Agenten sterben einsam

Warum BND-Präsident Schindler wirklich ging

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Über den Grund und Zeitpunkt der Demission von BND-Chef Gerhard Schindler war viel gerätselt und spekuliert worden. Nun bot der gewöhnlich gut informierte BND-Forscher Erich Schmidt-Eenboom im WDR eine plausible Erklärung. Zwar hatte die Affäre um den Doppelagenten Markus R., der Tausende Namen von Agenten mindestens an die CIA verriet, Schindlers Position erheblich geschwächt.

Doch der eigentliche Grund war nicht etwa, wie vielfach angenommen, die Rolle des BND-Chefs in der NSA-Affäre. Die sei für Schindler praktisch ausgestanden. Schindlers Sündenfall scheint vielmehr dessen Forderung angesichts der Überarbeitung des BND-Gesetzes gewesen zu sein, dass auch die Rolle des Bundeskanzleramts, das die Fachaufsicht über den BND führt, entsprechend festgeschrieben wird.

Der für die Geheimdienste zuständige Kanzleramtsminister Peter Altmeier muss daraufhin Schnappatmung bekommen haben. Die Verantwortung für die unpopulären Deals mit der NSA, die im Prinzip seit 1962 laufen, mochte die hohe Politik dann doch nicht übernehmen. Man ließ Fallschirmjäger a.D. Schindler noch das Jubiläum des 60-jährigen Bestehens des BND zelebrieren und wartete den Besuch des US-Präsidenten ab, der das Handy seiner Gastgeberin sowie nahezu jedermann auf diesem Planeten überwachen lässt. Dann musste der intern durchaus respektierte Schindler den Schlapphut nehmen.