Briefbombenterror in Athen
Seit Sonntag beunruhigen zahlreiche Bombenanschläge vor allem gegen Botschaften die griechische Hauptstadt Athen
Am heutigen Dienstag sind die diplomatischen Vertretungen der Schweiz und Bulgariens von Bombenexplosionen erschüttert worden. An die Botschaft Chiles wurde ein offenbar explosives Paket gesandt, das aber unter noch ungeklärten Umständen vor dem hellenischen Parlament zur Explosion gebracht wurde. Angeblich sei das Paket aber nicht gefährlich gewesen, so lautet die aktuelle offizielle Mitteilung seitens der Polizeibehörden.
Von der Botschaft Panamas wurde ein weiteres verdächtiges Paket gemeldet. Die bisherige Bilanz: vier Briefbomben am Montag, fünf bereits am heutigen Dienstag. Die am Montag aufgedeckten brieflichen Attentatsversuche galten dem französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy, der Botschaft von Mexiko, der Vertretung Belgiens und niederländischen Diplomaten.
Bisher war die Sprengwirkung der Paketbomben gering. Vor der Schweizer Botschaft kam es zu einer offenen Detonation, die aber offenbar nur auf den Zünder der eigentlichen Bombe beschränkt war. Bei den anderen Botschaften sowie beim griechischen Parlament wurden die Sprengsätze von polizeilichen Spezialisten kontrolliert zur Explosion gebracht. Die Antiterroreinheiten sind in Alarmbereitschaft, am Sonntag vor einem Nachtclub wurden mehrere Personen, darunter ein Säugling, nur leicht verletzt. Gestern explodierte in einem Paketzentrum eine Bombe in Händen einer Sortiererin, die aber nicht lebensgefährlich verletzt wurde.
Zufällig, so heißt es im Polizeibericht, liefen zwei verdächtige Personen einer Motorradstreife in die Arme. Die beiden gelten offiziell als terrorverdächtig. Eventuelle Verbindungen zu der Terrorgruppe der "Revolutionären Zellen" oder der "Sekte der Revolutionäre" werden seitens der Antiterroreinheit intensiv untersucht (s.a. Anarchistische Gruppe will Griechenland in ein Kriegsgebiet verwandeln).
Politische Berichterstatter in Griechenland äußern sich besorgt über die Tatsache, dass die Terrorserie nur vier Tage vor den wichtigen griechischen Regionalwahlen stattfindet. Sie befürchten eine Destabilisierung des Landes. Ministerpräsident Papandreou hat bereits für den Fall, dass seine Kandidaten bei den Regionalwahlen durchfallen, die Parlamentsauflösung und Neuwahlen angekündigt.