Air Purifying Shield, der Superhelm des kanadischen Herstellers VYZR Technologies. Bild: VYZR Technologies

Milliarden minderwertige Masken sind auf einem Markt, der sich seit Beginn der Pandemie chaotisch präsentiert. Eine einheitliche Testpflicht gilt seit Oktober - Worauf kann man achten?

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Als die Pandemie begann und sich herausstellte, wie schlecht gerüstet Deutschland ist, gehörte die Maske (Mund-Nasen-Schutz, MNS) zu den Mangelwaren - und wurde zum Importschlager. Mit zweifelhaften Folgen. So wurden im weiteren Verlauf 2020 massenhaft Masken aus China importiert.

In Asien ist es gängige Praxis, selbst bei einer leichten Erkältung einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Maske gehört zum Alltagsbild. Hierzulande ist das neu, und unter Pandemie-Bedingungen nochmal was Anderes. Einheitliche Qualitätsstandards für Alltagsmasken gibt es derweil nicht. Das Bundesgesundheitsministerium hält eine Normierung von "besonderen Mund-Nasenbedeckungen" nicht für sinnvoll.

Chaos am Markt: Seit Beginn der Pandemie unübersichtlich

Also muss jeder für sich entscheiden, welche Alltagsmaske zu ihm passt: "Wenn Sie sich und andere schützen wollen, dann nehmen Sie eine Maske, die Sie zwar tolerieren können, aber wo ein Atemwiderstand spürbar ist", sagt zum Beispiel Dominic Dellweg, Chefarzt für Pneumologie: "Je schwieriger das Atmen, desto besser."

Bevor sich der Satz erklärt (etwas Geduld bitte), eine kurze Vorstellung von dem, was wir unter Maske verstehen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unterteilt die Masken in drei Kategorien: 1. "Mund-Nasen-Bedeckung", 2. Medizinische Gesichtsmasken, 3. Partikelfiltrierende Halbmasken (FFP1, FFP2 und FFP3).

Partikelfiltrierende Halbmasken stellen sich unterschiedlich dar. Es gibt Masken ohne und Masken mit Ausatemventil. Ohne Ventil filtern sie sowohl die eingeatmete Luft als auch die Ausatemluft und bieten damit "Eigenschutz" als auch einen "Fremdschutz". Masken mit Ventil filtern nur die eingeatmete Luft, das Ventil trägt also nicht zum Fremdschutz bei.

Das Verbrauchermagazin ZDF WISO zeigte in seiner Sendung vom 26.10.2020, wie man das Produkt einem einfachen Test unterzieht: Maske aufschneiden, mittlere Lage ins Licht halten und gucken, ob da zahlreiche winzige Löchlein sind, durch die das Licht dringt. Da dringen auch Viren durch, und das gilt auch für (minderwertige) FFP2-Masken.

Massenhaft minderwertig

In den Verkauf kommen nämlich massenweise minderwertige Masken, auch solche, die als FFP2-Standard angeboten werden, und dies gilt auch für Käufe in der Apotheke. Tatsächlich erfüllen viele Masken die beworbene Qualität und Schutzwirkung nicht. Milliarden solcher Importe sind 2020 in den Handel gelangt. Große Unterschiede gibt es sogar innerhalb einer Packung.

Wir gehen davon aus, dass ungefähr acht Milliarden Masken in Deutschland ‎angeliefert worden sind. Und davon, glauben wir, sind vier Milliarden getestet worden ‎und eben vier Milliarden nicht. Als Endverbraucher haben Sie gar keine ‎Möglichkeit, das zu unterscheiden. Es sei denn, der Verkäufer legt Ihnen die ‎entsprechenden Dokumente vor.

J.-T. Kilisch, Dekra

Die Rede ist von acht Milliarden (!) importierten Masken. Nur etwa die Hälfte wurde einem Schnelltest unterzogen (nicht zu verwechseln mit dem amtlichen CE-Test). Beim Schnelltest gibt es geringere Prüfvorgaben. Das ZDF berichtet von Testkäufen in Apotheken, Preise zwischen 3 und 10 Euro. Dabei stellten die Tester fest: Es gab immer wieder CE-Kennungen ohne Ziffern, das heißt simple Fakes. Es wurden sogar angebliche FFP2-Masken aus Baumwollstoff angeboten; Baumwolle erfüllt keinerlei Auflagen, Fachleute sagen: FFP2 in Verbindung mit Baumwollgewebe geht gar nicht.

Auf das CE-Kennzeichen achten

Einfachster Tipp: FFP2 nur mit kompletter CE-Kennzeichnung kaufen. "Amtliche Testbestätigung" bedeutet, dass das CE-Kennzeichen mit einer Kennzahl verbunden ist. Nur Masken, die alle Tests komplett bestehen, dürfen das CE-Zeichen der Dekra mit der Kennzahl 0158 erhalten.

Ernüchternd, was beim Nachtesten herausgefunden wurde. Nicht nur waren die Ohrbänder teils unvorteilhaft befestigt, vor allem die Durchlassprüfung förderte haarsträubende Ergebnisse zutage. Von 24 getesteten Masken erfüllten 12 nicht mal den Schnellteststandard. Jede zweite Apothekenmaske wies Probleme auf; Masken ließen zu viele Aerosole durch, eine ließ im Test knapp 64 Prozent der Aerosole passieren, ein Unding: Der Grenzwert für die Durchlässigkeit liegt bei sechs Prozent.

Der Apothekerverband äußerte sich dem Sender gegenüber mit der Stellungnahme, solche Ergebnisse würden keine pauschalen Schlussfolgerungen rechtfertigen. Möglicherweise verkaufen manche Apotheken qualitativ minderwertige Masken, weil den Inhabern der Apotheken die Erfahrung fehlte, was eine gute Maske ausmacht, worauf Prof. Walter Popp, der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, hinweist. Üblicherweise, so Popp weiter, kauften Apotheken bei Großhändlern ein, zu Beginn der Corona-Krise waren die Masken zeitweise aber nicht lieferbar. Daher bestellten Apotheken teilweise auch im Internet und erhielten Masken minderer Qualität, und das in großem Umfang.

"Je schwieriger das Atmen, desto besser"

Außer der Durchlässigkeit ist auch der Atemwiderstand ein wichtiger Prüffaktor. Es gibt Masken mit einer sehr geringen Penetration von 0,04 Prozent, ein geringer Atemwiderstand. Manchmal wird statt einer Webart aus zwei- oder dreilagigem Baumwollstoff eine luftigere Kunstfaser genutzt. Experten empfehlen, bei der Wahl der Maske genau hinzuschauen: Eine jüngere Studie zeigt, dass vor allem dünne Stoffe zu wenige Aerosole herausfiltern.

Pneumologe Dominic Dellweg (siehe oben) empfiehlt daher auf die Frage, welche Alltagsmaske zu einem passt, die Maske, bei der ein Atemwiderstand spürbar ist. Begeistert werden davon nicht alle sein, vor allem wenn man an Arbeitsplätze oder Schulen denkt.

Jedoch: Fest gewebte Stoffe sind in diesem Zusammenhang besser als Schutz geeignet als leicht gewebte Stoffe.

Plädoyer für die Alltagsmaske

Stoffmasken sind also eine vernünftige Wahl für den Alltag in Coronazeiten, wenn man beim Kauf auf einige Merkmale achtet. Anders als Alltagsmasken können medizinische Masken nicht wiederverwendet werden, sie landen nach wenigen Stunden im Müll. Experten plädieren insofern für die Nutzung von wiederverwendbaren Stoffmasken im Alltag. Sie können dazu beitragen, die Geschwindigkeit des Atemstroms oder Tröpfchenauswurfs (z.B. beim Sprechen oder Husten) zu reduzieren. Auf diese Weise können sie ihren Beitrag zur Reduzierung der weiteren Ausbreitung von SARS-CoV-2 durchaus leisten.

Besondere Vorsicht ist und bleibt bei der Bezeichnung und Beschreibung der Maske angebracht. Die Werbung darf nicht auf eine Schutzfunktion hindeuten, wenn diese nicht nachgewiesen ist.

Seit dem 1. Oktober müssen alle neu in den Handel gebrachten Masken CE-geprüft ‎sein. Um herauszufinden, ob die Kennzeichnung kein Fake ist, kann man die CE-Nummer auf einer Seite der EU-Kommission testen. Per Mail oder per Telefon kann man sich bestätigen lassen, dass die angegebenen Masken geprüft wurden.

Denn es ist noch für eine ganze Weile so: Alle dürfen weiter verkauft werden, auch die nicht-getesteten minderwertigen Masken.

"Nothing gets in, nothing gets out": Kein Halloween-Scherz

Nicht als Halloween-Scherz bietet sich diese Alternative gerade an: Der Personal Air Purifying Shield, der Superhelm des kanadischen Herstellers VYZR Technologies, der am 1. November in den Verkauf kam, auch beworben als "The Evolution of Personal Protection". Sieht aus wie ein monströser Raumfahrerhelm und macht nach Angaben von VYZR so gut wie alles möglich, was vom Lockdown betroffen sein könnte: Indoor Environments, Trips and Travel, Public Transport (Subway, Train, Bus), School and University Classrooms, Work, Meetings, Office, Social gatherings and functions, Events and Conferences, Group Recreation and Activities ...

Bei dem Schutzhelm handelt es sich um eine großdimensionierte Kopf-Kapsel mit Sichtfolie und integrierten Ventilatoren, die die Luft filtern und den Träger vollends schützen sollen, insbesondere Risikopatienten sollen profitieren. Der Helm wird über den Kopf gestülpt und auf der Brust zugeschnürt. Ein großes Visier sorgt für Durchblick, unterstützt von zwei Filtern, es gibt zwei seitliche Ausblicke und das Versprechen: "nothing gets in, and nothing gets out".

Die Ventilation soll für reine, auch für temperierte Luft sorgen. Selbst im Sommer soll es nicht zu heiß werden. 2,25 Kilo samt Batterie wiegt die kanadische Masken-Alternative, die aus den Materialien Silikon, Neopren und Vinyl gebaut ist. Der Preis: 379 kanadische Dollar, umgerechnet ca. 244 Euro.