Wie blutige Ölpolitik und Klimakriege die Zukunft verbrennen
Seite 2: Tausend Naturschützer:innen wurden getötet, weil fossile Konzerne Profite machen wollen
- Wie blutige Ölpolitik und Klimakriege die Zukunft verbrennen
- Tausend Naturschützer:innen wurden getötet, weil fossile Konzerne Profite machen wollen
- Kohlenstoffmärkte und hohle Versprechen der reichen Länder werden uns nicht retten
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Seit dem Klimagipfel in Paris sind über tausend Umweltschützer im Kampf gegen die Interessen der Mächtigen getötet worden. Sie kämpfen gegen die Verbrechen der Ölkonzerne in Nigeria an der Seite des Ogoni-Stamms. Was steckt hinter den Morden und den Unruhen im Niger-Delta.
Nnimmo Bassey: Immer mehr Naturschützer:innen werden getötet, weil sie sich gegen Großkonzerne und repressive Regierungen stellen, die Hand in Hand mit transnationalen Konzernen und anderen Unternehmen arbeiten, die weder transparent sind noch rechenschaftspflichtig sein wollen.
Im Niger-Delta wurden vor 26 Jahren Ken Saro-Wiwa und acht Ogoni-Anführer hingerichtet. So ist der 26. Jahrestag dieser Exekution genau in die Mitte der 26. COP, dem Klimagipfel in Glasgow gefallen. Und 26 Jahre nach der Hinrichtung gab es dort letztes Jahr noch immer keine Anzeichen, dass die Regierungen den Einfluss der fossilen Brennstoffindustrie begrenzen wollen, nicht einmal den auf die Klimaverhandlungen.
Wir haben also weiter einen sehr steilen Aufstieg vor uns. Denn diejenigen, die für Menschenrechtsverletzungen und für das Verschwinden-lassen von Menschen verantwortlich sind, und diejenigen, die Militärs in den Ländern benutzen, um die Bevölkerung zu unterwerfen und zu unterdrücken, haben weiter das Steuer bei der Klimadiskussion in ihren Händen.
Solange sich nicht wirklich etwas daran ändert, wird es sehr schwierig bleiben, Fortschritte zu erwirken.
Was sind die Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung im globalen Süden. Wir haben große Dürren in Afrika erlebt, in Madagaskar standen eine Million Menschen vor dem Hungertod. Wie fühlen sich 1,2 Grad Celsius im Süden an?
Nnimmo Bassey: Der Temperaturanstieg in Afrika liegt etwa 50 Prozent über dem globalen Durchschnitt. 1,2 Grad im globalen Durchschnitt bedeuten also für Afrika etwas mehr. Die Temperatur ist in Afrika bereits höher gestiegen, als im Paris-Abkommen als ideale Grenze festgesetzt wurde.
Wenn die Staatengemeinschaft also von 1,5 oder deutlich unter 2 Grad spricht, dann heißt das in Wirklichkeit: Afrika wird weit darüber hinausschießen. Und das bedeutet: Man lässt Afrika verbrennen. Aber niemanden scheint das zu interessieren.
Im Moment stehen wir in Afrika vor großen Herausforderungen, wie Sie schon sagten: Nahrungsmittelknappheit in Madagaskar. Überall auf dem Kontinent kämpfen die Menschen gegen Küstenerosion und Landverlusten.
Die neuesten Daten sprechen von 2 Metern, die pro Jahr verloren gehen, an den Küsten. Das ist dramatisch, wir verlieren Gebäude, wir verlieren Infrastruktur. Wir haben Probleme mit voranschreitender Wüstenbildung in Gegenden wie Nordnigeria.
Anstatt unsere Wälder zu schützen, findet massives Abholzen statt, ein sich verschlimmerndes Problem. Fossile Brennstoffindustrien betreiben riesige Gasöfen, die Kohlendioxid, Methan, Stickstoff und Natriumschwefeloxide in die Atmosphäre freisetzen, auch das verschärft die Situation weiter.
Und die Folgen zwingen die Menschen zur Migration. Es gibt viele Klimaflüchtlinge aus Afrika. Durch den Wasserstress im Norden Nigerias und an anderen Orten entzünden sich gewalttätige Konflikte, die nur oberflächlich betrachtet religiöser Natur sind, in Wirklichkeit aber Klimakonflikte sind. Das führt zu vielen weiteren Problemen.