Zweierlei Aufmerksamkeit in Medien, Kunst und Politik
Fussnoten
Georg Franck, Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Entwurf, München, Wien 1998, S. 14. Vor allem bemängelt Franck die Abstinenz der wissenschaftlichen Reflexion auf die für die Forschung notwendige Aufmerksamkeit. "Warum ist die beruflich neugierige Aufmerksamkeit so desinteressiert an sich selbst?" (S. 15) Immerhin wird zugestanden, daß diese Selbstreflexion schwierig sei, denn die "Aufmerksamkeit ist so schwer zu fassen, wie sie unabdingbar für das bewußte Erleben ist." (S. 15f) genau über dieses Problem denkt die Philosophie seit langem nach, etwa Leibniz: "Nun ist aber die Reflexion nichts anderes als die Aufmerksamkeit auf das, was in uns ist; die Sinne aber gewähren uns das nicht, was wir schon bei uns haben." (Gottfried Wilhelm Leibniz, Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand (1701-1704), Amsterdam / Leipzig 1765, Leipzig 2 1904, S. 8.)
Florian Rötzer, Digitale Weltentwürfe, München, Wien 1998: "Aufmerksamkeit jedoch ist ein Phänomen, das seltsamerweise noch kaum untersucht ist" (S. 64).
Johann Gottlieb Fichte, Versuch einer Kritik aller Offenbarung, in: Johann Gottlieb Fichtes sämtliche Werke, Band 1-8, Berlin 1845/1846, Bd. 5, S. 98.
Leibniz, Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand, S. 10-11.
David Hume, Eine Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes, Berlin 1869, S. 75. Vgl. auch Fichte: "Zuvörderst will ich Sie dessen an einem schlagenden Beispiele überführen; worüber ich mich zwar mit der höchsten Klarheit aussprechen werde, jedoch, um der Neuheit der Bemerkung willen, Ihre Aufmerksamkeit ganz besonders auffordere." (Johann Gottlieb Fichte, Die Anweisung zum seligen Leben, in: Werke, Bd. 5, S. 433.)
Johann Gottfried Herder, Briefe zur Beförderung der Humanität (Riga 1793-97), 2 Bde., Berlin und Weimar 1971, Bd. 2, S. 95.
Jean-Jacques Rousseau, Emil oder Über die Erziehung. Frei aus dem Französischen übersetzt von Hermann Denhardt. Neue Ausgabe, Band 1 und 2, Leipzig: Philipp Reclam jun., o. J., Bd. 2, S. 294.
Johann Gottlieb Fichte, Reden an die deutsche Nation, in: Werke, Bd. 7, S. 321-322.
Johann Wolfgang Goethe, Dichtung und Wahrheit, in: Werke. Hamburger Ausgabe, Bd. 9, S. 242.
Lukrez, Über die Natur der Dinge, Berlin 1957, S. 153.
Leibniz, Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand, S. 137.
Leibniz, Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand, S. 83.
Rousseau, Emil oder Ueber die Erziehung, Bd. 1, S. 301.
Johann Wolfgang Goethe, Italienische Reise, in: Werke. Hamburger Ausgabe, Bd. 11, S. 406.
Franck, Ökonomie der Aufmerksamkeit, S. 49.
Niklas Luhmann, Die Realität der Massenmedien, Opladen 1996, S. 53.
Piero Steinle, Das tägliche Welttheater - Die Fernsehnachrichten, in: News: Katalog der Ausstellung in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1998, S. 73-80, S. 73, 75.
Julian Rosefeldt, Nekrolog, in: News, S. 85-92.
"Everything that happens does so for the first and last time." Niklas Luhmann: Risk: A Sociological Theory, Berlin, New York 1993, , S. 34.
Doris Krystoff, News - ein multimediales Requiem, in: News, S. 30-35, S. 33.
So Paul Virilio im Gespräch mit Rosefeldt und Steinle, in: News, S. 94-103, S. 96.
Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 59.
Niklas Luhmann, Die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt/M 1995, S. 113
Mein Dank gebührt dem Kollegen Dirk Kretzschmar für seinen Hinweis auf die Differenz zwischen der stabilen "Kompaktkommunikation" des Werks und der Instantanität der News. Zur Unterscheidung zwischen der Kommunikation der Massenmedien und der Kunstkommunikation vgl. weiter vom Verfasser: Nur Kunst ist Kunst, in: Soziale Systeme. Zeitschrift für soziologische Theorie, Heft 1, Opladen 1996, S. 166-177; Das Kunstwerk im Zeitalter seiner systemtheoretischen Beobachtbarkeit. Zu Niklas Luhmanns Buch "Die Kunst der Gesellschaft", in: Weimarer Beiträge, Heft 3, 1997, S. 339-349 und Verarbeiten, Speichern, Koppeln. Zu Niklas Luhmanns verstreuten Bemerkungen über die Medien der Gesellschaft, in: Telepolis
Während eine Kommunikation im Regelfall ein momenthaftes Ereignis ist, an das sich dann die nächste Kommunikation anschließt, "ent-ereignet" die Kompaktkommunikation der Kunst diesen Normalfall. Das Kunstwerk leistet seiner Auflösung in einer Folgekommunikation Widerstand. Es entzieht sich der Notwendigkeit, daß eine Kommunikation der anschlußfähigen nächsten Platz zu machen hat - und insistiert auf wiederholter Beachtung. Vgl. dazu Georg Stanitzek, Was ist Kommunikation?, in: in: Jürgen Fohrmann / Harro Müller (Hrsg.), Systemtheorie der Literatur, München 1996, S. 21-55.
Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 41.
Luhmann, Die Kunst der Gesellschaft, S. 170.
Luhmann, Die Kunst der Gesellschaft, S. 63. "Nur wenn man erkennt, wie es die Regeln, nach denen sich die eigene Formwahl richtet, aus eben dieser Formwahl entnimmt, kann man ein modernes Kunstwerk adäquat beobachten." (S. 331)
Luhmann, Die Kunst der Gesellschaft, S. 369.
Steinle, Das tägliche Welttheater, S. 73.
Krystof, News, S. 32.
Luhmann, Die Kunst der Gesellschaft, S. 143.
Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962), Frankfurt/M 1990, S. 64.
Carl Schmitt, Legalität und Legitimität (1932), in: ders., Verfassungsrechtliche Aufsätze, Berlin 1958, S. 268.
Jean-Jacques Rousseau, Der Gesellschaftsvertrag oder Die Grundsätze des Staatsrechtes, Kapitel 14, Leipzig: Philipp Reclam jun., o. J., S. 128.
Aufmerksamkeit im Alltag finden allerdings die Ergebnisse politischer Entscheidungen, etwa Gesetze und Verordnungen, doch sind diese Resultate dann Teil des geltenden Rechts und nicht der Politik. Wie aber geltendes Recht zustande gekommen ist und welche Parteien an seiner Formulierung beteiligt gewesen sind, sieht man den Gesetzen nicht an.
Franck, Ökonomie der Aufmerksamkeit, S. 179.
Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit, S. 27f.
Habermas' Annahme von "strategischen Intentionen" der Massenmedien setzt allerdings ein Subjekt voraus, welches die "verborgene Steuerung" via Medien besorgt - und ein solches Subjekt hinter den Medien können wir uns nicht vorstellen.
Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 67.
In allen Wahlkampfprogrammen wird geradezu systematisch unterschlagen, daß nicht die Regierung der Staat ist, sondern primär die Ämter und Behörden, deren Struktur und Art der Machtausübung Regierungswechsel unverändert überstehen, da ihre Beamten auf Lebenszeit bestellt sind und nicht nach einer Wahl ausgetauscht werden können. Auch diese Kontinuität diesseits aller Politikwechsel' wird im Wahlkampf abgeblendet.
Franck, Ökonomie der Aufmerksamkeit, S. 180.
Vgl. dazu vom Verfasser: Neue Medien, alte Hoffnungen, in: Merkur, Heft 534/535, September/Oktober 1993, S. 887-893.