Wird Donald Trump die Wahl verlieren?

Seite 2: "Performativer Autoritarismus" als COVID-Therapie?

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Wie die jüngsten Ereignisse in Portland im Bundesstaat Oregon zeigen, versucht der Präsident bereits vorab zu demonstrieren, dass nur er das Land vor dem Chaos bewahren kann, in das er es gestürzt hat: Dazu entsendet er Sicherheitskräfte in Tarnuniformen, um vor laufenden Kameras den Krieg im urbanen Dschungel gegen Teile der eigenen Bevölkerung zu simulieren.

Amerikanischen Medien ist bereits aufgefallen, dass Trump absichtlich an dem Bild einer Dystopie arbeitet, von der er behauptet, nur er könne sie verhindern. Zweck der Interventionen von Sicherheitskräften in Portland, so "The Atlantic", sei die Übermittlung einer Botschaft an die Öffentlichkeit: "Eine Aufführung, die zeigen soll, wie sehr Trump 'liberale' Amerikaner, 'städtische' Amerikaner und 'demokratische' Amerikaner ablehnt."

Ob es Trump gelingen wird, die Prioritäten der amerikanischen Öffentlichkeit in die von ihm gewünschte Richtung umzulenken, bleibt abzuwarten. Derzeit ist die Corona-Krise das in den USA beherrschende Thema.

Florida verzeichnet täglich mehr als 10.000 Infektionen. Die Zahl der bestätigten Infektionen hat sich in einem Monat vervierfacht. Auf Miamis Flaniermeile South Beach gilt eine abendliche Ausgangssperre. Auch in Kalifornien steigt die Zahl sowohl der Infektionen als auch der Toten beständig an.

Nicht Donald Trump, sondern COVID-19 bestimmt die Agenda des Wahlkampfes im Sommer 2020. Nachdem der Präsident wochenlang versucht hatte, das Problem aus der Welt zu schaffen, indem er es ignorierte, wurde er inzwischen von der Realität eingeholt. Für Trump stehen die Chancen gut, dass er nach nur einer Amtszeit als Pandemiepräsident in die Geschichte eingehen wird.

Dr. habil. Thomas Schuster, ehem. Berater bei Roland Berger und ehem. Autor der Frankfurter Allgemeine ist Hochschullehrer für Kommunikations- und Medienwissenschaft. Seine Bücher "Staat und Medien. Über die elektronische Konditionierung der Wirklichkeit" und "Die Geldfalle. Wie Medien und Banken die Anleger zu Verlierern machen" sind bei S. Fischer und im Rowohlt Verlag erschienen.

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