Web-Site gibt Einblick in Apartheid-Terror

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Die niederländische Web-Site Contrast.Org veröffentlichte diese Woche umfangreiche Dokumente, die Einblick in bisher wenig bekannte Aspekte des vom südafrikanischen Apartheid-Regimes ausgeübten Terrors geben.

Unter www.contrast.org/truth finden sich die Dokumente, die vom "Niederländischen Institut für das Südliche Afrika" (NIZA) im November an die Truth Commission in Südafrika weitergeleitet wurden. Die Daten wurden von Klaas de Jonge in zwei sechsmonatigen Forschungsperioden zusammengetragen. Sie enthüllen die Beteiligung der Geheimdienste des Apartheid-Regimes an verschiedenen verdeckten Operationen im Ausland. Unter anderem enthalten sie Berichte über

  1. den Mord an Olaf Palme
  2. den Mord an Dulcie September
  3. die Verwicklung von Südafrika in Programmen zur chemischen Kriegsführung

Besondere Brisanz erhalten die Unterlagen dadurch, daß im Rahmen der Schilderung der geheimen Operationen im Bereich chemischer Kriegsführung die Mitwirkung eines Brian Davey geschildert wird, der inzwischen eine Position bei der "Organisation zum Verbot Chemischer Kriegsführung" in Den Haag innehat.

In der begleitenden Presseaussendung zur Veröffentlichung der Unterlagen wird eine distanzierte und relativierende Sichtweise zum Ausdruck gebracht. Auf Grund des geheimen Charakters der Operationen, der nicht vorhandenen Bereitschaft lokaler Autoritäten in den Staaten, in denen die Operationen stattfanden, an der Recherche mitzuwirken und wegen des verstrichenen Zeitraums und der geringen finanziellen Mittel für die Untersuchungen könnten nur relativ wenige hart Fakten präsentiert werden. Doch zugleich will man sich gerade mit solchen Erklärungen von um sich greifenden Verschwörungstheorien distanzieren. Der Wert der Dokumente liegt darin, daß so viel Material wie möglich und unter so objektiven Gesichtspunkten wie möglich zusammengetragen wurde.

Die Unterstützung durch den Auftraggeber der Untersuchungen, die Forschungsabteilung der Truth and Reconciliation Commission (TRC) in Südafrika war gering. Ein Grund mögen die geringen Finanzmittel und der Mangel an kompetentem Personal bei der TRC sein. Ein anderer Grund kann aber auch sein, daß das Thema der chemischen Kriegsführung (z.B. auch Vergiftungsattentate gegen ANC-Mitglieder) und der verdeckten Operationen in europäischen Staaten innerhalb Südafrikas politisch ausgesprochen heikel ist und den Versöhnungsprozess gefährden könne, und sich auch auf die Beziehungen zu europäischen Staaten problematisch auswirken könnte. Die TRC ist zur Zeit vor allem mit dem Winnie Mandela Fall beschäftigt. Insgesamt geht es bei der Arbeit der TRC mehr um Aussöhnung als um Aufdeckung der Wahrheit bis ins letzte Detail. Dennoch erscheint es wichtig, daß der in diesen nun publizierten Dokumenten behandelte Teil der südafrikanischen Geschichte nicht einfach unter den Tisch fällt.

www.contrast.org/truth