Wettrennen zum Mond: China kurbelt private Raumfahrt an

Logo der chinesischen Raumfahrtbehörde CNSA in einer Halle

Chinas nationale Raumfahrtbehörde will stärker mit dem Privatsektor zusammenarbeiten

(Bild: testing/Shutterstock.com)

Behörden kündigen Erleichterungen für privaten Raumfahrtsektor an. Neue Projekte vorgestellt. Der Sektor soll Chinas Weltraumambitionen beschleunigen.

China will in Zukunft den kommerziellen Raumfahrtsektor des Landes stärker fördern. Das kündigte Li Guoping, Chefingenieur der nationalen Raumfahrtbehörde Chinas (CNSA), vergangene Woche auf einem Branchenforum in der südchinesischen Stadt Zhuhai an, berichtet das Portal Spacenews.

Zugang zu staatlich finanzierten Einrichtungen

Laut Li soll die gemeinsame Entwicklung kommerzieller und staatlicher Raumfahrtakteure durch eine engere Kooperation vorangetrieben werden.

Dazu gehöre auch die Öffnung großer, staatlich finanzierter Einrichtungen für Privatunternehmen. Ansätze dafür gebe es bereits: So habe der staatliche Raumfahrtkonzern Casc kommerziellen Startdienstleistern bereits einen gewissen Zugang zu seinen Test- und Montageanlagen gewährt, erklärte Li.

Zudem sollen staatseigene Unternehmen kommerzielle Raumfahrtfirmen innerhalb der Lieferkette stärker unterstützen. Weitere Maßnahmen seien die Freigabe nationaler Satellitendaten, um "schlummernde Datenressourcen" zu erschließen, sowie die Schaffung eines einheitlichen, verbindlichen und offenen Standardisierungssystems.

Die kommerzielle Raumfahrt in China habe sich in den letzten Jahren stark entwickelt und decke mittlerweile ein breites Geschäftsfeld ab, sagte Li gegenüber Chinas nationaler Raumfahrtbehörde CNSA. Eine Reihe "hervorragender Unternehmen" habe wichtige Beiträge zur hochwertigen Entwicklung der Raumfahrtindustrie des Landes geleistet.

Im vergangenen Jahr hatte die Zentralregierung den kommerziellen Raumfahrtsektor erstmals als strategischen Zukunftsbereich eingestuft. Seitdem haben eine Reihe chinesischer Provinzen und Städte Aktionspläne zur Ansiedlung und Förderung von Raumfahrtunternehmen und -clustern vorgelegt oder entwickeln diese derzeit.

Änderungen bei Lizenzen und Aufhebung von Beschränkungen

Wie Li weiter ausführte, arbeite die CNSA derzeit mit der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (Ncrc) an einem mittel- und langfristigen Entwicklungsplan für die zivile Weltrauminfrastruktur des Landes, der den Zeitraum 2026-2035 abdecken soll.

Der Plan werde weitere Freiräume für die Entwicklung der kommerziellen Raumfahrt schaffen und eine Lockerung der Beschränkungen für kommerzielle Fernerkundungssatelliten in Betracht ziehen.

Zu den Bereichen, die derzeit geprüft werden, gehören demnach der Industriezugang, einschließlich der Stärkung der Lizenzierung von Forschungs- und Produktionsaktivitäten sowie des Managements von Genehmigungen für Raketen, groß angelegte Experimente und Testanlagen.

Bemerkenswert ist, dass auch das Lizenzmanagement für bemannte kommerzielle Flüge aufgeführt wird. Weitere Möglichkeiten seien die Aufhebung von Beschränkungen für die Entwicklung und Produktion von Satelliten mit einer Masse von mehr als 500 Kilogramm sowie die Optimierung der Prozesse für die Satelliten- und Startlizenzierung.

Kommerzieller Raumgleiter präsentiert

Auf der parallel stattfindenden Luftfahrtmesse in Zhuhai, der größten des Landes, präsentierte der staatliche Luft- und Raumfahrtkonzern Avic am Dienstag den ersten wiederverwendbaren Raumgleiter Chinas.

Das als "Haolong-1" oder "Himmelsdrache" bezeichnete Fluggerät wurde bereits beim Start der Shenzhou-19-Mission angekündigt (Telepolis berichtete), jetzt erfolgte die offizielle Präsentation. Das unbemannte Vehikel soll künftig Versorgungsflüge zur chinesischen Raumstation durchführen.

Technische Merkmale von Haolong sind eine große Flügelspannweite und ein hohes Verhältnis von Auftrieb zu Luftwiderstand, was es dem Shuttle ermöglichen könnte, große Nutzlasten zu transportieren.

Obwohl sich der Gleiter noch in der Entwicklung befinde, könne er die Kosten für den Transport von Fracht außerhalb der Erdatmosphäre weiter senken, erklärte das Unternehmen. Das staatliche Medium China Daily bezeichnete das Fluggerät als "eine kostengünstige, wiederverwendbare Frachttransportlösung mit chinesischen Charakteristiken".

Die CNSA hatte dem Raumgleiter am 29. Oktober einen Vertrag zur technischen Flugverifizierung erteilt. Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics erklärte gegenüber Reuters, das Projekt könne ein Schritt sein, um Erfahrungen mit der Technologie von Raumgleitern zu sammeln, bevor bemannte Versionen gebaut würden.

Raumgleiter, die mit einer Raketenoberstufe in den Orbit befördert werden und als Gleiter zur Erde zurückkehren, gelten seit Jahrzehnten als vielversprechendes Konzept für wiederverwendbare Raumfahrzeuge. Dieses Konzept ermöglicht nicht nur einen kostengünstigen Einsatz, sondern auch eine präzise Rückkehr und Landung auf konventionellen Start- und Landebahnen.

China hat bereits einen solchen Raumgleiter für militärische Zwecke entwickelt und setzt ihn seit einigen Jahren ein. Über die genaue Funktion und die Einsatzgebiete dieses Systems ist jedoch wenig bekannt. Experten vermuten, dass die Fähigkeit, Kleinsatelliten sicher in den Orbit zu bringen und von dort zurückzuholen, gerade im militärischen Kontext erhebliche strategische Vorteile bietet.

Privatsektor soll Chinas ambitionierte Raumfahrtziele unterstützen

Nicht nur beim Thema Wiederverwendbarkeit scheint sich China derzeit einiges von SpaceX’ Erfolg abschauen zu wollen.

Auch die Verbindung von staatlicher und privater Raumfahrt soll in der Volksrepublik Schule machen, um die eigenen Ziele im Wettlauf mit den USA zu erreichen. China plant, vor Ende des Jahrzehnts eine bemannte Mondlandung durchzuführen und später gemeinsam mit Partnerländern eine permanent besetzte Station auf dem Erdtrabant zu unterhalten.

Offiziellen Angaben zufolge nahmen an dem Forum Vertreter aus mehr als zehn Ländern und internationalen Organisationen, Regierungsabteilungen, Wissenschaft und Industrie sowie mehr als 90 kommerzielle Raumfahrtunternehmen aus China, den USA, Großbritannien und Frankreich teil.