China: Wichtiger Erfolg für Homosexuellen vor Gericht

(Bild: Gay Pride Flag of United China. Bild: ROC-TPEsunshine / CC BY-SA 4.0 )

Scheidungswilliger wurde von Familie zwangsweise eingeliefert und gegen seinen Willen einer "Umwandlungstherapie" unterzogen

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In der zentralchinesischen Provinz Henan wurde Ende Juni einem homosexuellem Mann Recht gegeben, der ein Krankenhaus wegen einer gegen seinen Willen durchgeführten Behandlung verklagt hatte. Das berichtet jetzt die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Der Mann war 19 Tage gegen seinen Willen festgehalten und einer Therapie gegen eine Angststörung unterworfen worden. Zu dieser gehörten unter anderem auch Injektionen eines nicht genannten Medikaments.

Das Gericht forderte das beklagte Krankenhaus zu einer öffentlichen Entschuldigung auf und gestand dem Kläger Schadensersatz in Höhe von 5.000 Yuan (645 Euro) zu. Das Hospital habe seine individuellen Freiheitsrechte verletzt. Die Therapie, die ein Versuch gewesen sei, seine Homosexualität zu "heilen", wurde vom Gericht nicht in Frage gestellt. Ob es sich mit dieser Frage überhaupt befasst hatte, ist dem Bericht nicht zu entnehmen.

Der 38jährige Mann war von seiner Ehegattin und Verwandten eingeliefert worden, nachdem er die Scheidung gesucht hatte. Aus Angst, diese können einen weiteren Versuch unternehmen, ihn zwangsweise in ein Krankenhaus einzuweisen, könne er nicht in seine alte Wohnung zurückkehren.

Laut Zeitung handelt es sich um den ersten Fall dieser Art, in dem einem Homosexuellen Recht gegeben worden sei. In einem anderen Bericht hatte das gleiche Blatt Anfang Juni 2017 darüber geschrieben, wie sehr sich Chinas Homosexuelle beiderlei Geschlechts noch verstecken müssen. In verschiedenen Befragungen hätte sich gezeigt, dass die Hälfte der befragten Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (oft mit LGBT abgekürzt, "lesbian, gay, bisexual or transsexual") sich diskriminiert fühlen. Nur vier Prozent von ihnen würden ihre Neigungen öffentlich ausleben.

In dem Beitrag von Anfang Juni wird auch der Fall eines schwulen Lehrers geschildert, der mit seinem Partner in einer Großstadt zusammenlebt. Als Fassade für seine Familie auf dem Dorf und die Kollegen in der Stadt ging er eine Scheinehe ein. Seine Ehefrau hält es im übrigen genauso, sie ist lesbisch.

Entsprechend ist das jüngste Urteil offensichtlich als ein wichtiger, wenn auch kleiner Fortschritt zu werten. In China, so die South China Morning Post, sei Homosexualität bereits vor 15 Jahren von der Liste der psychischen Erkrankungen genommen worden, aber noch immer gebe es viele Fälle, in denen Familien Verwandte einer sogenannten Umwandlungstherapie unterziehen wollen.

Im benachbarten Taiwan hatte im Mai der Oberste Gerichtshof des Landes entschieden, dass gleichgeschlechtliche Partner das Recht zu heiraten haben müssen. Ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren wurde Anfang Juli in Gang gesetzt. Taiwan wäre damit das erste Land in Asien, dass Homosexuelle in der Frage der Ehe gleichstellt und ist damit zum Hoffnungsträger der Betroffenen in der Region geworden.

In der Volksrepublik sind entsprechende Gleichstellungsanträge seit 2003 dreimal im Parlament eingebracht aber abgelehnt worden, schrieb 2015 die Global Times, das internationale Sprachrohr der dortigen Regierungspartei. Im Zuge der sexuellen Revolution, die das Land offensichtlich parallel zum wirtschaftlichen Aufstieg durchläuft, besteht also Hoffnung, auch wenn es trotz Legalisierung immer noch staatliche Repression gibt.