Carters CIA-Chef tot
Admiral Stansfield Turner reformierte nach Watergate die CIA
Als die CIA Mitte der 1970er Jahre im Zuge von Watergate, dem Vietnamkrieg und den parlamentarischen Untersuchungsausschüssen in der öffentlichen Meinung am Tiefpunkt angelangt war, berief der neue Präsident Jimmy Carter als neuen Direktor einen Mann von Außen. Für den undankbaren Job gewann Carter 1977 den mit ihm befreundeten Navy-Admiral Stansfield Turner (1924-2018), der für seinen analytischen Sachverstand bekannt war und eigentlich die Navy anführen wollte.
Hatte die von Strippenzieher Allen Dulles aufgebaute CIA lange ein Eigenleben geführt und mörderische Politik hinter dem Rücken der eigenen Präsidenten gemacht, stimmte sich Turner eng mit Carter ab. Um die US-Geheimdienste umfassend zu reformieren, beanspruchte der Stratege die Hoheit über deren Budget. Der Militär hielt wenig von konventionellen Spionen, sondern forcierte die technische Aufklärung mit Satelliten und Abhören, deren Ergebnisse er als sicherer und zuverlässiger beurteilte.
Die Abkehr von den Methoden seiner Vorgänger brachte dem im Spionagegeschäft unerfahrenen Admiral den Argwohn hochrangiger CIA-Leute ein. Am 31.10.1977 löste Turner das Problem mit einer Massenentlassung von CIA-Mitarbeitern, die als "Halloween Massaker“ bekannte wurde. Die CIA wurde 1979 von der iranischen Revolution überrascht. Mit einer ungewöhnlichen CIA-Operation gelang Turner 1980 die Ausschleusung von im Iran untergetauchten US-Amerikanern, darunter zwei CIA-Leuten.
Eine geplante militärische Befreiung von inhaftierten Geiseln aus dem Iran scheiterte jedoch kläglich und wurde von den Republikanern im Wahlkampf ausgeschlachtet. Nach dem Regierungswechsel berief Reagan als neuen CIA-Chef seinen Wahlkampfmanager William Casey, der im Kriegsgeheimdienst OSS gedient hatte und die CIA wieder zum Instrument für verdeckte Interventionen und geheime Kriege machte.
Im Ruhestand übte Turner scharfe Kritik an Reagan sowie später an George W. Bush für dessen Irakkrieg, da die geheimdienstlichen Erkenntnisse keine Annahme einer tatsächliche Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen stützten. Turner schämte sich insbesondere für Vizepräsident Richard Cheney, der für Folter eintrat.
Wie die Washington Post meldet, verstarb Turner am 18.01.2018 im Alter von 94 Jahren.