Android-Spielkonsole bricht Crowdfunding-Rekorde
Ouya soll anders als die Konkurrenz von Sony, Microsoft und Nintendo auch für Bastler offen sein
Die Ankündigung einer auf dem Betriebssystem Android 4.0 basierenden Videospielkonsole über das Fundraisingportal Kickstarter hat für Furore gesorgt: Statt dem als Ziel veranschlagten Betrag von 950 000 Dollar wurden von gut 50 000 Unterstützern bereits über 6,6 Millionen Dollar zusammengetragen. Nächsten Donnerstag endet die Fundraising-Kampagne für das "Ouya" (ausgesprochen wie Boo-Yah ohne B) getaufte Projekt.
Das grundlegende Konzept der Konsole ist technische Offenheit sowohl für Spiele/Software-Programmierer als auch für findige Konsolenbastler (beziehungsweise Konsolenhacker), die hier nicht wie gewöhnlich mit allen Mitteln von der Manipulation von Soft- und Hardware abgehalten, sondern im Gegenteil dazu aufgefordert werden.
Auch was die Herstellung und Vermarktung passender Spielesoftware betrifft, unterscheidet sich der Ansatz der Ouya deutlich von dem der Platzhirsche Nintendo, Microsoft und Sony. Während dort schon Unsummen in Form von Lizenzgebühren fällig werden, damit man überhaupt ein Spiel für das jeweilige Gerät programmieren darf, will die Androidkonsole jeden - vom Kinderzimmer-Genius bis hin zu den Branchenriesen - in die Lage versetzen, die eigenen Produkte auf dieser Platform zu vermarkten. Das Software Developers Kit wird jeder einzelnen Konsole beigelegt.
Technisch kann die Ouya natürlich nicht mit einer X360 oder PS3 mithalten – das wäre beim Erstverkaufspreis von 99 Dollar auch ein Wunder. Das Gerät soll einen Tegra3 Quad-Core-Prozessor von Nvidia, 1 GByte RAM sowie 8 GByte Flash-Speicher enthalten, Auflösungen bis 1080p unterstützen und über WLAN (802.11 b/g/n), einen USB-2.0-Port, Bluetooth und HDMI Daten austauschen.
Ganz offensichtlich zielt die Ouya also nicht darauf ab, sich am allfälligen Wettbewerb um die fotorealistischste Grafik zu beteiligen. Durch ihre offene Ausrichtung hat sie aber das Potenzial, einige jener kreativen Impulse freizusetzen, von denen das Videospiel seit jeher lebt. Im besten Falle wird die Konsole also einen Markt dominieren, den sie selber begründet. Mindestens aber kann man angesichts des Kickstarter-Rekords sicher sein, dass die großen Drei bereits jetzt genau beobachten, was sich hier entwickelt. Schließlich neigt sich die Zeit der aktuellen Gerätegeneration langsam, aber sicher ihrem Ende zu … und gute Ideen muss man nicht zwangsläufig selber haben.