Wirtschaftskrise mit Ansage
Seite 2: Chemiekonzern BASF müsste Produktion herunterfahren
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Als Beispiel nannte Vassiliadis den größten Chemiestandort der Welt, das BASF-Werk in Ludwigshafen. Bei einer Gasversorgung von unter 50 Prozent könne das Werk nicht mehr stabil gefahren werden und müsste deshalb ganz heruntergefahren werden. Alle 40.000 Beschäftigten müssten dann entweder in Kurzarbeit gehen oder würden ihren Job verlieren.
Würden die Gasmengen "nur" erheblich eingeschränkt werden, wäre der Konzern gezwungen, die Produktion wichtiger Basischemikalien und Folgeprodukte zu drosseln. Alle nachgelagerten Branchen seien betroffen und die weiterverarbeitende Industrie müsste "die Produktion vieler wichtiger Stoffe des täglichen Bedarfes" einschränken.
Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zufolge verweist BASF unter anderem auf die Produktion von Ammoniak, das ein wichtiges Vorprodukt für Düngemittel ist. "Eine Reduzierung der Gasversorgung in Deutschland würde die Knappheit an Düngemitteln weltweit weiter verschärfen, die Nahrungsmittelproduktion reduzieren und die Preise für Grundnahrungsmittel weiter steigen lassen."
Auch eine geringere Produktion von Acetylen hätte demnach erhebliche Folgen. Acetylen ist ein wichtiger Grundstoff für viele Produkte des täglichen Lebens: Kunststoffe, Arzneimittel, Lösemittel, Textilfasern. Würde er weniger produziert, würde sich das schnell in der Automobil-, Pharma- oder Bauindustrie bemerkbar machen.
Auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert warnte vor den Folgen möglicher Gas-Engpässe für die deutsche Wirtschaft. "Natürlich überlegen sich Unternehmen auch, wenn sie hier auf mittlere Sicht keine Produktionsperspektive haben, ob sie nicht woanders hingehen", sagte er am Dienstag in der Sendung "Frühstart" von RTL/ntv. Man müsse die Debatte offen führen, den man spreche immerhin "über die industrielle Substanz unserer Volkswirtschaft".
Die Sanktionen gegen Russland, durch die ein Lieferstopp russischer Energieträger droht, könnten ihr eigentliches Ziel verfehlen. Mit den Sanktionen gegen die russische Zentralbank hatte man erreichen wollen, dass die russische Regierung die Einnahmen aus Energieexporten nicht verwenden kann. Nach DIW-Präsident Marcel Fratzscher trügt aber diese Hoffnung. Denn die Zentralbank ist zwar sanktioniert, aber nicht alle Geschäftsbanken. Und über das Geld, das diese einnehmen, könne der russische Staat prinzipiell auch verfügen.