Affair Bommeleeër: CIA tappte 1986 im Dunkeln
Freigegebener US-Bericht kommentierte die mysteriöse Bombenserie in Luxemburg
In kürzlich freigegebenem Material der CIA findet sich auch Bericht des CIA-Direktorats von 1986, in dem der US-Geheimdienst die rätselhafte Bombenserie in Luxembourg kommentierte. Damals wurden über Jahre hinweg etliche Anschläge auf Gebäude und Strommasten im Großherzogtum verübt, sogar bei einer Konferenz von Außenministern wurde ein Bömbchen geworfen. Im sogenannten Jahrhundert-Prozess gegen zwei Ex-Elitepolizisten hatte die Justiz zwischen Anfang 2013 und Mitte 2014 versucht, das schillernde Dunkel der Geheimdienstwelt der 1980er Jahre zu beleuchten und dabei mehr Fragen als Antworten gefördert.
Im Laufe des Verfahrens war darüber spekuliert worden, ob Stay-Behind-Kräfte der NATO („Gladio“) in die militärisch wirkenden Anschläge verwickelt seien. So lag die Vermutung nahe, dass es sich bei den scheinbar linksterroristischen Attentaten um psychologische Operationen handelte, welche zur einst von der CIA vor allem in Italien gepflegten „Strategie der Spannung“ passten. Im Laufe des Prozesses hatten hochrangige Personen aus der Luxemburger Sicherheitscommunity lieber ihren Hut genommen, als vor Gericht zu reden.
Nunmehr ist also ein Dokument über Terrorismus vom 10.02.1986 aufgetaucht, dem zufolge die CIA selbst im Dunkeln tappte. Die US-Spione kommen zu dem Schluss, dass die Bombenleger nicht international organisiert, sondern wohl vor Ort zu suchen seien. Es handele sich möglicherweise um Rechtsterroristen, die sich gegen den Staat richteten. Dies folgerte man aus fehlenden Bekennerschreiben und dem weitgehenden Verzicht auf Ziele der USA und der NATO, wie man es bei Linksterroristen erwartet hätte.
Den CIA-Ermittlern fiel auf, dass die Bombenanschläge mit militärischer Professionalität durchgeführt wurden, jedoch offenbar intendiert nur geringen Sachschaden anrichteten. Insbesondere sei die Bevölkerung nicht attackiert worden. Beim Angriff etwa auf das Schwimmbad hätten die Täter ihre präzisen Ortskenntnisse und ihre Fähigkeit zum Klettern demonstriert. Der CIA kommentierte auch die personellen Schwächen und Reibereien der Luxemburger Sicherheitsbehörden, die als Reaktion auf die Anschläge gestärkt wurden. Der Ende des Berichts-Abschnitts zu Luxemburg ist nach wie vor nicht freigegeben.
Der Eindruck der CIA passt zur Insider-These, der zufolge Angehörige des Sicherheitsapparates den Staat mit inszenierten Attentätchen zum Ausbau der Antiterrror-Strukturen motivieren wollten. Etwa Luxemburgs früherer Geheimdienstchef Marco Mille vermutete eine politische Aktion zur Verbesserung etwa der Situation der Gendarmerie, die von Luxemburgs Kriegsheld Émile Krieps protegiert worden sein könnte. Krieps hatte im Zweiten Weltkrieg den Widerstand gegen die Nazis in Luxemburg aufgebaut, wurde 1946 selbst wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Staatsstreichs verhaftet und war später für die Armee des konservativ-katholischen Großherzogtums verantwortlich. Nach der Wahlniederlage von 1984, die auch Krieps Ministeramt beendete, begannen die geheimnisvollen Anschläge, die bis 1986 andauerten. Als die Sicherheitskräfte die gewünschte Ausstattung bekamen, war wieder Ruhe.