Chavez ist gestorben
Venezuela und Lateinamerika sehen einer unruhigen Zeit entgegen
In Venezuela wird sich vielleicht nun zeigen, in welche Richtung Lateinamerika weiter gehen wird. Hugo Chavez, der Venezuela nach links orientiert hat und damit sowie mit dem Geld aus den großen Ölressourcen des Landes vielen lateinamerikanischen Ländern die Richtung vorgegeben hat, ist gestern an seiner im Juni 2011 entdeckten Krebserkrankung gestorben, wie Vizepräsident Nicolás Maduro mitteilte.
Chavez, ein charismatischer Politiker, der im In- und Ausland höchst umstritten war, hat Venezuela 14 Jahre lang regiert und einen auch von den USA gestützten Putsch überstanden. Um ihn hat sich ein Personenkult entwickelt, was bedeuten kann, dass die von ihm ausgerufene bolivarische Revolution nun in sich zusammenbricht, auch wenn er seinen Nachfolger, Nicolás Maduro, bereits vor seinem Tod ernannt hatte, um Machtkämpfe zu verhindern. Aber Maduro hat bei weitem nicht die Ausstrahlungskraft von Chavez und ist im Ausland weitgehend unbekannt. Im Dezember hatten Chavez und die Vereinte Sozialistische Partei (PSUV) noch die Wahlen haushoch gewonnen.
Der erst 58-Jährige, der seit Beginn seiner Erkrankung immer mal wieder von der Opposition und vom interessiertem Ausland abgeschrieben wurde, war im Dezember zum vierten Mal in Kuba behandelt worden. Am 18 Februar, als er nach Venezuela zurückgekehrt war, hatte er zum letzten Mal auf Twitter geschrieben, dass er an Christus festhalte und seinen Ärzten vertraue: "Wir werden leben und siegen."
Maduro kündigte an, dass das Militär und die Polizei für den "Frieden des venezolanischen Volkes" sorgen werden, was schon darauf hinweist, dass Unruhen befürchtet werden oder man zumindest höchst nervös ist. Er rief zur Einheit und zur Friedlichkeit auf. Nach der Verfassung, so El Pais, übernimmt nun Diosdado Cabello, der Präsident des Parlaments, die Macht, bis eine neue Regierung gewählt wird.
Die US-Regierung wies Gerüchte zurück, dass sie etwas mit der Erkrankung von Chavez zu tun habe. Das sei "absurd". Trotz der unterschiedlichen politischen Orientierung müsse man eine "funktionale und produktive" Zusammenarbeit realisieren. Der venezolanischen Regierung wurde gleichzeitig bescheinigt, nicht an einer verbesserten Beziehung zu den USA interessiert zu sein. Chavez hatte der US-Regierung immer unterstellt, ihn aus dem Amt schaffen oder töten zu wollen.
Die New York Times charakterisiert den amerikakritischen Chavez so:
"He was a dreamer with a common touch and enormous ambition. He maintained an almost visceral connection with the poor, tapping into their resentments, while strutting like the strongman in a caudillo novel. His followers called him Comandante."