Wohnungsbau in Deutschland weit hinter Plan
Die Wohnungswirtschaft rechnet nur noch mit 200.000 Wohnungen pro Jahr. Damit rückt das Ziel der Bundesregierung in weite Ferne. Diese Gründe werden angeführt.
Bezahlbares Wohnen wird nach Einschätzung des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW immer schwieriger. Es drohe eine nie dagewesene Krise, teilte der Verband am Montag unter Berufung auf aktuelle Zahlen und Prognosen zur aktuellen Jahresstatistik mit.
Steigende Zinsen würden die Preise in die Höhe treiben, aber auch die Langzeitfolgen der Coronakrise und politische Vorgaben für mehr Klimaschutz. Ein Förderchaos verschärfe die Situation zusätzlich.
Besonders betroffen seien bundesweit die Unternehmen des sozialen Wohnungsbaus, deren Investitionsfähigkeit erheblich beeinträchtigt werde. Gleichzeitig, so warnt der Verband, müssten hinter Klimaschutzinvestitionen große Fragezeichen gesetzt werden.
Laut Axel Gedaschko, Präsident des GdW, bewahrheiten sich die Warnungen, die seit mehr als einem Jahr immer wieder ausgesprochen werden. "Unter den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen können die sozial orientierten Wohnungsunternehmen nicht mehr in bezahlbaren Wohnungsbau investieren", sagte er.
Statt der angestrebten 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr muss mit einer immer weiter abnehmenden Anzahl von lediglich 200.000 fertiggestellten Wohnungen gerechnet werden. Gleichzeitig steigen die Bau- und Modernisierungskosten weiter an, während die Regierung den Vermietern mit sozialem Fokus die Investitionsfähigkeit weiter einschränkt.
Steigende Baupreise, sinkende Investitionen
Die Neubauinvestitionen der im GdW organisierten Unternehmen sind im vergangenen Jahr um 8,5 Prozent zurückgegangen. Damit hätten sie nur noch knapp neun Milliarden Euro für den Neubau ausgegeben.
Zwar seien mit 32.000 Wohnungen mehr fertiggestellt worden als erwartet. Gedaschko wertete dies aber nicht als positives Zeichen.
"Wegen der abrupten Stopps verschiedener Fördermaßnahmen und der stark verschlechterten neuen Rahmenbedingungen haben die Unternehmen bei den in Bau und Planung befindlichen Vorhaben einen Schlussspurt hingelegt, um die Vorhaben noch über die Ziellinie zu bringen." In diesem Jahr werden die Fertigstellungen voraussichtlich um ein Viertel zurückgehen.
"Bezahlbares und klimaschonendes Wohnen für alle Menschen wird so immer mehr zu einem unerreichbaren Ziel", so Gedaschko weiter. Er forderte die Politik auf, endlich den eigenen Anspruch mit den vorhandenen Möglichkeiten in Einklang zu bringen. Auf allen staatlichen Ebenen müssten alle Register für bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnungsbau gezogen werden.
Kaum realisierbare Vorschriften
Als weitere Hürde auf diesem Weg sieht Gedaschko das umstrittene Heizungsgesetz, das kurz vor der politischen Sommerpause eine finale Beschlussphase durchläuft. Aus Sicht des GdW muss es so ausgestaltet werden, dass es für Vermieter, Mieter und alle Bürgerinnen und Bürger praktikabel, bezahlbar und sozial gerecht ist.
Besonders problematisch ist die starre Kappungsgrenze bei Modernisierungen von 50 Cent pro Quadratmeter. Dies führt dazu, dass Vermietern mit bezahlbaren Mieten nicht genügend Eigenkapital zur Verfügung steht, um aufwändige Modernisierungsmaßnahmen zu finanzieren. Insbesondere sozial orientierte Vermieter mit niedrigen Mieten seien von dieser Regelung stark betroffen.
Kaum realisierbar seien zudem die Vorgaben der EU-Gebäuderichtlinie, die eine weitere Steigerung der Sanierungsrate und -tiefe vorsieht. Die vorgeschlagenen Maßnahmen seien kaum umzusetzen, vornehmlich wegen des bereits bestehenden Material- und Fachkräftemangels sowie der steigenden Bau- und Sanierungskosten. Es bestehe erhebliche Unsicherheit darüber, wie die erforderlichen Investitionen finanziert werden sollen.