"Wir streiken, bis Politiker endlich ihren Job machen"
In Deutschland fand neben den zahlreichen dezentralen Demonstrationen von Fridays for Future in Aachen eine zentrale, internationale Kundgebung mit 35.000 Teilnehmern statt
Während die EU-Regierungen sich auf ihrem Gipfeltreffen nicht einmal auf das unzureichende Ziel der Klimaneutralität bis 2050 einigen konnte, demonstrieren und streiken die Schüler unverdrossen weiter. Für 796 Städte in 100 Ländern waren für den heutigen Freitag Schulstreiks und Protestaktionen angemeldet. In Deutschland waren es zwischen Friedrichshafen und Niebüll 32 - und zum Beispiel Indien, wo die Menschen gerade unter einer tödlichen Hitzewelle und einer extremen Dürre ächzen, 58 Städte.
Hierzulande gab es neben den dezentralen Schulstreiks auch eine zentrale, internationale Demonstration in Aachen, in der Nachbarschaft des rheinischen Braunkohlereviers. Mindestens 35.000 Menschen kamen aus dem In- und Ausland in die alte Kaiserstadt, um für Klimagerechtigkeit und den schnellen Ausstieg aus der Kohle zu demonstrieren.
Redner machten auf den Auftakt- und Abschlusskundgebungen klar, dass man so lange weiter streiken werde, "bis Politiker endlich ihren Job machen". Die deutsche Fridays-for-Future-Bewegung fordert unter anderem den Stopp aller Subventionen für fossile Energieträger, einen Kohleausstieg bis 2030 und die Stilllegung der ersten 25 Prozent noch in diesem Jahr.
Fridays for Future-Demo in Aachen (13 Bilder)
Die Demonstration war geprägt von den Schülern und ihrer guten Stimmung, aber es waren alle Generationen vertreten. Immer wieder war die Forderung nach Klimagerechtigkeit (Climate Justice) zu vernehmen und der Energiekonzern RWE war sicherlich, Sprechchören und Schildern nach zu urteilen, der mit Abstand am wenigsten beliebte Konzern. Auf machen Schildern und Transparenten wurde Solidarität mit den Aktionen von "Ende Gelände" ausgedrückt.
RWE betreibt im Dreieck zwischen Aachen, Köln und Mönchengladbach das größte deutsche Braunkohlerevier und damit auch eines der weltweit größten. Seine Kraftwerke sind für mehr als zehn Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.
Daher gibt es derzeit südlich von Mönchengladbach in Viersen ein Protest-Camp der Kampagne "Ende Gelände". Aus diesem sind heute Mittag 4000 Menschen in Richtung Tagebau Garzweiler aufgebrochen, um dort die Infrastruktur zu blockieren. Im Aktionskonsens wird die Gewaltfreiheit betont und werden die Aktionen als Formen des zivilen Ungehorsams bezeichnet. Es gehe nicht darum Infrastruktur zu zerstören. Die Sicherheit der Aktivisten, der Arbeiter und aller Beteiligten habe höchste Priorität.
Aachen hatte derweil Anfang der Woche, wie andere Städte im In- und Ausland zuvor, den Klimanotstand erklärt. Praktisch bedeutet dies, dass die Ratsversammlung bei nur zwei Gegenstimmen "die Eindämmung der Klimakrise und ihrer schwerwiegenden Folgen als Aufgabe von höchster Priorität anerkennt". Die Verwaltung wurde beauftragt, "ab sofort bei relevanten Anträgen etwaige negative Auswirkungen auf Atmosphäre und Klima abzuschätzen, so dass Lösungen, die sich positiv auf das Klima auswirken, bevorzugt werden".
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