Wer braucht einen RWE-Kanzler?

Seite 2: Kein Programm

Und wie immer ist mal wieder wesentlich mehr in Sachen Klimapolitik, Klimaforschung und Energieversorgung geschehen als hier in gebotener Gründlichkeit behandelt werden könnte. Zum Beispiel haben die Linkspartei und die Grünen ihre Programmentwürfe für die Bundestagswahl vorgelegt.

Diese, wie auch die Programmentwürfe von SPD und Union - letztere hat noch nichts geschrieben, da man bisher zu sehr mit korruptionsbedingten Austritten und Hahnenkämpfen beschäftigt war -, etwas genauer unter die klima- und energiepolitische Lupe zu nehmen, wird sicherlich eine lohnende Angelegenheit sein.

Dann wären da noch die japanischen Pläne, radioaktiv verseuchtes Kühlwasser zu verdünnen und ins Meer anzulassen. Das finden Umweltschützer, Fischer und Nachbarländer gar nicht witzig.

Chinas Außenminister nannte das Vorhaben "extrem unverantwortlich" und kündigte nicht genauer bezeichnete Maßnahmen Beijings an.

Positives gibt es hingegen aus Skandinavien zu melden. Dort plant der die schwedische Stena-Reederei, die zahlreiche Fähren auf Nord- und vor allem Ostsee betreibt, den Einsatz von zwei elektrisch betriebenen Schiffen. Ab spätestens 2025 soll das erste auf der Linie zwischen dem norddänischen Frederikshavn und dem westschwedischen Göteborg zum Einsatz kommen und bis zu 1000 Personen befördern können, berichtet die Plattform electrive.net.

Außerdem wäre eine neue Studie aus Großbritannien zu erwähnen, von der der BBC berichtet, die wieder einmal vor allem den Lebenswandel der reichsten ein Prozent der Bevölkerung für den Klimawandel verantwortlich macht.

Keine Klimagerechtigkeit

Die Bewohner der nordaustralischen Torres Inseln gehören definitiv nicht dazu. Ihre niedrig liegenden Inseln zwischen dem australischen Kontinent und Papau Neuguinea werden vom steigenden Meeresspiegel und stärkeren Sturmfluten bedroht. Daher haben sie jetzt die UN-Menschenrechtskommission angerufen und führen dort eine Klage gegen Australien, weil es zu den Verursachern des Klimawandels gehört.

Passend dazu haben in Brasilien sechs junge Umweltschützer vor einem Gericht in Sao Paulo Klage gegen ihre Regierung erhoben, weil sie die "Nationale Selbstverpflichtung im Rahmen der Pariser Klimaübereinkunft" verschlechtert habe. Nach der neuen Planung würden die Emissionen in diesem Jahrzehnt deutlich höher ausfallen als bisher versprochen.

Auch von Japans frühester Kirschblüte in 1.200 Jahren wäre noch zu berichten oder von den Verhandlungen über die Klimaziele der EU für 2030, die dieser Tage in die Endrunde gehen.

Keine Fairness

Global müssen die Emissionen vom heutigen Stand in etwa halbiert werden, also sollte die EU, da sie bereits mehr als zum Beispiel die Länder Afrikas oder auch Asiens, mehr auch als China, zur bisherigen Anreicherung beigetragen haben, eher um 80 Prozent in den nächsten zehn Jahren reduzieren, wenn die Gemeinschaft ihren fairen Beitrag zum globalen Problem beitragen würde. Aber mit globaler Fairness haben es die europäischen Regierungen nicht so, wie man zuletzt an ihrer Weigerung sehen konnte, die Patente für den Corona-Impfstoff freizugeben.

Die neuesten Daten der jährlichen Treibhausgasemission sind von 2018. Nehmen wir dieses Jahr zum Maß, dann würde eine Verminderung um 80 Prozent bedeuten, dass jährlich 2,9 Milliarden Tonnen CO2 und andere Treibhausgase weniger ausgestoßen würden.

Das EU-Parlament hatte als Ziel für 2030 60 Prozent gefordert allerdings bezogen auf das höhere Emissionsniveau von 1990. Ein Teil dieser 60 Prozent ist ohnehin schon erreicht, so dass die Forderung der Parlamentarier effektiv darauf hinausliefe, dass die Emissionen um 1,77 Milliarden Tonnen jährlich reduziert würden.

Das geht der EU-Kommission und vielen Mitgliedsländern, darunter Deutschland, noch zu weit. Also wird vermutlich so etwas wie 52,5 Prozent gegenüber 1990 herauskommen. Das wäre dann nur noch eine Minderung um 1,42 Milliarden Tonnen jährlich.

Gerade noch die Hälfte des gerechten Beitrags. Wie gesagt, mit Fairness haben es die Europäer, die sich ansonsten gerne zum moralischen Richter über andere Staaten aufschwingen, insbesondere natürlich über Konkurrenten oder ihre ehemaligen Kolonien, nicht so.

Kein Wasser

Ansonsten noch die Bemerkung, dass am kommenden Samstag in Chóśebuzu/Cottbus, in der sorbischen Lausitz, demonstriert wird. Anlass ist der Prozess gegen 23 Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die 2019 für kurze Zeit in den Tagebauen Jänschwalde und Welzow-Süd den Abbau der Braunkohle behindert hatten.

Die Organisatoren des Protests beklagen, dass die nun Angeklagten zum Teil Untersuchungshaft hätten erdulden müssen und alle nach ihrer Festnahme entwürdigend behandelt worden seien. Klimaprotest werde kriminalisiert, während die Lausitz unter zunehmender Dürre zu leiden habe und der Braunkohlekonzern Leag das Grundwasser dennoch weiter absenke. Dadurch werde unter anderem die Spree mit Sulfat belastet und die Trinkwasserversorgung gefährdet.

Und ganz zum Schluss vielleicht noch der Hinweis auf ein kleines Youtube-Filmchen, das einen musikalischen Schnelldurchgang durch rund 200 Jahre Klimaforschung und 50 Jahre Wissenschaftsbekämpfung der fossilen Industrie bietet.