Wenig überraschend: Auch in Katalonien sollen "russische Beeinflussungskampagnen" am Werk sein
Seite 2: Assange wird mit Snowden als Teil der "russischen Beeinflussungsmaschine" dargestellt
- Wenig überraschend: Auch in Katalonien sollen "russische Beeinflussungskampagnen" am Werk sein
- Assange wird mit Snowden als Teil der "russischen Beeinflussungsmaschine" dargestellt
- Auf einer Seite lesen
In einem weiteren Artikel "La maquinaria de injerencias rusa penetra la crisis catalana" wird dann wieder auf der Grundlage angeblich eigener Nachforschungen und Informationen der Allianz von der "russischen Maschine" als einem "globalen Netzwerk" gesprochen, das zuerst zugunsten von Trump und dem Brexit gehandelt haben und nun seine Aufmerksamkeit auf Spanien bzw. Katalonien richte. RT verbreite Artikel über Katalonien mit unrichtigen Titeln, dazu gebe es Websites, die Fake News verbreiten, und dann wird Julian Assange mehr oder weniger zum russischen Agenten und Hauptfeind stilisiert. Assange und WikiLeaks war den Amerikanern auch unter Obama ein Dorn im Auge, weswegen Assange weiterhin in der ecuadorianischen Botschaft festsitzt.
Nachdem WikiLeaks die geklauten Emails von Clinton und der Demokraten veröffentlichte, wurde er beschuldigt, zugunsten von Trump und Russland zu arbeiten. An dem Strang arbeiten El Pais und die Allianz nun weiter, weil Assange offen seine Sympathie für die nach Autonomie strebenden Katalonen bekundet und zur Solidarität mit ihnen aufgerufen hat. Seine Tweets seien schnell viral geworden, was auch daran liege, dass sie von Bots verbreitet würden. Eine Analyse von 5000 der Follower von Assange auf Twitter habe gezeigt, dass 59 Prozent falsche Profile seien. Das dürfte bei anderen Accounts, vermutlich auch bei El Pais, nicht anders sein. WikiLeaks hat auch einen Mirror der von der Guardia Civil geschlossenen Website der katalonischen Regierung zum Referendum angelegt.
Assange sei der "primäre internationale Agitator" geworden, der "Meinungen und Halbwahrheiten als Nachrichten verbreitet", was El Pais freilich mit diesem Artikel auch macht. Neben Assange wird auch noch Edward Snowden - der "als ehemaliger CIA-Analyst" bezeichnet wird (Snowden hat sowohl bei der CIA als auch bei der NSA als Contractor gearbeitet) - unter Berufung auf "Washington", was immer damit gemeint ist, beschuldigt, "regelmäßig mit den russischen Geheimdiensten zusammenzuarbeiten".
Snowden hatte sich wie Assange gegen Madrid gestellt und am 21. September einen Tweet veröffentlicht, in dem er das Vorgehen Madrids gegen unerwünschte Meinungen, Politik und Versammlungen in Katalonien als Verletzung der Menschenrechte bezeichnete. Das scheint schon Beweis für die pro-russische Position zu sein, zudem habe sein Tweet in weniger als 24 Stunden 8000 Likes erhalten und sei fast 8000 Mal retweeted worden. Assange habe einen Tweet weitergegeben, der die Situation in Barcelona mit der Niederschlagung der Opposition auf dem Tiananmen-Platz verglichen hatte und von der amerikanischen Website Antiwar.com. Die habe Trump unterstützt. Tatsächlich ist die 1995 gegründete Website libertär ausgerichtet und hat einen konservativen Schlag, aber sie veröffentlicht auch Kolumnen von Noam Chomsky, Juan Cole, Robert Fisk oder John Pilger.
Als "definitiven Beweis" für die "Mobilisierung der Armee pro-russischer Bots" zugunsten der katalonischen Unabhängigkeitsbewegung sieht El Pais darin, dass Katalonien in letzter Zeit zum Trendthema in sozialen Medien neben Syrien, Russland, Ukraine, Trump, Hillary Clinton und dem IS geworden sei. Das ist billig argumentiert, nicht zuletzt ist in Spanien und auch in El Pais der Konflikt zwischen Katalonien und Spanien eines der Hauptthemen. Aber El Pais sieht hier die "digitalen Armeen des Kreml" und "Online-Krieger" am Werk, die "Nachrichten mit übertriebenen und falschen Behauptungen" fabrizieren.
Ob dann amerikanische Websites wie DisobedientMedia.com Falschnachrichten aus eigenem Antrieb verbreiten oder zu einem russischen Netzwerk gehören, braucht der scheinbar aufklärenden Zeitung, die zumindest Weniges gehörig aufbläst, keiner näheren Untersuchung. Der Tenor von El Pais und der Alliance for Securing Democracy: Wer für die katalonische Unabhängigkeitsbewegung eintritt, ist mit dem russischen Beeinflussungsnetzwerk verbunden, die Millionen von Katalanen, die Autonomie wollen, sind daher pro-russische Agenten. Nur dumm, dass WikiLeaks nun auch Dokumente über die Internetüberwachung der russischen Geheimdienste veröffentlicht hat.
Und da sind auch russische Hacker am Werk
Gestern setzte man die Artikelserie vor und sprach auf El Pais von russischen Hackern, die nach der Guardia Civil permanent neue Websites einrichten würden, um das Referendum online stattfinden zu lassen (‘Hackers’ rusos ayudan a tener activa la web de referéndum). Die spanische Justiz und Polizei könne sie nicht schließen. Nachdem die offizielle Website referendum.cat von der spanischen Regierung geschlossen worden sei, wurden ref1oct.cat und ref1oct.eu in Großbritannien und Luxemburg angelegt.
Nach deren Blockierung wurden die Websites referendum.ninja, referendum.love oder guardiacivil.sexy eingerichtet. Sie seien von außerhalb Spaniens erreichbar, aber nicht von Spanien. Die angeblichen russischen Hacker kamen etwa aus Valencia, Barcelona, Gerona und Tarragona. Die Guardia Civil durchsucht das Internet nach weiteren Klonseiten, bislang wurden 144 gesperrt. Beklagt wird, dass es lange dauern würde, bis Provider im Ausland die Websites sperren. Wieder geht es El Pais darum, Moskau mit "Hackern" und den Separatisten zu verbinden. Dass Katalanen dies auch selbst machen, ist offenbar keine Botschaft, es muss schon eine fremde Macht eingreifen und damit den Kampf von Madrid gegen Katalonien auf eine internationale Ebene heben. Für innere Konflikte Ausländer verantwortlich zu machen, ist keine neue Strategie, "fünfte Kolonnen" wurden schon immer gerne konstruiert, um eine nationale Einheit gegen den inneren Feind zu schaffen.