Wenn Klone altern

Dollys Schwestern beim Grasen (Bild: The University of Nottingham)

Klonen ist nicht schlecht für die Gesundheit - zumindest bei Schafen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Vor 20 Jahren, am 5. Juli 1996, wurde Dolly geboren - der erste Tierklon, bei dem die Erbinformation aus ausdifferenzierten Zellen des Spenders gewonnen wurde. Das erste geklonte Tier war Dolly nicht: Schon 1891 hatte der deutsche Biologe Hans Driesch gezeigt, dass sich zwei getrennte, aber genetisch identische Organismen entwickeln, wenn man Seeigel-Embryos im zweizelligen Zustand trennt.

Dolly war kein langes Leben beschieden. Sie wurde dreimal Mutter (von insgesamt sechs Lämmern), erreichte aber nicht einmal das siebente Jahr - die natürliche Lebenserwartung liegt bei Schafen bei zehn bis zwölf Jahren. Dolly starb 2003 an einer Retroviren-Infektion. Zu diesem Zeitpunkt zeigte das Klonschaf bereits ausgeprägte Alterserscheinungen, insbesondere in Form einer fortgeschrittenen Arthritis der Gelenke, die schon im vierten Lebensjahr des berühmtesten Schafes der Welt eingesetzt hatte.

War der Klon-Prozess daran schuld, dass Dolly so früh alterte? Immerhin waren ihre Zellkerne zu ihrer Geburt bereits sechs Jahre alt. Dollys Hersteller, das Roslin-Institut in Edinburgh, fand keine Hinweise im Genmaterial des Tieres, die auf verfrühtes Altern hindeuteten. Doch eine systematische Untersuchung, wie sich Klonen auf den Alterungsprozess auswirkt, fehlte bislang.

Die gute Nachricht: Sie können sich nun unbesorgt klonen lassen, ohne sich Gedanken um die Zukunft des so erzeugten Nachwuchses zu machen. Jedenfalls wenn Sie ein Schaf sind, denn natürlich stehen entsprechende Humanversuche noch aus. Als wolliger Vierbeiner schadet Ihrem Nachwuchs das Klonen offenbar nicht - das zeigt eine aktuelle Studie der University of Nottingham in Nature Communications.

Die Autoren haben darin 13 Klonschafe einem ausführlichen medizinischen Test unterworfen, vier davon waren mit Dolly genetisch identisch. Die Forscher zeichneten Blutwerte und Blutdruck der sieben bis neun Jahre alten Tiere auf, fertigten Röntgen- und MRT-Bilder ihrer Gelenke und verglichen all das mit einer fünf- bis sechsjährigen Kontrollgruppe.

Das Ergebnis: Alle Werte erwiesen sich als unauffällig, ob nun bei Dollys vier Geschwistern Debbie, Denise, Dianna und Daisy (alle inzwischen neun Jahre alt) oder den neun anderen Schafen aus einer anderen Zell-Linie. Die Tiere sind geradezu überraschend gesund, auch im Vergleich zur Kontrollgruppe. Lediglich eine leichte Arthritis ließ sich in wenigen Fällen nachweisen, in einem Fall eine mittelschwere, kein Fall war jedoch behandlungsbedürftig. Für das Alter der Tiere - vergleichbar mit 60 bis 70 Menschenjahren - ist das ein sehr guter Gesundheitszustand, zumal keines der Schafe Bluthochdruck oder Diabetes entwickelt hatte.