Krieg und Korruption: Wo sind die Befestigungen von Charkiw?

Charkiw auf einer Karte.

Charkiw auf einer Karte. Bild: Mykola Kosariev, Shutterstock.com

Millionen sollen an Scheinfirmen bezahlt worden sein. Wie die Korruption in der Ukraine die Bemühungen der Armee untergräbt. Das geht aus einem Bericht aus Kiew hervor.

In der Region Charkiw, einem der Brennpunkte des derzeitigen russischen Vormarsches, steht der Verdacht im Raum, dass Hunderte Millionen Griwna (UAH), die für den Bau von Befestigungsanlagen bestimmt waren, durch korrupte Praktiken abgezweigt worden sein könnten.

Dies wurde durch eine Untersuchung der regionalen Militärverwaltung von Charkiw bekannt, die insgesamt sieben Milliarden Griwna für diese Zwecke ausgegeben hat. Es wird vermutet, dass direkte Verträge mit fiktiven Firmen abgeschlossen wurden, um das Geld zweckzuentfremden. Das geht aus einem Bericht der Ukrainska Prawda hervor.

Verträge ohne Ausschreibung

Laut Bericht haben Behörden in Charkiw Verträge für die Lieferung von Holz für Befestigungsanlagen ohne Wettbewerbsverfahren direkt mit Firmen abgeschlossen. Diese Unternehmen seien offenbar Scheinfirmen.

Unter den Unternehmen, die überraschend Millionenbetriebsumsätze kurz nach ihrer Gründung erzielten, befinden sich Einzelunternehmer wie Igor Olegowitsch Chaus und Unternehmen wie "Hertz Industrie", "Satysbud", "ATT BAU" und ein Holzverarbeitungswerk.

Anschein von Scheinfirmen

Diese Firmen und Einzelunternehmer scheinen nach außen hin nicht wie erfolgreiche Geschäftsleute. Ihre Besitzer seien mit einer Reihe von Gerichtsverfahren konfrontiert gewesen, die Delikte reichten von Diebstahl bis zu häuslicher Gewalt; einige seien vom Sorgerecht entbunden oder hatten gerichtliche Vollstreckungsverfahren wegen Schulden bei Banken, heißt es in dem Text.

Offenbar seien diese vermeintlichen Millionäre ihrer finanziellen Lage nicht bewusst, schreibt die Zeitung weiter: Tatsächlich seien die Personen mit den eingetragenen Namen auf Feldern und in Fabriken tätig.

Die Vermutung

Der Beitrag formuliert dazu eine Vermutung: Die regionalen Behörden hätten als Auftragnehmer für militärische Verträge offenbar gezielt Personen ausgewählt, die nicht wohlhabend sind und eine Reihe von gerichtlichen Problemen und Schulden aufweisen. Zwischen einigen von Ihnen scheinen zudem Kontakte zu bestehen.

Genannt wird der Name von Igor Olegowitsch Chaus, der nur drei Monate nach seiner Registrierung als Einzelunternehmer Millionenverträge für Holzlieferungen mit der Militärverwaltung abgeschlossen haben soll.

Die Fälle

Weiterhin werden die Geschäftsfrauen Victoria Smolyak und Natalia Koval erwähnt, die jeweils Unternehmen namens "Hertz Industrie" und "Satysbud" registrierten, die ebenfalls kurz nach ihrer Gründung Millionenbeträge durch direkte Verträge verdienten.

Es ist offensichtlich, dass diese Firmen und Einzelunternehmer von jemandem genutzt werden, der Zugang zu Regierungsbüros hat und rücksichtslos neue Firmen registriert, um Geld zu verdienen, möglicherweise ohne das Wissen der eigentlichen Inhaber.

Hoffnung auf Strafverfolgung

Idealerweise sollten diese Informationen nützlich für Strafverfolgungsbehörden sein, um weitere Enthüllungen über Scheinfirmen zu ermöglichen, die in den ukrainischen Streitkräften Millionen stehlen.

Die Mehrheit dieser Dutzende Firmen ist derzeit inaktiv und könnten dafür vorgesehen sein, um ebenso zur Verschleierung von Geldern und Steuervermeidung eingesetzt zu werden.


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