Wohnen: die deutschsprachigen Eigentums-Muffel
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In D-A-CH wird Mieten nach wie vor groß geschrieben. Wieso eigentlich?
Es ist schon irgendwie seltsam: Außerhalb der deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich, Schweiz (D-A-CH) ist das Wohnen im Eigentum eine geläufige Angelegenheit. Eine Wohnung lieber zu mieten, als sie zu besitzen, scheint eine deutschsprachige Eigenheit zu sein. "Die Wohneigentumsquote in Deutschland ist europaweit die niedrigste", schrieb ein nicht näher genannter Journalist am 24. 1. 2017 in der FAZ. Schande über die FAZ, denn nur ein ganz kleiner Blick hätte genügt, um zu erkennen, dass sie in der Schweiz doch noch ein deutliches Stück niedriger ist.
Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg wurde von den deutschen und österreichischen Kommunen viel in preiswerte Wohnungen investiert, dabei ging es auch um die Verbesserung der Lebensqualität, Wasser und Toilette in der Wohnung, statt am Gang oder im Hof. Das und ein paternalistischer Hang ("Der Staat soll für Wohnungen sorgen") sowie der Beginn des sozialen Wohnbaus mögen in Deutschland und Österreich die Liebe zur Miete erklären. Der Einfamilienhausboom in den 50er und 60er Jahren, der ebenso unter sozialdemokratischen Wählern verbreitet war, wäre dann ein Schritt in die Selbstermächtigung gegenüber der Wohnverwaltung, aber ebenso in die Konsumgesellschaft gewesen.
Miete versus Eigentum
Im Jahr 2016 wohnten in Deutschland rund 48 Prozent zur Miete, in Österreich 46 Prozent und in der Schweiz 58 Prozent. In Rumänien sind es hingegen 4 Prozent, dem Rest auf die 100 Prozent gehört die Wohnung oder das Haus (EU Housing statistics/de). In den ost- und südeuropäischen Ländern ist Wohnen zur Miete eher die Ausnahme, in Spanien sind rund 20, in Italien 25, in Kroatien 12, selbst in Norwegen nur 20 Prozent Mieter, alle anderen leben in der eigenen Wohnung. In Mitteleuropa steht es so halb-halb, dafür sind in Mitteleuropa die Wohnungen größer.
Übrigens, die durchschnittliche Wohnungsgröße in der Schweiz beträgt 99 m2, in Deutschland 94 m2 und in Österreich 100 m2. In den letzten Jahrzehnten, etwa seit den 1960er Jahren, hat sich diese Wohnungsgröße verdoppelt, in den - ökologisch meist kritisch gesehenen - Einfamilienhausgegenden am Stadtrand oder im Umland, ist sie noch ein deutliches Stück größer geworden. Und es leben immer weniger Menschen in den immer größer werdenden Wohnungen. Statistisch gesehen hat heute eine Person rund 45 m2 Wohnfläche zur Verfügung.
Wohnen wird immer teurer
Die Wohnkosten steigen, in Süddeutschland haben sie sich in den letzten 11 Jahren verdoppelt. Es wird wohl keine sinnvolle politische Lösung zur Dämpfung dieses Problems geben, außer es kommt zu einem massiven kommunalen und genossenschaftlichen Neubau in den Städten und zu einer intensiven Zuwanderungsdämpfung. Eine Entwicklung wird ziemlich sicher kommen und die geht sozusagen zurück in die Vergangenheit: Die Wohnungen der Menschen werden in Zukunft wieder kleiner werden - kleinere Wohnungen sind preiswerter. Überdies boomt das Single-Leben in den großen Städten.
In diese Richtung wurde schon seit einigen Jahren gebaut, die Unternehmen sind ja nicht resistent gegenüber sozialstrukturellen Veränderungen, am Markt vorbei bauen wollen sie nicht. Konsumenten sind demgegenüber oft träge in ihren Vorstellungen und gefangen in Lebensziel- und Lebensstilplanungen (die ihnen von Werbung und Medien nahegebracht wurden) - da wird es also oft noch ein bitteres Erwachen geben. Eine großzügige und preiswerte Behausung wird es in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr so einfach geben, außer es ist die angeblich öde, alte Wohnung von Mammi und Pappi, nachdem diese gestorben sind oder der Einfachheit halber ins Pflegeheim verfrachtet wurden.
Wohnen wird aus zwei Gründen teuer. Zum ersten gilt meist die alte Regel von Gleich und Gleich gesellt sich gern. Wo viele hinwollen, wird es knapp, und selbst der dümmste Vermieter verlangt dann mehr, das ist sozusagen Steinzeitkapitalismus. Wenn es eng wird, wenn alle in die großen Städte wollen, dann wird es dort eben teuer. Wenn sich in Ballungszentren eine Wohnung um 1500 Euro vermieten lässt, die 50 Kilometer entfernt nur 800 Euro einbrächte - na was denn nun?
Zweitens: Die Menschen drängen in die großen Städte, genau dort wird es knapp. Das schlägt sich in den Grundstückspreisen nieder, aber die Baukosten gleiten ebenso nach oben. Waren werden relativ billiger, Dienstleistungen jedoch teurer und Bauen ist viel menschliche Arbeit, da gibt es noch keine Roboter, keine große Automatisierung.