Auf dem Weg zum Mond
Chinesische Astronauten zurück aus dem "Himmelspalast". Schon bald könnte die Volksrepublik über die einzige bemannte Präsenz im Weltall verfügen
In China sind am Freitag drei Taikonauten, so nennt man in der Volksrepublik die Weltraumfahrer, wohlbehalten zur Erde zurückgekehrt. Kommandant Jing Haipeng und seine Kollegen Liu Wang und Liu Yang, letztere Chinas erste Frau im Weltraum, hatten im Rahmen ihrer Mission mit der Shenzhou 9 die chinesische Raumstation Tiangong 1 besucht und sich 13 Tage im Orbit aufgehalten.
Tiangong 1 ("Himmelspalast 1") ist eine relativ kleine Einheit, die noch nicht als vollwertige Raumstation gilt, sondern eine Art Vorstufe darstellt. An ihr wurde zum Beispiel auf diesem Flug zum ersten Mal das manuelle Andocken geübt. Die drei haben zehn Tage an Bord der Tiangong 1 verbracht - womit sie deren erste Bewohner waren - und dort einige kleine Experimente durchgeführt.
Im nächsten Jahr ist ein weiterer bemannter Flug zur Station geplant, die in rund 320 Kilometer Höhe um die Erde kreist. Danach wird sie vermutlich in einen höheren Orbit gebracht. Die provisorische Raumstation wurde im September letzten Jahres in die Umlaufbahn geschossen. Im Anschluss hatte es einige erste Versuche mit automatisch andockenden unbemannten Einheiten gegeben. Die nun gelandete Crew war die erste, die manuell andockte und zur Station hinüberwechselte.
Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua spricht von einem Durchbruch für Chinas Raumprogramm. Tiangong-1 gilt als wichtiger Zwischenschritt zu einer vollwertigen Raumstation, die um das Jahr 2020 starten soll. Da die ISS, an der China aufgrund des Einspruchs der USA nicht beteiligt ist, inzwischen bereits in die Jahre kommt und ein Ersatz für sie nicht in Sicht ist, könnte es gut sein, dass die chinesische Station im nächsten Jahrzehnt über längere Zeit die einzige im Orbit sein wird.
Nach Angaben der britischen Zeitung Guardian hat das chinesische Programm für bemannte Raumfahrt in den letzten 20 Jahren sechs Milliarden US-Dollar gekostet. Der erste Taikonaut flog 2003 in den Weltraum; die Shenzhou 9 war der vierte bemannten Flug. Geplant ist für die nächsten Jahre außerdem auch ein unbemannter Flug zum Mond, auf dem ein kleiner automatischer Geländewagen abgesetzt werden soll. In der Entwicklung ist außerdem eine neue Rakete für schwerere Lasten, die unter anderem für den Aufbau der Raumstation benötigt wird.