Afrika: Wer profitiert vom Wirtschaftswachstum?
Teile des Kontinents boomen, Rohstoffexporteure stecken jedoch in großen Schwierigkeiten. Kritik am "Campact with Africa"
Ein Beitrag im Internet-Magazin Asia Times Online lobt in den höchsten Tönen die chinesischen Investitionen in Afrika. Die chinesische One-Belt-One-Road-Initiative (OBOR), auch als Neue Seidenstraße bekannt, biete für den Osten des Kontinents beste Wachstumsmöglichkeiten.
Seit 2009 habe China bereits die USA als wichtigster Handelspartner abgelöst. Eine Million chinesischer Emigranten lebten inzwischen auf dem Kontinent. Ein ehemaliger Weltbank-Mitarbeiter wird mit der Aussage zitiert, dass die Volksrepublik bereits jetzt etwa zehn Milliarden US-Dollar jährlich in Infrastrukturmaßnahmen in afrikanischen Länder stecke. Mit der OBOR-Initiative ist zunächst vor allem der Ausbau der Hafeninfrastruktur Ostafrikas zu erwarten. Außerdem beteiligt sich China bereits maßgeblich am Ausbau des Eisenbahnnetzes der Region.
Die ostafrikanischen Staaten haben derweil 2016 weiter geboomt. Um durchschnittlich 5,3 Prozent wuchs ihre Ökonomie. Besonders das durch politische Unruhen und aktuell von einer schweren Dürre geschüttelte Äthiopien legte erneut um rund acht Prozent zu. Seit Oktober herrscht in dem Land Ausnahmezustand, der vor allem zur Unterdrückung der Opposition dient.
Südafrika, mit der am weitesten entwickelten Ökonomie noch immer eine der ökonomischen Lokomotiven des Kontinents, steckt hingegen in einer Rezession. Die Weltbank hat erst letzte Woche die Wachstumsprognose 2017 für das Land am Kap der Guten Hoffnung auf 0,6 Prozent herabgestuft. Im ersten Quartal war die Wirtschaft dort sogar geschrumpft, was bei einer offiziellen Arbeitslosenrate von über 25 Prozent besonders schlechte Nachrichten sind.
Auch Nigeria, noch immer zu einem erheblichen Teil von seinem Ölreichtum abhängig, hängt in einer Rezession fest, hervorgerufen vom anhaltend niedrigen Preis für das schwarze Gold. Andere hauptsächlich von Rohstoffexporten abhängige Länder in der Region haben ebenfalls mit dem Preisverfall ihrer Waren zu kämpfen.
Die Weltbank sieht sie 2017 und 2018 wieder wachsen, wenn auch nur geringfügig und mit Raten, die meist unter dem Bevölkerungswachstum dieser Länder liegen. Unterm Strich bedeutet das Verarmung der Bevölkerung.
Bessere Aussichten erwartet die Bank im laufenden Jahr vor allem für Länder wie Äthiopien (+8,3 Prozent), Tansania (+7, Prozent), Elfenbeinküste (+6,8 Prozent) und Senegal (+6,7 Prozent), die allesamt nicht hauptsächlich auf den Export mineralischer Rohstoffe fixiert sind.
Bleibt allerdings die Frage, wer im einzelnen vom wirtschaftliche Segen profitiert. Die Unruhen in Äthiopien zum Beispiel deuten eher auf dort wachsende Ungleichheit, zumindest aber auf Streit um die Verteilung hin. Entzündet hatten sie sich an Plänen, die Landeshauptstadt Addis Abeba auszudehnen, wodurch sich die Betroffenen übervorteilt fühlen. Alte ethnische Rivalitäten und ein äußerst autoritärer Regierungsstil trugen ein Übriges zur Eskalation bei.
Im Zusammenhang mit dem heute und morgen in Berlin tagenden “Campact with Africa“, in dem fünf ausgewählte afrikanische Länder mit den G-20-Staaten über die Verbesserungen der Bedingungen für private Investoren in Afrika verhandeln, gibt es Kritik an der gegenwärtigen Richtung der Entwicklung: "Bei dem 'Compact' geht es nicht darum, den Menschen in Afrika aus der Armut zu helfen", meint Jane Nalunga, Expertin für Handel, Steuern und Investitionen beim Southern and Eastern Africa Trade Information and Negotiations Institute (SEATINI) aus Uganda.
Alles dreht sich um die Rechte von Investoren. Afrika soll sich für sie attraktiv machen. Aber wo bleiben die Rechte der Bürger und Bürgerinnen? Infrastrukturen an sich führen nicht zu Entwicklung.
Jane Nalunga