Autos bald klüger als wir

So einfach wird man in Zukunft nicht mehr einen Wagen starten können. Biometrics sei Dank. Aber eigentlich ist da noch etwas viel Klügeres in der Zugangssperre versteckt

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Mensch, Autoknacken wird auch immer schwerer. Wenn es einem heute noch gelingen könnte, die Fahrertüre auszuhebeln und den Anlasser mit der Hilfe eines kleinen Tricks zu umgehen, dann scheitert man trotzdem an der modernen Technik. Nicht, dass der Zündschlüssel etwas intelligenter geworden wäre und sich irgendwie in fremden Händen nicht wohl fühlen würde. Nein, es gibt geplanterweise eine biometrische Startsperre. Das muss man sich so vorstellen, dass eine Menge an Sensoren den Fingerabdruck des möglichen Fahrers oder der möglichen Fahrerin abtastet, seine oder ihre Iris genauer unter die Lupe nimmt und vermutlich auch gleich noch die Art, wie der Gashebel betätigt wird. All das muss zusammenpassen, sonst gibt der Wagen kein Gas mehr .

Na super, denkt man sich, dann spart man sich in Zukunft die "Papa, kann ich heute Abend Deinen Wagen haben"-Diskussionen vollends, weil man mit einem lockeren "Nein, liebe Tochter (lieber Sohn), weil wir wieder einmal vergessen haben, in die Werkstatt zu fahren und Dein Profil in den Wagen eingeben zu lassen" sich entspannt im Lehnsessel zurückfallen lassen kann.

Moderne Technik kann eine so wunderbare Ausrede sein, das kannste Dir nicht ausdenken. Dabei weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, wie man sich vorstellen kann, dass man einen Wagen von der Autobahn bekommt, dessen Fahrer ohnmächtig noch drin sitzt. Vielleicht hat die Feuerwehr ja eine Generaliris im Handschuhfach, das jeden beliebigen Wagen gleich anspringen lässt. Obwohl das vielleicht dann genau wieder zu den hässlichen Autodiebstählen führen könnte, die wir uns besser gar nicht vorstellen wollen. Oder der Sohn, bzw. die Tochter nicken einfach nur locker kalt und merken an, dass das kein Problem sei mit dem Wagen heute Abend. Schließlich könne man das alles vom Internet herunterladen, und "Hoppla, ich glaube sogar, ich habe das eben vorhin gemacht".

Nein, vermutlich geht es gar nicht um Diebstahlsperren, es muss sich wohl eher um einen großartig von der Autoindustrie eingefädelten Plan handeln, die Welt besser und sicherer zu machen. Denn was interessiert es uns schon, dass der Wagen von Hans Meier aus Rupolding (als Beispiel) in einem Drittland wieder auftaucht und dort mit unterbrochener Wegfahrsperre in den täglichen Einsatz gerät. Interessanter wird es doch, wenn AI, wie sie jetzt zunehmend zur Karastrophenverhinderung zum Einsatz kommt, feststellt: Oha, Hans Meier will wieder Autofahren. Das ist immer dann keine gute Idee, wenn ein starker Föhn ihm in Rupolding ziemlich brutale Kopfschmerzen beschert und er deshalb garantiert unkonzentriert an die nächste Zapfsäule – die am Ortsausgang – donnert. Nein, sagt sich da die AI, nein, da unterbinden wir lieber erst einmal im Interesse der allgemeinen Sicherheit die Startzündung.

Und damit ist allen geholfen.

Vielleicht auch dann, wenn die eigenen Kinder mit der Leihiris auf dem iPhone erst gar nicht fragen, sondern gleich den Wagen ausleihen wollen. Dann könnte so ein System die Rettung für den eigenen Wagen und vielleicht auch den Familienfrieden sein. Technik ist großartig, kannste Dir nicht ausdenken.