Ziemlich beste Freunde

Der Hund wird von seinem besten Freund, dem Menschen, nicht nur zur Weihnachtszeit in seltsame Kostüme gesteckt. Bild: Mdk572/CC BY-SA 3.0

Neues von Herr und Hund: Studie sieht den Ursprung der engen Beziehung zwischen Mensch und Hund in Südostasien

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Wie und wo der Mensch auf den Hund kam, wird seit Jahrzehnten heftig diskutiert. Zunehmend bringen die Genetiker ihre Stimme in die Debatte ein. Aktuell liefern asiatische Experten Belege aus dem Erbgut von Wölfen und Hunden, die für eine Domestizierung vor 33.000 Jahren in Südostasien sprechen.

Mensch und Hund. Eine sehr alte, enge Freundschaft. Keinem anderen Tier ist der Mensch so lange verbunden, kein anderes ist von Geburt an so auf ihn fixiert und versteht ihn so gut. Das reicht von Mimik über das Verständnis einer Vielzahl von sprachlichen Begriffen bis hin zu Zeigegesten. Da sehen im Vergleich selbst unsere engsten Verwandten, die Menschenaffen, eher alt aus (vgl. Der Hund denkt mit).

Seit der Steinzeit begleitet der Hund, Canis lupus familiaris, sein Herrchen, das ihn nicht immer gut behandelte und vor allem in den letzten Jahrzehnten dazu tendiert, ihn zu vermenschlichen und ihn vollkommen an seinen realen Bedürfnissen vorbei zu behandeln. Hundeschulen boomen, Hundeflüsterer schreiben Bestseller und präsentieren sich in Doku-Serien oder mit tierischen Jahresrückblicken im Fernsehen.

Dennoch scheint sich der Lerneffekt in Sachen artgerechte Haustierhaltung in Grenzen zu halten. Stattdessen verpassen viele Leute ihren Fiffis schicke Klamotten (vgl. Hundebekleidung), hängen ihnen Schmuck um, oder tragen sie gar in mit Fell gefütterten Taschen durch die Gegend.

Zu Weihnachten gab es dann zum Beispiel erst ein Bio Adventshäuschen Bello, einige leckere vegane Kipferl und ein Luxusbett - oder gar einen luxuriösen Wellnessaufenthalt in einem D Pet Hotel.

Funde in der Höhle Goyet und ein Hundeskelett mit einem Alter von 33.000 Jahren

Wann und wo die Liebesgeschichte zwischen Zwei- und Vierbeiner begann, ist seit längerer Zeit das Thema heftiger wissenschaftlicher Debatten. Anfangs gingen die Forscher davon aus, dass der Hund wie die anderen Haustiere domestiziert wurde, als der Mensch im Neolithikum begann, den Boden zu bebauen und sich niederzulassen. Zu der Zeit stieß irgendwann die Katze (Felis silvestris catus) zu ihm, sie erwies sich als nützlich, weil sie Mäuse jagte, und so blieb sie schnurrend in der menschlichen Gesellschaft.

Aber diese Annahme erübrigte sich durch archäologische Funde von Knochen, die von Hunden stammten (verkürzte Schnauze, veränderte Zahnstellung), und sehr viel älter waren als die neolithische Revolution. Aus der Höhle Goyet in Belgien stammen die prähistorischen Überreste eines frühen Hundes, der dort vor beinahe 32.000 Jahren lebte. Allerdings war er nach genetischen Analysen kein direkter Vorfahr heutiger Hunderassen, möglicherweise sogar ein Vertreter einer bislang unbekannten, ausgestorbenen Wolfsart (vgl. Goyet Cave).

Im sibirischen Altai-Gebirge wurde ein Hundeskelett mit einem Alter von 33.000 Jahren ausgegraben (vgl. A 33,000-Year-Old Incipient Dog from the Altai Mountains of Siberia: Evidence of the Earliest Domestication Disrupted by the Last Glacial Maximum). Weitere Funde folgten.

Unbestritten ist heute, dass Bello das erste Haustier des Homo sapiens war, er ist sehr viel länger als jedes andere Tier ein ständiger Begleiter. Er stammt direkt vom Wolf (Canis lupus) ab. Damit ist aber auch schon das Ende des wissenschaftlichen Konsens erreicht.

Einige der Hunde, deren Gene für die Studie vom Team um Guo-Dong Wang analysiert wurden, Foto: Ting-Ting Yin and Yan-Hu Liu

Zwei sich widersprechende Modelle erklären, wie Mensch und Hund zur Gemeinschaft wurden. Die eine Fraktion der Experten geht davon aus, dass Wölfe den menschlichen Jägern folgten, um die Abfälle der Schlachtfeste zu fressen. Nach und nach setzte eine Gewöhnung aneinander ein, der Hund warnte vor Gefahren, war eventuell auch Jagdgefährte. Das Modell nennt sich Selbstdomestikation, da der Wolf sich im Grunde selbst zähmte. Mit der Zeit setzte der Mensch den ein oder anderen besonders freundlichen Wolf dann als Nutztier ein, z.B. zum Ziehen von Schlitten mit Lasten.

Eine andere Experten-Fraktion vertritt die Hypothese, dass der Wolf für unsere Vorfahren eine ganz spezielle Bedeutung hatte, er war eine Art besonders verehrtes Tier, weswegen seine Welpen geraubt wurden. Die zugänglichsten und friedlichsten von ihnen wurden Gefährten und für die Zucht genutzt.

Debattiert wird zudem bis heute, ob es mehrere Domestizierungswellen, oder -orte gegeben hat. Sicher ist nur, dass Wolf und Hund sehr eng verwandt sind und gemeinsame Nachkommen zeugen können. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es im Verlauf der Geschichte immer wieder zu Rückvermischungen gekommen ist (vgl. Wölfe und Hunde).