Wie kommt die DNA Böhnhardts an den Fundort des toten Mädchens Peggy?
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Versehentliche Spurenübertragung? Ein unbekanntes Polizeifoto aus dem Wohnmobil. Der Fall wird immer abenteuerlicher
"Mysteriös" und "unfassbar" nannten Mitglieder des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag die aktuellen Entwicklungen um den möglichen oder unmöglichen Zusammenhang zwischen der Terrorgruppe NSU und dem ermordeten Mädchen Peggy. In nicht-öffentlicher Sitzung hatte sich der Ausschuss am 9. März aus dem Mund des Generalstaatsanwaltes von Bamberg, Thomas Janovsky, sowie einem Vertreter des Justizministeriums aus Bayern über den Stand der Ermittlungen berichten lassen. Die Ratlosigkeit der Abgeordneten war danach nicht geringer. So etwas gebe es nur im NSU-Komplex, sagte einer von ihnen.
Es bleiben im Augenblick viele Fragen, die eher noch mehr werden und sich inzwischen auch an die aktuellen Ermittler selber richten.
Kurz zur Vorgeschichte und dem Stand der Entwicklung: Am 13. Oktober 2016 wurde bekannt, dass bei dem toten neunjährigen Mädchen Peggy K. DNA-Material des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gesichert worden sei. Der Mörder von Peggy, die im Mai 2001 verschleppt und vermutlich damals ermordet wurde, ist bis heute nicht gefasst. Peggys sterbliche Überreste wurden im Juli 2016 in einem Waldstück in Südthüringen entdeckt.
Bei eine Nachsuche im Oktober 2016 wollen die Mordermittler dann auf ein kleines Stoffteilchen in der Größe eines halben Fingernagels gestoßen sein, an dem eine eindeutige DNA-Spur von Uwe Böhnhardt gesichert wurde.
Die Nachricht, es könnte eine Verbindung zwischen dem NSU und dem Peggy-Mord bestehen, schockierte die Öffentlichkeit. Im NSU-Komplex öffnete sich damit schlagartig ein ganz neues Feld: das der organisierten Kriminalität (OK) und möglichem geschäftsmäßigen Kindermissbrauchs. Damit wiederum hätte sich ein ganz neues gesellschaftliches Klientel aufgetan.
Auffällig war, dass, obwohl Uwe Böhnhardt zusammen mit Uwe Mundlos bereits zehn Morde zugeschrieben werden, im Fall Peggy sofort Abwehrreflexe einsetzten. Spekulationen über eine Tatortverunreinigung durch Übertragung der DNA-Spur wurden angestellt und immer neu variiert. Zuerst hieß es, Peggy sei auf demselben Tisch seziert worden wie Böhnhardt. Das erwies sich schnell als falsch. Dann wurde gemutmaßt, die DNA könne an einem Zollstock geklebt haben und so vom Tatort Eisenach, wo Böhnhardt zusammen mit Mundlos im November 2011 ums Leben kamen, fast fünf Jahre später an den Fundort des Mädchens verschleppt worden sein.
Das Stoffteilchen mit der DNA Böhnhardts wird zur Trugspur erklärt
Und nun, im März 2017, die angebliche Auflösung: Auf einer Pressekonferenz am 8. März in Bayreuth erklärten Staatsanwaltschaft und Ermittler der SoKo Peggy, das Stoffteilchen mit der DNA Böhnhardts sei definitiv eine Trugspur, und Böhnhardt habe mit dem Mord nichts zu tun.
Das Stoffteilchen habe zu einem Kopfhörer Böhnhardts gehört, der im ausgebrannten Wohnmobil von Eisenach gefunden worden sei. Das lasse sich durch Anschmelzungen an dem Teilchen aufgrund der Hitzeeinwirkung in dem Fahrzeug belegen. Also müsse das Teilchen erst nach November 2011 und nach dem Tod Böhnhardts zum Fundort Peggys gekommen sein.
Als Verantwortliche wurden die Spurensicherer des Landeskriminalamtes von Thüringen ausgemacht. Gleichzeitig wurde ausgeschlossen, dass es sich um ein "vorsätzliches Setzen" der Spur, also um eine Manipulation, gehandelt habe. Ausgeschlossen wurde außerdem, dass das Teilchen vor dem Auffinden Peggys im Juli 2016 sowie bei der Nachuntersuchung im Oktober 2016 dorthin übertragen wurde - das sei bei den Tatortuntersuchungen am 3. Juli 2016 geschehen. Worauf sich diese Erkenntnis stützt, teilten die Verantwortlichen bei der Pressekonferenz nicht mit.
Auch den Mitgliedern des NSU-Ausschusses im Bundestag wurde darauf keine Antwort gegeben. Völlig unklar ist, wo das Teilchen all die Jahre seit 4. November 2011 gewesen sein soll und auf welche Weise die Spurensicherer es dann am 3.Juli 2016 zum Grab von Peggy im Wald gebracht haben sollen.