CO2-Emissionen: Weniger, aber nicht wenig genug
Umweltbundesamt legt Klima-Bilanz 2018 vor. Emissionen gehen erstmals seit Jahren weiter zurück
Das Umweltbundesamt (UBA) hat Anfang der Woche seine Bilanz für den deutschen Treibhausgas-Ausstoß vorgelegt. Demnach sind die Emissionen im vergangenen Jahr erstmalig nach zehn Jahren Stagnation weiter zurückgegangen und zwar um 4,2 Prozent auf 868,7 Millionen Tonnen.
Der Wert stellt eine detaillierte Schätzung dar, die auf der Fortschreibung der Entwicklung 2017 und Statistiken über den Energieverbrauch beruht. Er beinhaltet neben dem CO2 (760 Millionen Tonnen) auch die sonstigen Treibhausgase wie unter anderem Methan und Lachgas, die entsprechend ihrer Klimawirksamkeit in CO2-Mengen, sogenannte CO2-Äquivalente, umgerechnet werden.
Methan und Co. sind im vergangenen Jahr allerdings konstant geblieben, berichten die UBA-Statistiker. Der Rückgang geht allein auf auf das Konto des CO2, also auf das Minus beim Verbrauch fossiler Energieträger. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen ging der Verbrauch von Steinkohle 2018 um elf Prozent, von Mineralölprodukten um fünf, von Braunkohle um 2,9 und von Erdgas um 1,6 Prozent zurück.
Ursache waren hierfür nach Angaben des UBA zum einen der wachsende Anteil der erneuerbaren Energieträger in der Stromproduktion, die einen Anteil von 37,8 Prozent am Brutto- oder 40,7 Prozent am Nettostromverbrauch zur Verfügung stellten. Der wachsende Beitrag der Erneuerbaren dürfte 2018 auch deshalb mehr zu Tragen gekommen sein, weil der Nettostromexport erstmalig seit 2011 nicht mehr weiter wuchs, sondern sogar leicht zurück ging. Die Kohle- und Atomkraftwerke konnten also weniger als bisher auf Auslandsmärkte ausweichen und mussten mehr drosseln.
Zum anderen spielten aber auch Sondereffekte eine nicht unwesentliche Rolle. 2018 war ein ungewöhnlich mildes Jahr, es musste also weniger geheizt werden. Außerdem verteuerten sich während des Dürresommers im süddeutschen Raum die Transportkosten für Kraftwerkskohle und Mineralölprodukte erheblich. Die niedrigen Wasserstände erschwerten die Versorgung der Region spürbar.
Das führte dort offensichtlich zu einem sparsameren Einsatz und auch dazu, dass der Kauf von Heizöl auf 2019 verschoben wurde. Insgesamt lagen die Preise für Benzin, so das UBA, 2018 sieben Prozent über denen des Vorjahres und die für Diesel um 12 Prozent.
Rückgang reicht nicht
So erfreulich es ist, dass der Treibhausgas-Ausstoß endlich weiter zurückgeht, so unbefriedigend sind die Daten bei näherem Hinsehen. Denn natürlich kann kaum gehofft werden, dass sich die Sondereffekte wiederholen. Fallen sie 2019 weg, können die Emissionen auch wieder ansteigen.
Außerdem reichen 4,2 Prozent Rückgang der Emissionen pro Jahr nicht mehr aus. Da jahrzehntelang viel zu wenig getan wurde, müsste Deutschland seine Emissionen inzwischen jährlich um sechs Prozent reduzieren und Mitte der 2030er Jahre bei Null angekommen sein. Jedenfalls, wenn es seinen auch nur annähernd gerechten Beitrag zum globalen Problem leisten würde.
Selbst dann hätten wir allerdings nur zu einer Begrenzung auf 1,75 Grad Celsius beigetragen haben, was für viele Aspekte im Klimasystem – zum Beispiel den Meeresspiegel oder die Korallenriffe – noch immer sehr gefährlich ist. Und Deutschland hätte noch nicht einmal die Verantwortung für die durch die hiesigen Emissionen bereits in der Atmosphäre akkumulierten Treibhausgase übernommen. Das alles hat kürzlich Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung zum wiederholten Male vorgerechnet.
Auch das UBA mahnt mehr Klimaschutz an. Deutschland habe mit 16,6 Prozent noch nicht das Ziel von 18 Prozent Anteil der erneuerbaren Energieträger am gesamten Primärenergieverbrauch erreicht. Dieses sei aber in der EU verbindlich vereinbart worden. Sowohl bei der Wärme als auch im Verkehr gab es 2018 für den Einsatz erneuerbarer Energieträger kaum Fortschritte.
Um die langfristigen Klimaschutzziele zu erreichen, müsse die bisherige Dynamik im Stromsektor in den nächsten Jahren fortgeführt und intensiviert werden, heißt es beim UBA. Doch die kommt allerdings gerade eher durch Abstandsregeln, Verpflichtung zur Teilnahme an aufwendigen Ausschreibungen und Ausbaudeckeln ins Torkeln.
"Im Jahr 2018 haben die erneuerbaren Energien rund 184 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente vermieden. Den größten Beitrag mit knapp 75 Millionen Tonnen brachte die Windenergie. Umso wichtiger ist es, den Ausbau der Windkraft weiter voranzutreiben. Deshalb halten wir nichts von pauschalen Mindestabständen von Windenergieanlagen zu Wohngebieten. Das brächte den Ausbau der Windenergie ins Stocken. Umwelt- und Gesundheitsfragen sollten jeweils vor Ort individuell geprüft werden."
Maria Krautzberger, UBA-Präsidentin