China: Weniger Export, mehr Binnenmarkt

Deutschland sollte von der Volksrepublik lernen

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Chinas Exporte sind im vergangenen Jahr um 7,7 Prozent zurück gegangen, berichtet das Internetmagazin Asia Times Online. Das sei der stärkste Rückgang seit sechs Jahren. Der Handelsbilanzüberschuss sei um 16,4 Prozent zurück gegangen.

Haben also die Pessimisten doch recht, die im letzten Jahr wieder verstärkt dem Land der Mitte den großen Kladderadatsch prophezeit haben? (Siehe auch China: Der Crash blieb mal wieder aus) Offenbar nicht, denn Chinas Wirtschaft wächst weiter, 2016 immerhin um knapp sieben Prozent. Wie es aussieht, gibt es derzeit eine rasante Verlagerung weg von der Konzentration auf das Auslandsgeschäft hin zur Binnennachfrage.

In der Vergangenheit hieß in China Binnennachfrage vor allem Arbeit für die Bau- und Schwerindustrie, denn lange hatte das Land die weltweit höchsten Investitionsraten. Nirgendwo sonst floss ein so hoher Teil des Nationaleinkommens in den Bau neuer Fabriken, Flughäfen, Eisenbahnen und Straßen. Inzwischen spielt jedoch der private Konsum eine zunehmende Rolle, was unter anderem auch an der anziehenden Inflation abzulesen ist.

Das heißt allerdings nicht, dass staatliche Investitionen und Bauwirtschaft inzwischen bedeutungslos wären. Im Gegenteil: Die Schwerindustrie hat zuletzt wieder an Fahrt aufgenommen und vermutlich macht sich in Beijing (Peking) schon mancher Gedanken, ob Infrastrukturprogramme und ähnliches verlängert werden müssen, damit diese Entwicklung anhält und nicht mit dem für dieses Jahr anstehenden Auslaufen der konjunkturellen Anreize in sich zusammen fällt.

Sorgen sollten sich derweil die hiesigen Unternehmen und Politiker machen, denn Deutschland hängt im ähnlichen Maße von der Exportindustrie ab. Mit dem kleinen Unterschied, dass es hierzulande bei Politikern und Konzernlenkern – anders als in China – kein Problembewusstsein zu geben scheint.

Das könnte sich in nächster Zeit als ungünstig erweisen, denn die Welthandelsorganisation WTO hat bereits Anfang Dezember geschätzt, dass der Welthandel mit Gütern 2016 nur um 1,7 Prozent und damit deutlich weniger als erwartet gewachsen ist. Das wäre der niedrigste Wert seit dem Einbruch 2009 in der Folge der Finanzkrise in Nordamerika und der EU. Für 2017 wird ein Wachstum von 1,8 bis 3,1 Prozent erwartet.

Der globale Handel scheint also eher auf Sparflamme zu laufen, zumindest wenn das untere Ende der Prognose eintreten sollte. Nimmt man die wachsenden handelspolitischen Spannungen hinzu, die von der neuen US-Regierung ausgehen könnten, und bedenkt man die Sackgasse, in der sich die hierzulande industriepolitisch besonders wichtige Automobilindustrie mit ihren Betrügereien und dem Verzicht auf Innovation im Elektrobereich manövriert hat, dann ballen sich am Horizont für die hiesige Wirtschaft allerlei Wolken zusammen.