Chavisten erleiden Niederlage bei Wahlen in Venezuela
Regierungslager büßt inmitten der Wirtschaftskrise die Mehrheit ein, Opposition könnte zwei Drittel der Mandate erobern
Bei den Parlamentswahlen in Venezuela haben die regierenden Sozialisten eine empfindliche Niederlage erlitten. Bei einer außergewöhnlich hohen Wahlbeteiligung von 74,25 Prozent konnte das Oppositionsbündnis Tisch der Demokratischen Einheit (MUD) 99 von 167 Sitzen gewinnen. Die regierende Vereinte Sozialistische Partei (PSUV) von Präsident Nicolas Maduro kommen auf 46 Mandate. Die Besetzung von 22 Abgeordnetenposten ist noch unklar.
Vorausgegangen war ein unerwartet ruhiger Wahltag mit einer massiven Beteiligung der Venezolanerinnen und Venezolaner. Viele Wahlzentren hatten bereits zur Mittagsstunde eine Beteiligung von rund 50 Prozent verzeichnet.
Ein Einbruch der nach dem langjährigen Präsidenten benannten "Chavisten" hatte sich angesichts der Wirtschaftskrise in Venezuela abgezeichnet. Dennoch waren Anhänger der Sozialisten am Abend in Caracas angesichts der massiven Veränderung der Mehrheitsverhältnisse erschüttert und ausländische Beobachter überrascht. Nun schauen alle gespannt auf die Auszählung der noch offenen Wahlkreise. Erreicht das MUD-Bündnis eine Zwei-Drittel-Mehrheit, könnte die Opposition sogar die Verfassung verändern und den Reformprozess der "Bolivarischen Revolution", der
Anfang 1999 unter dem inzwischen verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez begonnen wurde, umzukehren versuchen.
Die massive Mehrheit für die Regierungsgegner kommt durch eine Mischung aus Listenwahl und Direktwahl von Kandidaten zustande. Dieses System und die Aufteilung der Wahlkreise wurde bis heute als Vorteil für die PSUV interpretiert. Diese Vorhersage hat sich als nicht richtig erwiesen,
ebenso wie viele Prognosen von venezolanischen Umfrageinstituten. Am Ende hat die PSUV 42 Prozent der Stimmen erhalten, aber deutlich Sitze eingebüßt. Grund dafür ist auch der Stimmenzuwachs des Oppositionsbündnisses.