Wie alternative Fahrzeug-Antriebe die Umwelt beeinflussen

Stromos German E-Cars; Bild: Ulrich Steinlechner/CC BY-SA 3.0

Saubere Luft dank Elektroautos? Forscher zeigen, das Gut und Böse in Sachen Umweltschutz nicht eindeutig verteilt sind

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Sie stinken nicht und fahren fast lautlos, sie brauchen nie an die Tankstelle. Man muss aber trotzdem sehr naiv sein, um Elektroautos per se als Lösung aller Umwelt- und Klimaschutzprobleme zu betrachten. Wer schon mal ein Auto angeschoben hat, weiß, dass eine Tonne Blech eine Menge Energie braucht, um sich in Bewegung zu setzen. Diese Energie muss in irgendeiner Form bereitgestellt werden - dann kommen zwar keine Abgase aus dem Auspuff, wohl aber aus dem Schornstein des Kraftwerks.

Entscheidend ist also, wo diese Energie herkommt. Welche Antriebe sind in Verbindung mit welcher Erzeugungsart in Sachen Umwelt am unschädlichsten? Das untersuchen Forscher jetzt in einem Wissenschaftsartikel in den Veröffentlichungen der US-Akademie der Wissenschaften. Die Berechnungen dort erfolgen zwar konkret für die USA, die Annahmen sind aber durchaus übertragbar.

Stromos German E-Cars; Bild: Ulrich Steinlechner/CC BY-SA 3.0

Konkret haben sich die Wissenschaftler herkömmliche Benzin-Autos angesehen, Diesel-Fahrzeuge, Autos mit Gasantrieb (CNG) und Stromer und Plug-In-Hybride. Beim Benzin haben sie dabei einen Ersatz durch Ethanol aus verschieden Quellen angenommen. Bei den Elektrofahrzeugen setzen sie auf vier unterschiedliche Szenarien: Eine Fortschreibung aktueller Trends der Stromerzeugung, Stromerzeugung in Kohle- beziehungsweise Gaskraftwerken und eine rein auf erneuerbaren Energien basierende Versorgung.

Die Frage, die sich die Forscher dann gestellt haben: Wie verändert sich die Umweltbelastung (inklusive Ozon- und Rußausstoß), wenn zehn Prozent der Fahrzeuge bis 2020 durch eine der genannten Technologien ersetzt würden?

Zwei sehr ungünstige Szenarien

Dabei haben sie allerdings nicht nur die Emission am Auspuff einbezogen, sondern auch alle Emissionen während Herstellung und Transport bis hin zur Herstellung der Akkus für Elektro- und Hybridautos. Lediglich bei der Herstellung der Autos selbst gehen sie von vernachlässigbaren Unterschieden aus, das scheint durch Studien bestätigt.

Besonders drastisch ungünstige Ergebnisse erhalten die Forscher bei zwei Szenarien: erstens dem Ersatz von Benzin durch Bio-Ethanol. Zehn Prozent der Fahrzeuge, wie im Paper angenommen, entsprechen ziemlich genau "E10". Im Vergleich zu normalem Super steigen die Umweltkosten hier bis 2020 um 80 Prozent, mit dem einzigen positiven Effekt, dass zehn Prozent weniger fossile Treibstoffe verbraucht wurden.

Ebenso schädlich wäre es, im Jahre 2020 zehn Prozent Elektroautos auf den Straßen fahren zu lassen und diese mit Strom aus Kohlekraftwerken anzutreiben. Einen wirklichen Nutzen verspricht demnach nur die Umstellung auf Elektroantrieb mit Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien und auch aus Erdgas. In diesem Fall würde sich die Umweltbelastung im Vergleich zu Benzin-Autos auf die Hälfte verringern.

Bei all ihren Berechnungen gehen die Forscher allerdings von aktuellen Trends aus. So nehmen sie an, dass 2020 mehr gefahren wird als heute - und zwar nicht Fahrrad oder Bahn, sondern Auto. Ob eine echte Trendwende durch neue Antriebstechnologien zu erreichen ist, darf unter diesem Aspekt bezweifelt werden.

Ein deutlich größerer Effekt träte ein, wenn alle ihre aktuellen Fahrzeuge weiter betrieben - nur vielleicht an sechs statt sieben Tage die Woche. Diese simple Verhaltensänderung könnte milliardenschwere Förderprogramme unnötig machen. Die Tatsache, dass fossile Brennstoffe irgendwann einfach alle sind, bringt sie allerdings auch nicht aus der Welt.