Bergbau: Nach dem Kohle-Boom
In Australien versuchen sich Bergbau-Konzerne, ums Aufräumen herum zu mogeln. Im Land gibt es rund 50.000 verlassene Gruben
In Australien kann man derzeit mal wieder beobachten, welche Folgen es haben kann, wenn Bergbauunternehmen zu wenig auf die Finger geschaut wird. Das Land leidet unter dem Rückgang der Weltmarktpreise für Eisenerz und Kohle. Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde Australian Bureau of Statistics gingen die Einnahmen der Kohlegruben im Geschäftsjahr 2014/2015 um 15,4 und die der Eisenerzgruben sogar um 20,7 Prozent zurück.
Insgesamt verzeichnete der Bergbau einen Einnahmerückgang von 7,4 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten ging um 6,9 Prozent zurück. Nur der Goldabbau brummt weiter, sicherlich ein Ausdruck der Krisenstimmung in der Weltwirtschaft, die die Goldpreise weiter nach oben treibt.
Das Problem für Australien ist nicht nur der Rückgang der Beschäftigung und der Steuereinnahmen aus einer Branche, die in den letzten Jahren fast 40 Prozent der Exporte ausgemacht hat. Konkurse und vorzeitige Schließungen von Minen werfen auch erhebliche Umwelt- und Finanzprobleme auf.
In Australien werden die meisten mineralischen Rohstoffe - außer den genannten auch Bauxit, Zink, Kupfer, Nickel, Blei und andere - im Tagebau gewonnen. Oft werden die Löcher mehrere hundert Meter in die Tiefe getrieben. Bisher gibt es für die Unternehmen keinerlei Verpflichtung die Gruben schon im laufenden Betrieb wieder aufzufüllen, was die kostengünstigste Variante wäre.
So ist das Land förmlich überzogen mit Tausenden von offenen Gruben, deren Zukunft ungewiss ist. Die britische Zeitung Guardian berichtete letzte Woche, dass sich aufgrund der Absatzprobleme die Konkurse häufen - und offensichtlich haben die Unternehmen bisher meist nicht genug Rücklagen zur Seite gelegt, um für ihre Hinterlassenschaften zu sorgen.
Beliebt scheint außerdem zu sein, dass die großen, meist multinational operierenden Bergbaukonzerne Gruben in selbständige Unternehmen ausgliedern oder gar an Hedgefonds verkaufen. Letztere sind dafür bekannt, dass sie gerne Pleiteunternehmen aufkaufen und gewinnbringend ausschlachten.
Auch Australien hat Gesetze, die eine Nachhaftung der bisherigen Eigentümer sichern sollen, aber bisher scheinen die nicht recht gegriffen zu haben. 75 Prozent der Gruben wurden bisher nach Konkursen oder in anderer Form unplanmäßig aufgegeben. Viele von ihnen sind relativ jung, das heißt, sie wurden erst in den 1970ern und 1980ern aufgeschlossen und Renaturierung ist bisher die ganz große Ausnahme. Nach Angaben des Guardian gibt es im ganzen Land inzwischen rund 50.000 verlassene Gruben.
Vielleicht sollte mal eine Bildungsreise für sächsische und brandenburgische Parlamentarier nach Down-under organisiert werden, damit sie sich eine Vorstellung davon machen können, was nach dem Vattenfallverkauf auf ihre Bundesländer zu kommt.