Yahoo empört über Videochat-Abgriff durch GCHQ
Angeblich drei bis elf Prozent Aufnahmen primärer und sekundärer Geschlechtsteile
Der Yahoo-Konzern gibt sich empört über die gestern bekannt gewordene Überwachung von Videochats durch den britischen Geheimdienst GCHQ und betont, nichts davon gewusst zu haben. Sollten die über den NSA-Whistleblower Edward Snowden und den Guardian an die Öffentlichkeit gelangte Berichte den Tatsachen entsprechen, stehe man einem "ganz neuen Level der Verletzung der Privatsphäre" gegenüber, das "völlig unakzeptabel" sei und zeige, dass die "Regierungen der Welt" ihre Überwachungsgesetze dringend überarbeiten müssten. Außerdem gab das Unternehmen bekannt, zukünftig in allen seinen Angeboten stärker mit Verschlüsselung zu arbeiten.
Dem Guardian zufolge beobachtete der Geheimdienst nicht nur in großem Umfang und ohne konkrete Verdachtsmomente Videochats unbescholtener und zufällig ausgewählter Bürger, sondern sammelte auch massenhaft private Bilder daraus. Alleine im Jahr 2008 sollen etwa 1,8 Millionen Yahoo-Nutzer betroffen gewesen sein. Das legen Präsentationsfolien nahe, die die Zeitung teilweise veröffentlichte.
Die im Abstand von fünf Minuten automatisch angefertigten Screenshots dienten angeblich nicht nur dazu, zufällig Terroristen und Verbrecher zu finden, sondern auch Biometrie-Software zu erproben. Dass der Großteil der Internet-Videodaten aus "Pornografie, Werbung und kommerziellen wie privaten Filmen" besteht und keinen direkten "geheimdienstlichen Wert" hat, war dem GCHQ einem anderen Dokument nach bereits seit Mitte der Nuller Jahre klar. Diese Erkenntnis konnte den Aufbau des "Sehnerv-Programms" aber offenbar nicht verhindern.
Bei einem beträchtlichen Teil der Bilder - angeblich drei bis elf Prozent - soll es sich um Aufnahmen von primären und sekundären Geschlechtsteilen handeln. Wie aktuell gerade die #Bombergate-Affäre der Piratenpartei zeigt, weisen auch solche Organe biometrische Merkmale auf, die eine eindeutige Identifikation ermöglichen. Den Folien nach nutzte man diese Bilder jedoch nicht für solche Forschungen, sondern stufte sie als "unerwünscht" ein und warnte die Analysten davor.
Um besonders sensiblen Mitarbeitern den Dienst zu erleichtern, probierte das GCHQ Filtersoftware aus, die anhand des "Fleischanteils" Bilder entfernen sollte, verwarf diesen Ansatz jedoch wieder, nachdem sich zeigte, dass damit auch viele Gesichtsaufnahmen automatisch als Pornografie eingestuft wurden. Ob manche der Bilder in Web-Pornosammlungen auftauchten, ist bislang nicht bekannt. Sollte es der Fall gewesen sein, wäre der Verdacht wohl nicht auf den Geheimdienst, sondern auf den Chat-Partner gefallen.
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