Wirbelstürme, Überschwemmungen, Waldbrände und Heuschreckenplagen
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Energie- und Klimawochenschau: Milliardenschäden durch Extremwetter im Jahr 2020, fragwürdige Straßenbauprojekte und kleine Fortschritte beim Strommix
Mit dem Jahr 2020 geht die bisher wärmste Dekade seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu Ende, wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) berichtet. Ein Blick auf die Kurve der Temperaturabweichungen zeigt, dass es seit den 1980er Jahren einen klaren Trend nach oben gibt und dass die bevorstehende Dekade aller Voraussicht nach erneut wärmer ausfallen wird.
Die drei wärmsten Jahre weltweit waren 2016, 2019 und 2015. Laut WMO könnte das Jahr 2020 dem Jahr 2016 als wärmsten überhaupt sogar den Rang ablaufen, aber die endgültige Auswertung der Temperaturdaten wird erst im Januar vorliegen. Die überdurchschnittlichen Temperaturen im Jahr 2020 sind insbesondere deswegen bemerkenswert, weil es sich um ein Jahr mit dem Wetterphänomen "La Niña" handelt.
La Niña hat eher einen kühlenden Effekt auf das globale Klima, anders als das Phänomen "El Niño", das die globalen Temperaturen anheizt. Die globalen Durchschnittstemperaturen lagen 2020 1,2 Grad über dem vorindustriellen Niveau, die Schwelle von 1,5 Grad könnte mit 20-prozentiger Wahrscheinlichkeit bereits im Jahr 2024 überschritten werden.
Milliardenschäden auf allen Kontinenten
Die globale Erwärmung lässt katastrophale Extremwetterereignisse dabei schon fast zur Normalität werden. An dieser Stelle wurde vergangene Woche über das Ausmaß von Waldbränden und sonstiger Entwaldung im Jahr 2020 berichtet (Weniger, aber noch immer viel zu viel). Monetär bewerten lassen sich all diese Schäden kaum, etwa wenn es um den Tod von schätzungsweise einer Milliarde Wildtieren in der Feuersaison 2019/2020 in Australien geht.
Dennoch hat die britische NGO Christian Aid zehn Extremwetterereignisse unter die Lupe genommen, deren Schadensbilanz jeweils 1,5 Milliarden US-Dollar überschreiten dürfte. Die tatsächlichen Schadenssummen dürften jedoch weit höher liegen, so Christian Aid, denn der Bericht basiert nur auf den versicherten Schäden. Die kostspieligsten Schäden hat demnach mit rund 40 Milliarden US-Dollar die atlantische Hurrikan-Saison verursacht, die mit einer Rekordzahl von 30 benannten Stürmen sowohl die USA als auch Zentralamerika in Mitleidenschaft gezogen hat.
Mit 32 Milliarden US-Dollar schlagen die Überschwemmungen in China im Juni und Juli zu Buche, von denen 35 Millionen Menschen betroffen waren. Gefolgt werden diese von den Waldbränden an der Westküste der USA mit Schäden in Höhe von 20 Milliarden Dollar.
Die Extremwetter und deren Folgen verteilen sich auf alle Kontinente außer der Antarktis. Verheerende Überschwemmungen gab es ebenfalls in Indien, Pakistan, Japan, Vietnam und Südsudan. Der Zyklon Amphan hinterließ schwere Zerstörung in Indien, Sri Lanka und Bangladesch und die Taifune Goni und Vamco auf den Philippinen. Auch in Europa wüteten mit Ciara in Großbritannien und Irland und Alex in Südfrankreich und Norditalien heftige Stürme. Und die Ausmaße der Waldbrände in Australien und Südamerika dürften sich kaum in den jeweiligen Schadenssummen spiegeln.
Gewaltige Schäden verursachten auch die Heuschreckenschwärme, die in Ostafrika Ernten vernichteten - Christian Aid beziffert den Verlust auf 8,5 Milliarden Dollar. Die Heuschrecken fanden nach einer außergewöhnlichen Regenzeit ideale Bedingungen, um sich zu vermehren. Der FAO zufolge handelte es sich um die schlimmste Heuschreckenplage am Horn von Afrika in 25 Jahren.
Nun dürfte kaum davon auszugehen sein, dass das Jahr 2021 weniger Extremwetterereignisse mit sich bringen wird, denn die treibende Kraft hinter immer mehr und stärkeren Stürmen und Trockenheit, die großflächige Brände begünstigt ist die globale Erwärmung sowohl an Land als auch der Ozeane. Die britische Meteorologiebehörde Met Office prognostiziert für das Jahr 2021 Temperaturen, die rund ein Grad über dem langjährigen Mittel liegen werden. Dabei sei bereits der kühlende Effekt der anhaltenden La-Niña-Bedingungen einbezogen.
Allerdings sagt der globale Durchschnitt wenig darüber aus, wie stark die Abweichung in einzelnen Regionen ausfallen wird. So würde sich die Arktis beispielsweise doppelt so schnell erwärmen wie der Rest der Welt.
Eine interessante These zu abrupten Erwärmungen in der Arktis hat Leopold Lobkovsky vom Moskauer Institut für Physik und Technologie (MIPT) aufgestellt. Er führte abrupte Erwärmungen in der Region auf seismische Aktivitäten zurück, die die Freisetzung von Methan aus dem Permafrostboden und aus gefrorenen Gashydraten aus dem Meeresboden angestoßen hätte. Lobkovsky korreliert die Erwärmungsphasen in den 1920er und 1980er Jahren mit starken Erdbeben in der Region der Aleuten.
Dadurch angestoßene Verschiebungen in der Erdkruste könnten dabei Eisstrukturen zerstört haben, die die Gashydrate im Boden halten. Zwischen Erdbeben und starkem Temperaturanstieg lag jeweils ein Zeitraum von 15 bis 20 Jahren. Ob sich diese Theorie als wissenschaftlich valide erweist, wird sich jedoch in weiteren Fachdiskussionen und Untersuchungen zeigen müssen, wie der Autor selbst betont. Wie auch immer das Ergebnis ausfällt, wird die menschengemachte Klimaerwärmung dadurch wohl nicht in Frage gestellt.
Achsen der Entwaldung
In der vergangenen Woche haben wir an dieser Stelle über das Ausmaß von Waldbränden und sonstiger Entwaldung im Jahr 2020 berichtet, wobei auch viele Brände auf Brandstiftung zurückzuführen sind, um aus einmal zerstörtem Wald Ackerflächen zu machen.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der zur Zerstörung von Wäldern und ihrer Biodiversität beiträgt, sind Straßen, die zusammenhängende Waldgebiete zerschneiden. Nicht nur Wildtieren wird damit das Leben erschwert, die Straßen sind zumeist nur ein erster Schritt zu weiterer Abholzung. Im von Jair Bolsonaro regierten Brasilien hat nicht nur die Entwaldung an Fahrt aufgenommen, auch soll ein hochumstrittenes Straßenprojekt durch die entlegensten Regionen des Amazonaswaldes wieder aufgenommen werden, wie der Guardian berichtet.
Demnach soll die BR-364 von Cruzeiro do Sul im Bundesstaat Acre über die Grenze nach Peru nach Pucallpa verlängert werden. Befürworter preisen das Projekt als eine Chance für wirtschaftlichen Aufschwung, da landwirtschaftliche Produkte so zu Pazifikhäfen gelangen könnten.
Dem Straßenprojekt würde nicht nur unberührter tropischer Regenwald in dem geschützten Gebiet Serra do Divisor zum Opfer fallen, es würde auch mehrere indigene Gruppen betreffen, die in der Region leben, möglicherweise auch noch unkontaktierte Gruppen. Erfahrungsgemäß sind Straßen ein Einfallstor für den illegalen Holzeinschlag, illegalen Abbau von Edelmetallen oder Landgrabbing. Besorgniserregend ist auch das Vorhaben, die Straße BR-319 von Manaus nach Porto Velho neu zu asphaltieren.