Wer rettet die Stadtwerke?
Seite 2: "Stadtwerke sind in einer Sandwichposition"
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So stellt der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU, der sich die Daseinsvorsorge für die Einwohner auf die Fahnen geschrieben hat, aktuell fest:
Die gegenwärtige Energiekrise ist für viele Stadtwerke eine enorme Herausforderung. Die Lage ist bundesweit extrem angespannt. Stadtwerke sind in einer Sandwichposition.
Zum einen sind sie abhängig von ihrem Vorlieferanten und damit von der Entwicklung der Preise an den Märkten. Zum anderen haben sie gegenüber ihren Kunden Lieferverpflichtungen. Schon jetzt ist erkennbar, dass etliche Stadtwerke an die Grenzen der Liquidität kommen.
Teilweise können sie zum Beispiel Gewerbekunden keine neuen Verträge mehr anbieten – weil Angebote auf dem otc-Markt (außerbörslicher Terminhandel, Einf. d. A.) fehlen. Und all das trotz ihrer in der Regel langfristigen, konservativen Beschaffungsstrategien mit Fokus Terminmarkt.
Hinzu kommt, dass im außerbörslichen Terminhandel auch die geforderten Sicherheitsleistungen steigen, es jedoch im Gegensatz zum Börsenhandel bisher keine Liquiditätshilfen vom Bund gibt.
Verband Kommunaler Unternehmen
Die Bundesregierung blickt derzeit nur auf den Börsenhandel, weil dessen Bewegungen für jeden ziemlich leicht erkennbar sind und stützt diesen mit einem 100 Milliarden Euro KfW-Rahmen zur Liquiditätssicherung bei Margin Calls.
Dabei wird gerne überstehen, dass außerbörsliche Energiehandel (OTC-Handel) der wichtigste und größte Handelsplatz für die Energiewirtschaft ist.
Schutzschirm für Stadtwerke
Wenn für den Gaseinkauf inzwischen das Zehnfache des früher üblichen Preises gezahlt werden muss, und auch die Strompreise explodieren, dann stellt das sowohl Stadtwerke als auch Regionalversorger vor gewaltige finanzielle Herausforderungen.
Bleiben hier staatliche Liquiditätshilfen aus, müssten für die dann erforderlichen höheren Sicherheiten Kreditlinien freigemacht werden, die bislang etwa für den Ausbau von Erneuerbaren Energien vorgesehen waren. Letztlich würde der aktuelle Konsum Investitionen der Endkundenversorger in die Zukunft der Erneuerbaren aufzehren.
"Wir bauen darauf, dass sie ebenfalls zu den von der Bundesregierung angekündigten Liquiditäts- und Eigenkapitalhilfen Zugang erhalten", stellt der VKU zur aktuellen Hilfsbedürftigkeit der kommunalen Unternehmen fest und:
Mit dem (…) vorgestellten, großzügig konzipierten Abwehrschirm und dem Aus der Gas-Umlage haben die Menschen und viele Unternehmen endlich eine Perspektive. Das Risiko steigender Zahlungsausfälle bei Letztverbrauchern dürfte sinken.
Offen bleibt jedoch, wie die drohenden Liquiditätsprobleme bei den Stadtwerken aufgefangen werden sollen. Wir bauen darauf, dass sie ebenfalls zu den von der Bundesregierung angekündigten Liquiditäts- und Eigenkapitalhilfen Zugang erhalten.
Denn wenn für den Gaseinkauf jetzt ein Vielfaches von dem früher üblichen bezahlt werden muss, stellt das die Stadtwerke vor gewaltige finanzielle Herausforderungen. Deswegen ist es gut, dass sich die Länder bereits auf eine gemeinsame Linie verständigt haben, die einen Schutzschirm für Stadtwerke fordert. Wir setzen darauf, dass sich Bund und Länder bei ihrem nächsten Treffen konsequent auf eine Lösung in diesem Sinne verständigen.
Verband Kommunaler Unternehmen
Der Stadtwerke-Schutzschirm wird mit Sicherheit mit einem zwei- bis dreistelligen Milliardenbetrag zu Buche schlagen, wobei die Zahl durch Abwarten eher größer werden wird. Wer jedoch vermeiden will, dass nicht nur Strom und Gas knapp werden, sondern auch die Energieversorgungsinfrastruktur kollabiert, darf jetzt nicht zögern.
Anders als beim Zusammenbruch der Sowjetunion wird die EU eine mehrmonatige Unterbrechung der Energieversorgung kaum durchstehen.