Wie der Kampf gegen Corona das Leid vieler Flüchtlinge verschärft

Seite 2: Seenotretter fordern, Flüchtlinge mit Kreuzfahrtschiffen zu evakuieren

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Vorschläge, wie ein Krisenmanagement aussehen kann, das auch Flüchtlinge vor Corona schützt, gibt es derzeit zuhauf. Der Politikberater und Erfinder des EU-Türkei-Deals, Gerald Knaus, hat eine "humanitäre Luftbrücke" zur Evakuierung der Menschen aus den griechischen Lagern vorgeschlagen.

Demnach sollen rund 35.000 Menschen von den Inseln aufs Festland gebracht werden. Dort sollen sie zunächst in Zeltstädten und später in festen Unterkünften untergebracht werden. 10.000 Flüchtlinge könnten anschließend in anderen EU-Staaten angesiedelt werden.

Nicht länger auf staatliche Maßnahmen warten will die Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline. Sie hat 55.000 Euro gesammelt, um mit einem gecharterten Flugzeug Flüchtlinge von Lesbos aufs Festland zu bringen. Behörden verweigern bisher allerdings die nötige Start- und Landeerlaubnis. Die Seenotretter-NGO SeaWatch schlägt unterdessen vor, derzeit nicht genutzte Kreuzfahrtschiffe zu nutzen, um Flüchtlinge von den Inseln der Ägäis zu evakuieren.

Eine "Evakuierung der überfüllten Flüchtlingslager und Unterbringung an Orten, in denen sie vor dem Virus geschützt sind", fordert auch die Initiative #LeaveNoOneBehind. Gestartet wurde sie vom EU-Abgeordneten Erik Marquardt. Der dazugehörigen Petition haben sich bis zum Dienstagabend über 260.000 Menschen angeschlossen.

Von der Europäischen Kommission fordern sie auch die Wiederherstellung rechtsstaatlicher Asylverfahren und einen besseren Zugang der betroffenen Menschen zu humanitärer Versorgung.

Nima und vielen anderen Flüchtlingen, die vor vier Wochen an die griechisch-türkische Grenze kamen, wird dies allerdings nichts mehr nützen.

Die türkische Polizei räumte das Lager am Grenzübergang Pazarkule Ende letzter Woche und schaffte die meisten der wenigen Hundert verbliebenen Flüchtlinge mit Bussen in andere Landesteile. Statt in einem überfüllten Flüchtlingslager leben viele von ihnen nun in einem überfüllten Abschiebelager. Angeblich zum Schutz vor Corona.