Wenn Medien politische Exekutionen gutheißen

Seite 3: Kriege, Nachtrazzien und gezielte Tötungen vervielfachen den Terror

Über zwanzig Jahre nach 9/11 und der Eliminierung bin Ladens ist die Welt kein Hort friedlicher Nachbarschaft geworden. Vor allem in den Regionen, wo der militärische Vorschlaghammer der Vereinigten Staaten nieder rauschte, grassiert Chaos und regieren hartnäckige "After Wars". Geheimdienste sagten bereits vor den US-Angriffen voraus, dass die "militärischen Lösungen" die Terrorgefahr steigern würde. Die Terrorismusexperten Peter Bergen und Paul Cruickshank schätzen, dass der Irak-Krieg "zu einer erstaunlichen Versiebenfachung der jährlichen Zahl tödlicher dschihadistischer Anschläge geführt hat, was buchstäblich Hunderte von zusätzlichen Terroranschlägen und Tausende von verlorenen Zivilistenleben bedeutet".

Sicherlich, der Terror könnte abgemildert werden, vielleicht sogar verschwinden, wenn die USA aufhören würden, sich daran zu beteiligen. Legitime Missstände, die Terror gedeihen lassen, müssten beseitigt werden. So wurde der ägyptische Arzt Aiman al-Sawahiri nach der Tötung von Ägyptens Präsident Anwar Sadat für drei Jahre ins Gefängnis geworfen, wo man ihn folterte. Das habe ihn erst radikalisiert, sagt Lawrence Wright, der ausführlich über al-Sawahiri in seinem Buch "The Looming Tower: Al-Qaeda and the Road to 9/11" geschrieben hat. Nicht nur al-Sawahiri verlange, dass die USA den arabischen Raum in Ruhe lassen und aufhören sollten, autoritäre Regime zu stützen.

Das ist keine Rechtfertigung von Gewalt und Terror. Solange der Nährboden für Terror aber nicht ernsthaft angegangen wird, können die USA so viele "Köpfe abschlagen", wie sie wollen. Es werden immer welche nachwachsen. Nach einem nicht enden wollenden "War on Terror" und rund einer Million ziviler Opfer vor allem im Irak, in Afghanistan und Pakistan ist es naiv und zynisch zugleich zu glauben, der Tod eines "Killers" sei irgendein Erfolg und die Welt wieder in Ordnung.

Al-Sawahiris und bin Ladens Tötungen sind zudem extreme Ausnahmen. Sie haben große Aufmerksamkeit in der medialen Öffentlichkeit erhalten und werden als Schlag gegen Terrornetzwerke gefeiert. Die Tausenden Opfer, die aus welchen Gründen auch immer auf die Kill-List des Weißen Hauses geraten sind (zum Beispiel der skandalöse Fall des US-Amerikaners Anwar al-Awlaki und seines 16-jährigen Sohns) oder sich bei einem "Strike" zufällig in der Nähe befanden, bleiben namenlos.

Phyllis Bennis weist darauf hin, dass

wir immer noch keine Beweise gesehen haben, die bestätigen, dass es bei dem Angriff, bei dem al-Sawahiri getötet wurde, keine zivilen Opfer gab. Erinnern Sie sich an den Drohnenangriff in Kabul im August 2021, bei dem "nur zwei ISIS-Terroristen" getötet wurden – es stellte sich jedoch heraus, dass er nur auf einen humanitären Helfer abzielte, der Wasser transportierte, und nicht nur ihn, sondern neun weitere Mitglieder seiner Familie tötete, darunter sieben Kinder?