Wie Mikroplastik die Welt vergiftet

Seite 2: Mikroplastik und die Recycling-Lüge

Weltweit werden derzeit über 280 Millionen Tonnen Plastik jedes Jahr neu hergestellt, 19,5 Millionen davon allein in Deutschland. Zwar trennen die meisten von uns brav ihren Müll. Aber wir sind der Recycling-Lüge aufgesessen: Dosen aus Metall werden mit Plastik beschichtet und so unrecyclebar.

Papiertaschentücher verrotten jahrelang nicht, weil ihnen ein Kunststoff als Bindemittel beigemischt wurde. Ein einziger Joghurtbecher kann bis zu 600 verschiedene Chemikalien enthalten, weil er möglichst leicht und billig sein soll: Antioxidantien, Hitze-Kälte-Stabilisatoren, Füllstoffe – unrecyclebar.

Ein großes Problem ist PVC, das immer noch zwei Prozent des Plastiks von Verpackungen ausmacht. Weil es genau die gleiche Dichte wie PET hat, lassen sich beide Materialien nicht gut trennen. Also kann man sie auch nicht recyclen. Nach einer Erhebung der Bündnisgrünen werden in Deutschland lediglich 17,3 Prozent des Plastikabfalls tatsächlich wiederverwertet.

Entsprechend häufen sich die Müllberge. Und entsprechend gelangt immer mehr Plastik in die Umwelt. Greenpeace untersuchte die Müllentsorgung in Vietnam, Thailand und Malaysia. Ergebnis: Nicht nur mit dem eigenen Müll sind diese Länder überfordert. Sie importieren auch noch Müll aus Deutschland und anderen Wohlstandsstaaten.

Ein Plastedeckel "Libell – der Brotaufstrich für die ganze Familie" ist auf südostasiatischen Müllkippen genauso dokumentiert, wie die Plastik-Tüte der "Nahrungsmittel GmbH".

Forscher haben jetzt erstmals den gesamten Atlantik von Norden nach Süden auf Mikroplastik hin untersucht. Die Analysen ergaben, dass allein in den oberen 200 Metern Wasser zwölf bis 21 Millionen Tonnen Plastikpartikel der drei häufigsten Plastiksorten herumschwimmen.

Der größte Teil dieses Mikroplastiks ist kleiner als 100 Mikrometer und daher weitgehend "unsichtbar". Die Wissenschaftler schätzen, dass das wahre Ausmaß der Plastikverschmutzung weit größer sein könnte als bislang angenommen.

Es gibt mittlerweile sechs Mal mehr Plastik als Plankton im Meer. Zersetzt zu Mikroplastik breitet es sich mit den Meeresströmungen in nahezu alle Meeresregionen aus. Selbst in der Arktis und Antarktis, in Tiefseegräben und anderen entlegenen Gebieten sind inzwischen Plastikreste zu finden.

"Die Menge und Verteilung dieses Mikroplastiks, vor allem unterhalb der Größe von 250 Mikrometern, ist aber bislang nahezu unbekannt", erklärten Katsiaryna Pabortsava und Richard Lampitt vom National Oceanography Centre in Southampton.

Über Muscheln und Fisch gelangt das Mikroplastik wieder in unseren Körper: Noch kann das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin mögliche Gesundheitsgefahren durch Mikroplastik nicht zuverlässig abschätzen. Eine Studie immerhin ergab, dass eingeatmetes Mikroplastik das Lungengewebe schädigen, geschluckte Kunststoffteilchen sich in Lymphknoten des Darms sammeln könnten. Ungefährlich scheint es also nicht zu sein.

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