Youtuber als Unterstützer der Jugendumweltbewegung

Seite 2: Kritik am grünen Kapitalismus

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In einer Stellungnahme zur EU-Wahl übt die Plattform scharfe Kritik am grünen Kapitalismus. Dort wird der Fokus der Kritik auf die Grünen gelegt, weil doch viele Jungwähler vielleicht Illusionen gegenüber der Partei hegen. Es wird auch gezeigt, dass Wahlen grundsätzlich nichts ändern, ohne allerdings umgekehrt nun in einem Wahlboykott das Allheilmittel zu sehen.

So bleibt am Ende eine verkappte Wahlaussage für die Linke oder eine der kleinen Protestparteien. Bedauerlich ist, dass die Kandidatur der Ökologischen Linken für die Europawahl nicht erwähnt wird, obwohl die das Thema einer antikapitalistischen Umweltbewegung seit der Gründung vor fast 20 Jahren immer wieder thematisiert hat. Allerdings haben nicht nur die linken Klimaaktivisten, sondern auch andere Linke, die angesichts eines drohenden Rechtsrucks meinten, in linken Medien Wahlempfehlungen zu geben, die Ökolinx konsequent ignoriert.

Das kann kein Zufall sein. Manchen scheint sie einfach zu unbequem, weil sie eben auch in den eigenen Reihen Kritik übt. Dabei wäre auch für den linken Flügel der Jugendumweltbewegung eine kritische Auseinandersetzung über ihre Grundlagen sinnvoll. So heißt es in einem Interview mit einer Aktivistin von Change for Future:

Wir sind inhaltlich noch im Austausch und haben bisher keine fertige Analyse, die bei uns von allen geteilt wird. Eine antikapitalistische Klimapolitik kann nur global umgesetzt werden. Wir kritisieren auch die ausschließliche konsumkritische Haltung mancher Klimaaktivist*innen. Nur darauf hinzuarbeiten, dass alle weniger Auto fahren und mehr Fair-Trade-Kleidung kaufen, ist aus unserer Sicht zu wenig. Weder haben alle die Möglichkeit dazu, noch würde es grundlegend etwas ändern.

Waka, Change for Future-Aktivistin, Neues Deutschland

Die Ablehnung einer bloßen Konsumkritik ist ein richtiger Ansatz und der Hinweis, dass man noch keine fertigen Analyse hat, kann auch als Aufforderung verstanden werden, sich näher mit sozialistischen, anarchistischen und kommunistischen Positionen zu befassen, die sich auch mit Ökologie auseinandersetzten. Zu solch einer Auseinandersetzung gehört natürlich auch die Positionierung zu Greta Thunberg, eine der Leitfiguren der neuen Jugendumweltbewegung. Hier ist die Positionierung der linken Klimaaktivisten zentristisch.

Frage: In der Öffentlichkeit wird die Klimastreikbewegung vor allem mit der schwedischen Schülerin Greta Thunberg verbunden. Ist das nicht auch Personenkult?


Greta bekommt weltweit Aufmerksamkeit. Uns gefällt, was sie macht. Sie sagt viele Sachen, die wir als antikapitalistische Plattform unterstützen. Beispielsweise erklärte sie klar, dass wenn ein System keinen Umweltschutz leisten kann, man eben das System ändern müsse. Andererseits sehen wir diesen Personenhype um sie kritisch. Dazu kommt eben das Phänomen, dass sich nun in den einzelnen Ländern eigene kleine Gretas herausbilden. Wir wollen dieser Tendenz entgegenwirken.

Waka, Change for Future-Aktivistin, Neues Deutschland

Tatsächlich scheint Thunberg noch die Klammer zu sein, auf die sich Ökomarktwirtschaftler ebenso einigen können wie die antikapitalistische Fraktion der Jugendumweltbewegung. Doch die Emanzipation von solchen Leitfiguren, die durch ihre inhaltliche Beliebigkeit von so unterschiedlichen Seiten unterstützt werden, ist zumindest für den linken Flügel der Bewegung dringend nötig.