Wie Journalismus zwischen Mainstream und Alternativmedien funktionieren kann
- Wie Journalismus zwischen Mainstream und Alternativmedien funktionieren kann
- Telepolis bleibt ein offenes Medium – aber das sind unsere Grenzen
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In eigener Sache: So hat sich Telepolis in den vergangenen gut zwei Jahren neu aufgestellt. Im Zentrum stehen Transparenz, Professionalität und die "blinden Flecken" der anderen. Steigende Zugriffe geben uns recht.
An diesem Satz haben wir erstaunlich lange gefeilt: "Telepolis bietet überparteilich aktuelle Informationen und pointierte Einschätzungen für eine Gesellschaft und Welt im Umbruch." Die "Vision" – englisch ausgesprochen – nennt man das in der Unternehmenskommunikation. Solche Definitionen dienen zum einen der internen Kurssetzung; der Klarheit, was man tun und erreichen möchte. Zum anderen will man solche "Visions" – wie im vorliegenden Text – auch nach außen kommunizieren.
Natürlich haben wir uns auch Gedanken darüber gemacht, wie wir das formulierte Ziel erreichen wollen. Herausgekommen ist folgendes "Mission Statement": "Telepolis wirft ein Schlaglicht auf die blinden Flecken in der Berichterstattung, bricht mit Polarisierungen und bietet exklusive Inhalte sowie neue Sichtweise auf alte und neue Akteure der Medienlandschaft."
Beides war notwendig. Als ich diese Redaktion Anfang 2021 als Chefredakteur übernahm, stand Telepolis vor seinem 25. Geburtstag und hat in diesen zweieinhalb Jahrzehnten natürlich auch seinen Charakter verändert. Gestartet als "Magazin für Netzkultur", immer technisch, oft philosophisch, manchmal nerdig, waren die Berichte in den letzten Jahren politischer geworden.
Um ehrlich zu sein: Wir wissen gar nicht so genau, wann dieser Trend eingesetzt hat. Waren es die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA und der epochale Krieg gegen den Terror? War es die sogenannte Migrationskrise, die eigentlich eine Krise der globalen Macht- und Wirtschaftspolitik war (und ist), aber in unserem Land heftige und nachhaltige Auswirkungen hat? War es die Corona-Pandemie?
Sicher ist: Wir werden an unserem Kurs festhalten und die gesellschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen eigenständig und kritisch begleiten. Daher auch die obige Formulierung von den "alten und neuen Akteuren der Medienlandschaft". Denn Telepolis versteht sich weder als Teil des medialen "Mainstreams", noch zählen wir uns – ungeachtet unbegründeter Meinungsäußerungen selbsternannter "Verschwörungstheorieforscher" – zu den sogenannten Alternativmedien.
Vielmehr bemühen wir uns tagtäglich, eine übergeordnete Position einzunehmen, Tendenzen aufzuzeigen, die andere nicht sehen, weil sie als Akteure der einen oder anderen Mediengruppe befangen sind, und einen inhaltlichen Mehrwert zu bieten.
Fehler korrigieren, Irrtümer transparent machen
Das alles bedeutet nicht, dass wir unfehlbar sind oder – schlimmer noch – uns dafür halten. Davon zeugen schon die natürlich sofort korrigierten "Atomaffen" und - ich darf es hier aus Rücksicht auf Wortfilter im Netz nicht ausschreiben - Marschflugkörper ohne M in einigen Texten.
Wichtig ist mir als Chefredakteur aber eine transparente Fehlerkultur. Wenn also inhaltliche (und schwerwiegendere als die genannten) Lapsus passieren, finden Sie nach der Korrektur immer einen redaktionellen Hinweis unter dem jeweiligen Beitrag. Für Hinweise über den Button "Fehler melden" sind wir stets dankbar.
Wir werden diese Korrekturen demnächst auf einer eigenen Seite chronologisch geordnet und verlinkt dokumentieren. In besonders gravierenden Fällen werde ich als Redaktionsleiter auch weiterhin ergänzend Stellung beziehen.
Weil es immer wieder angemerkt wird, möchte ich an dieser Stelle eines klarstellen: Telepolis ist und wird kein monothematisches Fachmedium, wir können aber auch keine umfassende Berichterstattung garantieren. Das ist wichtig zu erwähnen, weil die Leserinnen und Leser oft nach weiteren, begleitenden, konträren oder neuen Berichten fragen. Wir müssten, heißt es dann, über dieses oder jenes berichten.
Solche Wünsche können wir schon aus personellen Gründen nicht erfüllen. Hinter Telepolis steht eine kleine, sechsköpfige Redaktion. Nicht alle sind Redakteure, nicht alle sind in Vollzeit dabei.
Dennoch ist es uns in den vergangenen zweieinhalb Jahren gelungen, Telepolis neu und breit aufzustellen. Dazu beigetragen haben mehrere Kolumnisten, internationale Medienkooperationen und eine redaktionelle Zusammenarbeit unter anderem mit der Berliner Zeitung, oft für investigative Berichte.
Eine solche Neuaufstellung braucht natürlich Zeit, zumal sie in einem herausfordernden Branchenumfeld und in einem Medienmarkt umgesetzt wird, der durch neue Technologien ohnehin im Umbruch ist. Aber gerade hier, in der Debatte um KI-generierte Inhalte, zeigt sich eine Stärke von Telepolis: Bei uns finden Sie Inhalte, Analysen und Meinungsstücke, die keine künstliche Intelligenz produzieren kann.
Wir werden uns darauf aber nicht ausruhen, sondern noch intensiver und professioneller mit unseren alten und neuen Autorinnen und Autoren arbeiten, Themen analysieren und die Berichterstattung bewusst gestalten; nach morgendlichen Redaktionsrunden mit Debatten, die manchmal so intensiv geführt werden, dass wir sie mit Blick auf die Tagesproduktion zügeln müssen.
Ungeprüfte Inhalte von externen Autoren, die Telepolis als Plattform für ihre Mission sehen, wird es nicht geben. Mit entsprechenden Tendenzen in der Vergangenheit werden wir uns kritisch und vor allem öffentlich und damit transparent auseinandersetzen.