Chef macht auf anders

Neben der Spur

Der Schuster bleibt bei seinen Leisten nicht, wenn Google und Facebook ihre Produkte erweitern

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Klar, prinzipiell darf ein Schuster seine Leisten verlassen. Dies hier ist ein freies Land und niemand kann dazu gezwungen werden, sein Leben lang Leder zu nageln. Übertragen gesagt.

Nun hat sich Google dazu entschlossen, nicht mehr einen auf Skype zu machen und mit Hangout das gemeinschaftliche Plaudern über Video-Chat zu fördern, sondern aus Eins Zwei werden zu lassen. In Zukunft gibt es also Hangout Chat und Hangout Meet.

"Was interessiert mi des", könnte man sagen. Nun, die eine Hälfte der Software (lustig von Hälfte bei virtueller Ware zu reden) wird also weiterhin skypen, wärend die andere klar in Richtung Slack geht. Denn in Hangout Chat existieren ab jetzt Gruppenunterhaltungen und eigene Räume, so wie man es GENAU von Slack kennt. Google macht also einen auf "ich auch".

So ähnlich hat sich das Facebook auch mit Snapchat gedacht. Beziehungsweise hat man dort vor zwei Wochen das Feature Messenger Day gelaunched, das es Nutzern ermöglicht, den ganzen Tag zusammenzufassen und den an die Freunde zu schicken. Am nächsten Morgen ist alles vergessen, es verfällt. Und auch hier steht deutlich die Konkurrenz Pate.

Wobei man bei Facebook noch eher verstehen kann, warum das irgendwie zur Kernkompetenz des Kernprodukts gehören soll. Bei Google schwingt natürlich immer ein wenig die Frage mit: Wie wollen die mir denn jetzt schon wieder Werbung in den Hangout unterjubeln? Oder: Welche Daten greifen sie mir denn jetzt schon wieder aus dem Chat für noch mehr Werbung ab? Sonst macht das ja alles keinen Sinn.

Ganz merkwürdig wird es dann allerdings, wenn ein Elektroautohersteller ... gut, wenn ein Dachplatten- und Elektroautohersteller ... gut, wenn ein Batterien-, Dachplatten- und Elektroautohersteller daher kommt und verspricht, in 100 Tagen das Stromnetz von Südaustralien zu reparieren. Und das noch mit dem Versprechen, er verzichte auf eine Entlohnung, wenn das auch nur 101 Tage lang dauere.

Da würde man dann schon ganz gerne wissen, ob solche Nebenentwicklungen und Seitenprojekte nicht auch ein wenig eine Wette mit sich selbst sind. So nach dem Motto: Wetten, dass sie es nicht schaffen, über Nacht der beste Pilzzüchter in der Stadt zu werden.

Vielleicht ist Google, Facebook und Tesla manchmal nur einfach ein wenig langweilig, und dann fangen sie zu spielen an. Schon OK.