Bayern: Bald von Stromimport abhängig?

In Bayern müssten demnächst drei AKW ersetzt werden, doch die Energiewende wird zunehmend behindert

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Bayern ist von allen Bundesländern noch immer das klassischen "Atom-Land". Rund 40 Prozent des Strombedarfs werden dort nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie (BWE) mit Atomkraftwerken gedeckt. Da fragt sich, woher künftig der Strom kommt, wenn jeweils spätestens 2017, 2021 und 2022 die letzten bayerischen Reaktoren abgeschaltet werden. So sieht es bisher das Atomgesetz vor, allerdings ist die Laufzeit an eine Reststrommenge geknüpft, die auch schon vorher aufgebraucht sein könnte.

Die bayerische Landesregierung scheint vor allem auf den künftigen Import zu setzen. Das legt zumindest ihre Politik in Sachen Windenergieausbau nahe. Laut BWE nehmen die Genehmigungen für neue Windkraftanlagen beständig ab. 2013 gab es noch für 201 neue Windräder grünes Licht, 2014 für 187 und im vergangenen Jahr nur noch für 65 Anlagen.

Bisher trägt die Windenergie erst zu 3,2 Prozent zur Versorgung des Bundeslandes bei. Sollte es ein Drittel werden, so müssten 4000 moderne Anlagen mit zehn Gigawatt (GW) Leistung errichtet werden, rechnet der BWE vor. Für ein so großes Land wie Bayern ist das nicht unbedingt viel. Andere Bundesländer wie Schleswig-Holstein oder Rheinland-Pfalz haben schon heute eine höhere Anlagendichte, als diese 4000 Anlagen in Bayern bedeuten würden.

Schuld am Rückgang der Anträge und Genehmigungen hat offensichtlich die 2014 in Kraft getretene Zehn-H-Regelung. Nach dieser müssen die Anlagen einen Mindestabstand von allen Wohngebäuden haben, der dem Zehnfachen der Gesamthöhe entspricht. Da in Bayern anders als an der Küste Windstrom nur mit besonders hohen Anlagen mit größerem Rotordurchmesser wirtschaftlich gewonnen werden kann, läuft die Vorschrift auf einen Abstand von zwei und mehr Kilometern hinaus, der eingehalten werden muss. Das vermindert auch in ländlichen Gegenden die Zahl der in Frage kommenden Flächen erheblich.

Laut BWE sind die meisten der 2015 erteilten Genehmigungen noch nach altem Recht erfolgt. Für die kommenden Jahre ist vermutlich mit noch weniger Anträgen zu rechnen, denn offensichtlich sind kaum noch Anlagen in Planung. Eine Nachfrage des BWE bei Windgutachtern hat ergeben, dass es 2015 keine einzige Anfrage in Bayern gegeben hat. Für gewöhnlich holen sich nämlich potenzielle Anlagenbauer bei den Gutachtern Informationen über den geplanten Standort ein, um den etwaigen Ertrag der Anlagen abschätzen zu können.

Bleibt die Frage, wie sich Bayern künftig mit Strom versorgen will, denn Fernleitungen sind bei den Anwohnern auch nicht besonders beliebt. Derweil werden Biogasanlagen dank der mit CSU-Zustimmung erfolgten Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetzes kaum noch gebaut, und auch der Ausbau der Fotovoltaik lahmt aus den gleichen Gründen erheblich. Man könnte fast meinen, dass man die Probleme sich zuspitzen lässt, um besser Großkraftwerke durchsetzen zu können.