Abgas-Endlager nicht willkommen

Schleswig-Holsteiner wehren sich gegen geplante Einlagerung von Kohlendioxid

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In verschiedenen Regionen Schleswig-Holsteins sind die Bürger beunruhigt wegen einer möglichen Einlagerung von Kohlendioxid (CO2). Für Nordfriesland und Ostholstein hat RWE-DEA bereits eine Genehmigung den Untergrund zu erkunden. Auch in der Gegend östlich von Kiel halten sich hartnäckig Gerüchte, dass dort eine CO2-Deponierung geplant sein könnte. Dort werden nämlich derzeit Erdöllagerstätten untersucht, die sich wahrscheinlich nach der Ausbeutung als CO2-Speicher eignen würden.

Was sich so „eignen“ nennt. Denn bisher gibt es so gut wie keine Erfahrungen mit dem Einpressen von CO2 in den Untergrund. Vor allem ist vollkommen offen, wie sicher es in den geologischen Schichten bleibt, in die es verbracht wurde. Mögliche Gefahren sind die Vergiftung des Grundwassers, durch Mineralien, die durch das saure Milieu gelöst werden. Auch eine Leckage muss in Betracht gezogen werden. Die würde zum einen dazu führen, dass das Gas doch in die Atmosphäre gelangt und dort als Treibhausgas wirkt. Zum anderen kann das Gas in Konzentrationen von einigen wenigen Prozent in der Atemluft – mittlere derzeitige Konzentration in der Atmosphäre 0,038 Prozent – bereits für den Menschen gefährlich werden.

Ungeachtet dieser Unwägbarkeiten ist man bei RWE-DEA fest entschlossen, in Schleswig-Holstein CO2 einzulagern. Das Bundesland ist wegen seiner vielen Salzstöcke und mächtigen Kalksandsteinschichten für die Kraftwerkbesitzer besonders attraktiv. Wenn überhaupt, dann sind dies die in Frage kommenden geologischen Formationen. In der Nähe von Köln soll eine 450-Megawatt-Pilotanlage für die CO2-Abtrennung entstehen. Das CO2 soll von dort über eine 500 Kilometer lange Pipeline in den Norden gepumpt werden. Dass das energetischer Wahnsinn ist, lässt sich an zwei Fingern abzählen. Selbst in der Branche geht man davon aus, dass für Abscheidung, Verflüssigung, Transport und Einlagerung des Treibhausgases zehn Prozent der in der Kohle gebundenen Energie aufgebracht werden muss.

Entsprechend unterkühlt sind die Reaktionen bei der Bevölkerung. Während die CDU-geführten Umwelt- und Wirtschaftsministerien, in denen ein bedingungsloser Kohlekurs verfolgt wird, RWE-DEA unterstützen, regt sich bei der Opposition Protest. Die Partei der dänischen Minderheit, der Südschleswigsche Wählerverband SSW, bringt in der kommenden Woche im Landtag einen Antrag ein, die Projekte zu stoppen. „Keiner in Nordfriesland möchte auf Kohlendioxid leben. Wir fordern die Landesregierung auf, alles zu unternehmen, damit der nordfriesische Untergrund und das Wattenmeer nicht zum Endlager für die Abgase der Kohlekraftwerke von RWE-DEA werden“, erklärt der umweltpolitische Sprecher des SSW im Kieler Landtag, Lars Harms. „Die Diskussion um das unsichere Endlager Asse hat gezeigt, dass Salzstöcke sich nicht so verhalten, wie Kraftwerksbetreiber es gern hätten. Deshalb können wir nicht hinnehmen, dass die Abgase nun unter unsere Füße gepumpt werden sollen.“