ZensurEx
Dem Jugendschutz ein Schnippchen schlagen
Eigentlich soll die Indizierung eines Computerspiels durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) verhindern, dass Kinder und Jugendliche mit jugendgefährdenden Inhalten in Berührung kommen. Um der BPjS daher schon im Vorfeld zu entkommen, werden inzwischen viele Spiele für den deutschen Markt entschärft. Obwohl es sich nur um eine freiwillige Maßnahme der Hersteller handelt, sprechen einige Spielfreaks da schon lauthals von Zensur. Doch sie kennen auch die Tricks und Kniffe, wie man dennoch an die Originalspiele herankommt.
Neben der Möglichkeit, die Spiele direkt aus Großbritannien oder den Vereinigten Staaten zu bestellen, kann man über ein Computerspielportal in ZensurEX nach einem Patch oder anderen Verfahrenstechniken Ausschau halten.
Immer mehr Spiele werden speziell für den deutschen Markt entschärft, um eine mögliche Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) zu vermeiden. Denn die duldet weder Spiele mit gewalt- und kriegsverherrlichenden oder kriegsverharmlosenden Inhalten noch Medien mit Verherrlichung der NS-Ideologie oder Verbreitung von Rassenhass sowie keine medialen Bestandteile, die sexualethisch desorientierend wirken können. In den meisten indizierungsgefährdeten Computerspielen geht es um gewalttätige oder kriegerische Handlungen.
Da für solche Spiele nach einer Indizierung durch die BPjS nicht mehr geworben werden darf und sie auch nicht an Personen unter 18 Jahren verkauft werden dürfen, sinken die Verkaufszahlen so massiv, dass sich für die Händler eine Lagerhaltung in der Regel nicht mehr lohnt. Daher lassen sich die Hersteller einiges einfallen, um einer Indizierung zu entgehen.
Die Darstellung des Blutes spielt in diesen Computerspielen eine wesentliche Rolle, obwohl viele Gutachter schon betont haben, dass das in einer virtuellen Spielumgebung nicht allein ausschlaggebend für eine Indizierung ist. Dennoch wird das rote Blut oft durch neutralere Farben wie grün oder weiß ersetzt. Die meisten Hersteller von Computerspielen verzichten speziell in der deutschen Version inzwischen völlig auf die Darstellung des Blutes.
Wesentlich zur Indizierung tragen martialische Darstellungen von Tötungen bei. Insbesondere Splattereffekte wie zerschossene Gliedmaßen oder weggeschossene Köpfe gelten als jugendgefährdend. Zu den Indizierungsschutzmaßnahmen der Hersteller gehört daher auch, dass zerschossene Leichen schlicht und einfach vom Bildschirm verschwinden. In den Augen des Jugendschutzes gilt es als besonders verwerflich, wenn auf unschuldige Zivilisten ohne weitere Spielsanktion geschossen werden darf. Aus diesem Grund lassen die Hersteller in den deutschen Versionen diese bei Gefahr einfach hinknien und mit dem Oberkörper wackeln.
Besonders die Kaschierungsmaßnahme der knienden Opfer ist vielen Spielern ein Dorn im Auge, denn solche Darstellungen empfinden sie als besonders absonderlich und unrealistisch. Aber letztlich sind viele Computerspielfreaks - die zum Teil volljährig sind - enttäuscht, dass sie nicht mit der Originalversion spielen dürfen und versuchen, möglichst den unveränderten Zustand wiederherzustellen.
Der einfachste Weg ist dabei natürlich, erst gar nicht auf die - sowieso meist spätere - Veröffentlichung für den deutschen Markt zu warten, sondern sich gleich die Originalversion im Herstellerland zu besorgen. Über das Internet stellt das bei einer Onlinebestellung kein großes Problem dar, es sei denn, es werden bei der Bezahlung für den Import Kreditkartendaten abverlangt. Auch das ist kein wirkliches Hindernis, gibt es doch meistens einen älteren und volljährigen Freund oder Eltern, die sich nicht um die Spielinhalte ihrer Zöglinge kümmern. Allerdings muss man bei Auslandsbestellungen zum Teil mit mehrwöchigen Lieferzeiten rechnen und sollte natürlich die englischsprachigen Handbücher und Software verstehen können.
"Die Datei 'autoexec.cfg' aus dem Verzeichnis ...\Half-Life\Valve in das Verzeichnis ...\Half-Life\gearbox kopieren, oder mit einem beliebigen Texteditor im Verzeichnis ...\half-life\Valve eine Datei mit der Bezeichnung "autoexec.cfg" und folgendem Inhalt anlegen:
violence_hblood 1
violence_hgibs 1
violence_ablood 1
violence_agibs 1"
Tipp von ZensuEx
Ein anderer Weg, als die englischsprachigen Computerspiele per Onlineshop zu bestellen, besteht bei vielen Spielen in der Möglichkeit, die Veränderungen rückgängig zu machen. Dabei leisten die Hersteller auf der Installations- oder Spiel-CD-ROM auch schon mal Starthilfe. So braucht man zum Beispiel beim Playstation-Spiel "Grand Theft Auto 3" nur einfach als Sprache Englisch zu wählen und schon spielt man mit der Originalversion. Ab sofort fließt wieder rotes Blut und man hört die Schreie der überfahrenen Personen. In der deutschen Version stehen die Fußgänger wieder auf.
Ein kleiner Patch und schon fließt bei "Abomination" wieder Blut. Für das Computerspiel "Carmageddon Splat Pack" liefert der Hersteller die notwendigen Dateien mit, damit von den "deutschen Robotern" wieder menschliche Schreie zu hören sind. Bei "Half-Life Opposing Force" legt man mit dem Texteditor lediglich eine kleine Datei mit vier Zeilen zur Gewaltaktivierung an, die "richtigen Grafiken" befinden sich hier ebenfalls auf der deutschen Spiele-CD-ROM. Nur zwei Werte - 0 auf 1 und 0 auf 3 - müssen bei "Gothic" in einer Konfigurationsdatei geändert werden, um ebenfalls wieder blutige Animationen sehen zu können. Die Grafiken und Animationen befinden sich auf der CD-ROM. Selbst Hinrichtungen und das Köpfen von Aliens mit einer Spezialwaffe lassen sich bei "Unreal" wieder aktivieren. Beide Darstellungen waren eigentlich für den deutschen Markt tabu.
Der Jugendschutz hat durch das Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Inhalte und Medien (GjS) nicht die notwendige Rechtsgrundlage, gegen solche Tipps und Tricks vorzugehen. Der Gesetzgeber hat nur die Absicht, vollständige Verkaufsversionen aus dem Handel für Kinder und Jugendliche zu ziehen. Insbesondere die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, die sowieso nur auf Antrag tätig werden darf, wird sich kaum mit einzelnen Dateien, Patches oder Editoren auseinander setzen können. Denn diese Hilfsmittel oder Dateien sind per se nicht als jugendgefährdend zu kennzeichnen, weil die unerwünschten Darstellungen nur im Kontext des Gesamtspiels frei geschaltet werden.