Wie sicher sind Sicherheitsdienste?

Seite 2: Neonazis und islamische Fundamentalisten: Ähnliche Ideologie - ähnliche Interessen

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Dass sowohl Neonazis als auch islamische Fanatiker bei Sicherheitsdiensten anheuern, verwundert eigentlich nicht. Insgesamt stehen beide Szenen sich näher, als gemeinhin gedacht. Historisch verband die islamischen Fundamentalisten mit den Nationalsozialisten der Hass auf Juden. Hassan al-Banna, der Gründer der Muslimbruderschaft, war ein Fan von Hitler - wegen dessen Umgang mit Juden.

Muslimbruder Mohammed Amin al-Husseini, der berühmt-berüchtigte "Mufti von Jerusalem", hätte gern auch dort KZs errichtet. Einer Bitte um diesbezügliche Unterstützung konnte Hitler aus bekannten Gründen nicht mehr nachkommen. Necmetin Erbakan, ideologischer Ziehvater von Recep Tayyip Erdoǧan und Ideenstifter der "Nationalen Sicht", wiederum verehrte Hassan al-Banna.

Die Ideologie der Muslimbruderschaft, die in groben Zügen mit dem vom IS vertretenen Wahabismus übereinstimmt, geht wie der Rechtsextremismus von einer Gemeinschaft aus: Die einen von einem "Volkskörper", den es gesund zu erhalten und vor fremden Einflüssen - und vor allem vor Fremden - zu bewahren gilt, die anderen von der muslimischen Gemeinschaft, der "Umma", die weltweit zu errichten das eigentliche Ziel ist.

So wie es Unterschiede gibt zwischen verschiedenen rechtsextremen Strömungen und auch Faschisten in unterschiedlichen Ländern, gibt es auch Unterschiedene zwischen verschiedenen fundamentalistischen islamischen Strömungen. Was ihnen aber gemein ist, ist der Bezug auf die Gemeinschaft.

Beide Ideologien basieren auf Macht und Herrschaft, auf Befehl und Gehorsam, beide funktionieren nach einem Führerprinzip, die einen folgen einem irdischen, die anderen einem geistlichen Führer, als irdischer Stellvertreter des allerobersten Führers überhaupt.

Schon lange ist bekannt, dass Neonazis eine Vorliebe für Kampfsport und für Waffen haben, was sie in die Sportstudios, zur Bundeswehr, zur Polizei und zu den Sicherheitsunternehmen führt. Gleiches gilt offenbar auch für islamische Fundamentalisten. Neonazis favorisieren Kampfsport in Verbindung mit Tattoostudios, die religiösen Fanatiker mit Shisha-Bars und Halāl. Was nicht heißt, dass jedes Tattoostudio einem Neonazi gehört und jede Shisha-Bar dem Miri-Clan.

Halāl ist allerdings grundsätzlich ein Problem, denn dabei geht es nicht (nur) um Schächten, Verzicht auf Schweinefleisch und Alkohol, wie irrtümlich gemeinhin angenommen, sondern um ein ganzheitliches Lebenskonzept nach den Richtlinien der Scharia, das Bestreben, das ganze Leben gottgefällig zu gestalten. Dazu zählt auch eine gottgefällige Umgebung, z. B. separate Frauenbereiche am Strand, Reisen nur in männlicher Begleitung, etc. pp.

Sowohl in der rechtsextremen als auch der islamisch-fundamentalistischen Szene spielen Frauen eine große Rolle. Sie halten die Familien, die Gemeinschaften zusammen, Netzwerken, wirken in die Gesellschaft hinein, sind sozusagen das sanfte Gesicht des Extremismus. Dabei gibt es eine klare Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern, die Männer sind für den Außenbereich zuständig, die Frauen für den Innenbereich. Die einen züchten Biogemüse, die anderen künftige Gotteskrieger.

Das ist eine sehr grobe Beschreibung. Sowohl in dem einen als auch dem anderen Spektrum gibt es viele verschiedene Facetten, die sich z. T. durch Nuancen unterscheiden. Festzuhalten ist jedoch, wir haben es mit jungen, gut durchtrainierten, unter Umständen gewaltbereiten Männern mit einem Faible für Waffen zu tun. Zugang zu Waffen bekommen sie bei der Bundeswehr, der Polizei oder eben auch bei Sicherheitsdiensten.

Mangelnde Sensibilisierung bei den zuständigen Stellen für das Problem

Dass Rechtsextremisten in all diesen Beriechen zu finden sind, ist mittlerweile bekannt, über entsprechende Aktivitäten islamischer Fundamentalisten dagegen nicht viel. Eine Anfrage beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) bezüglich eventueller Erkenntnisse über religiösen Extremismus bei der Bundeswehr wurde ignoriert.

Obwohl die Gefahr durch Extremisten als Beschäftigte von Sicherheitsunternehmen bekannt ist, wird das Problem offenbar unterschätzt. 2017 wurden die Bestimmungen verschärft. Möglicherweise aufgrund der Enthüllungen über neonazistische Umtriebe bei Sicherheitsdiensten. Seitdem sind die Unternehmen verpflichtet, die Bewerber gründlich zu durchleuchten und im Zweifelsfall auch die zuständigen Behörden ins Boot zu holen. So wie in dem Fall in Regensburg auch geschehen.

Die Landesämter für Verfassungsschutz verlassen sich anscheinen darauf, dass diese Bestimmungen auch eingehalten werden. Die übrigens auch für die Einstellung von Türstehern gelten. Nur: Wer kontrolliert das? Gibt es entsprechende Kontrollen der Sicherheitsdienste? Wer kontrolliert, welcher Club wen als Türsteher vor seinem Laden stehen hat? Was bedeutet das z. B. für den Einsatz von Sicherheitsdiensten am Flughafen, im Schwimmbad, auf dem Weihnachtsmarkt, bei Kulturveranstaltungen, im Fußballstadion, und, und, und …

Wer übernimmt letztlich die Verantwortung dafür, wenn ein gottesfürchtiger Wachmann einen Glaubensbruder, bewaffnet mit einem Bombengürtel oder auch schlicht nur ein Küchenmesser, bei der Einlasskontrolle einfach so durchwinkt? Die Szene, in der Islam M. sozialisiert wurde, ist bekannt dafür, dass sie vor dem Einsatz von Gewalt nicht zurückschreckt - im Gegenteil, dass die Verbreitung des Glaubens mittels Waffengewalt offenbar eine starke Anziehungskraft auslöst. Abu Dawud z. B. zeigte sich mit blutenden abgeschlagenen Köpfen aus dem IS-Terrorgebiet.

In den vergangenen Tagen habe ich verschiedene Behörden, Unternehmen, Fußballclubs sowie Politikerinnen und Politiker kontaktiert. Die Sensibilität für das Thema tendiert gen Null, Erkenntnisse über konkrete Fälle sind quasi nicht vorhanden. Weder über den Einsatz von Neonazis noch von islamischen Fundamentalisten.

Auch nicht darüber, ob die Verschärfung der Bestimmungen zur Einstellung von Sicherheitsfachleuten dazu geführt hat, dass sich der Anteil von Neonazis in dem Bereich reduzierte. Ganz allmählich wird bei einzelnen Personen das Interesse geweckt. Dafür sollten wir uns aber alle interessieren, denn immer mehr hängt die gesamte Gesellschaft am Tropf dieser Sicherheitsunternehmen. Ob das die Lösung ist für die Probleme, die hinter diesem Phänomen stehen, wäre ein anderes Thema …

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