Wie die arabischen Staaten Palästinas Zukunft sehen

Seite 2: Neue Wege sind erforderlich

Zudem hat man auf extrem brutale Art und Weise lernen müssen, dass auch die strikte, mehr als 15-jährige Blockade des Landstrichs das Massaker an 1200 Menschen am 7. Oktober 2023 nicht verhindern konnte.

Neue Wege sind erforderlich und dabei idealerweise solche, die Menschen nicht in Armut und Verzweiflung stürzen. Ein Aspekt, der dabei in besonderer Weise ins Bewusstsein rückt, ist dieser: Vor etwas mehr als 50 Jahren hatten sich Israel und unter anderem Ägypten im Jom Kippur-Krieg brutal bekämpft.

Vor ungefähr 46 Jahren reiste dann der ägyptische Staatspräsident Anwar al-Sadat in einem der wohl surrealsten Momente der jüngeren Geschichte nach Israel: Am 9. November 1977 hatte er vor dem ägyptischen Parlament erklärt, er sei bereit, "in ihr Zuhause zu reisen", um über Frieden zu sprechen.

Israels Regierung ließ ihm umgehend über die US-amerikanische Botschaft in Kairo eine Einladung überbringen. Nur zehn Tage nach der Rede stieg al-Sadat in Tel Aviv aus dem Flieger.

Ägyptische Präsenz im Gazastreifen

Daraus entstand ein Friedensvertrag, der heute als Erfolgskonzept gilt. Das ägyptische Militär gilt in Israel längst nicht mehr als Bedrohung, sondern als Partner, der auf der Sinai-Halbinsel bewaffnete Gruppen davon abhält, eine Bedrohung für Israel darzustellen. Und so kann man sich nun auch in Israel eine ägyptische Truppen- und Geheimdienstpräsenz im Gazastreifen vorstellen.

Bislang lehnte Ägypten das jedoch ab, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass man von der palästinensischen Eigenstaatlichkeit abrückt. Inzwischen jedoch scheint man zumindest für den Übergang dazu keine Alternative mehr zu sehen.

Denn bis zum 7. Oktober 2023 war man auch in Kairo der Ansicht, dass die Hamas mit der Regierungsverantwortung moderater und rationaler geworden ist, dass man mit ihr Vereinbarungen schließen kann. Seit dem Massaker weiß man, dass das nicht der Fall ist.

Keine Vereinbarungen mit der Hamas

Während man derzeit versucht in Kairo eine Waffenruhe auszuhandeln, sind sich alle darin einig, dass sich die Essedin al Kassam-Brigaden, der bewaffnete Flügel der Hamas, nur so lange daran halten werden, wie es unbedingt notwendig ist.

Doch es gibt einen weiteren Faktor, der den Bemühungen um eine dauerhafte Lösung im Wege steht. Und das sind die Irrungen und Wirrungen der israelischen Politik: Regierungschef Benjamin Netanjahu schließt eine Zweistaatenlösung beharrlich aus, wohl um seine ultra-rechten Koalitionspartner zu befrieden, die ihn an der Macht halten.

Irrungen und Wirrungen der israelischen Politik

Ein erheblicher Teil der Kabinettsmitglieder und ziemlich viele Koalitionsabgeordnete nahmen zudem - ohne, dass Netanjahu widersprochen hätte - an einer Konferenz teil, bei der um den Wiederaufbau der israelischen Siedlungen im Gazastreifen geworben wurde. 2005 waren alle israelischen Siedlungen in Gaza geräumt worden.

Bei den Nahostreisen von US-Außenminister Anthony Blinken, mittlerweile fünf an der Zahl, geht es deshalb derzeit vor allem um eins: Netanjahu nicht nur klarzumachen, dass der Krieg bald enden muss, sondern auch, ihm zu vermitteln, dass es ein Weiter so nicht geben kann.

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