Wie die USA Russland den Krieg erklären

Seite 2: Kriegsstimmung auf vielen Kanälen

Führende deutsche Medien kriegen sich derweil einfach nicht mehr ein. Obwohl Russland von allen Seiten zurzeit massiv mit weiteren wirtschaftlichen Sanktionen gedroht wird, schaffen es Tagesschau und Heute-Journal, dem deutschen Kanzler "Führungsschwäche" und "Leisetreterei" vorzuwerfen und ihn eindringlich mit der Sicht des US-Verbündeten zu konfrontieren, die seine "Bündnistreue" anzweifele. Was sind das eigentlich für Vokabeln?

Gibt es vielleicht noch irgendwelche anderen Gesichtspunkte, unter denen der Konflikt und die deutsche Außenpolitik darzustellen und zu bewerten wäre als die von "Führung" (war da nicht mal was?) und "Bündnistreue"?1

Ist "Frieden" oder "Kriegsvermeidung" noch irgendein Wert in dieser Debatte, in der ja sonst liebend gerne von "werte-basierter Außenpolitik" die Rede ist? Offenbar nicht – die "Kriegsgeneration" ist auch fast ausgestorben. Es geht also flott voran damit, eine vielleicht sogar militärische Auseinandersetzung mit Russland herbeizumanipulieren, für die es von russischer Seite jedenfalls mit Sicherheit keine Gründe gibt.

Das Publikum ist gespalten und so bedarf es an einigen Stellen noch der Agitation: So zum Beispiel, warum die gebrochenen Zusagen an Russland keine waren bezüglich der Osterweiterung der Nato (WAZ, 15.2.22). Spekuliert wird allenthalben, ob und wann der Krieg denn beginnt.

Damit ist man völlig weg von der Frage, warum er stattfindet und überlegt bereits, worauf man sich einstellen muss. Auf dieser Basis haben die Regierenden alle Freiheiten und können sich auf ihre Bürger verlassen.